Ukraine-Präsident Selenskyj erneut zu Gast im Vatikan
11.10.202413:59
(zuletzt bearbeitet am 11.10.2024 um 15:34 Uhr)
Vatikan/Ukraine/Papst/Krieg/Diplomatie
Gespräche über "Wege zur Beendigung des Krieges"
Vatikanstadt, 11.10.2024 (KAP) Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Freitag Gespräche im Vatikan geführt. Dabei ging es auch um Wege zur Beendigung des Krieges zwischen Russland und der Ukraine. Dies teilte das vatikanische Presseamt mit.
Der wie immer in militärischer Kleidung auftretende Präsident wurde zunächst von Papst Franziskus empfangen. Als Geschenk überreichte er dem Papst ein Ölgemälde, das ein Kind inmitten von Trümmern und Leichen nach dem Massaker von Butscha im Jahr 2022 zeigt.
Danach sprach der ukrainische Staatschef mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und mit dem vatikanischen Außenminister Paul Gallagher. Themen waren nach Vatikan-Angaben der Stand des Krieges und die humanitäre Lage in der Ukraine. Man habe über "Wege gesprochen, die den Krieg beenden könnten, indem sie zu einem gerechten und stabilen Frieden im Land führen".
Schließlich sei es auch um "einige Aspekte des religiösen Lebens im Lande" gegangen. Mit dieser Formel wird meist die Lage der Religionsfreiheit in einem Staat bezeichnet. Diese sieht der Vatikan in der Ukraine als beeinträchtigt an, weil das ukrainische Parlament die als moskaunah geltende Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) durch ein neues Gesetz zu mit Russland verbundenen religiösen Organisationen verboten hat.
Selenskyj lobt Besuch Parolins
Selenskyj teilte auf dem Portal "X" mit, Gesprächsthemen seien unter anderem die Rückkehr verschleppter Kinder, Geiseln und Kriegsgefangener gewesen. Insbesondere sei es dabei um die Vorbereitungen zu einer Konferenz über den Frieden am 30. und 31. Oktober in Kanada gegangen. Zudem habe man über den jüngsten Ukraine-Besuch von Kardinalstaatssekretär Parolin gesprochen, den Selenskyj als hilfreich für die Wiederherstellung der ukrainischen Souveränität und territorialen Integrität bezeichnete.
Es war Selenskyjs dritter Besuch im Vatikan nach 2020 und 2023. Anders als bei seinem Besuch im Vorjahr wurde der Präsident diesmal mit allen protokollarischen Ehren im Apostolischen Palast empfangen.
Angespanntes Verhältnis
Das Verhältnis zwischen dem Papst und dem ukrainischen Präsidenten war in den vergangenen Jahren nicht ohne Spannungen. Zwar erinnerte Franziskus angesichts der russischen Angriffe immer wieder öffentlich an das "gequälte Volk der Ukraine". Zudem engagiert sich der Vatikan erfolgreich beim Gefangenenaustausch sowie in der humanitären Hilfe.
Doch während Selenskyj noch darauf setzt, einen Frieden mit Russland militärisch erreichen zu können, wirbt der Papst für einen Frieden auf dem Verhandlungsweg. Bislang bemühte sich der Vatikan vergeblich um eine eigene Friedensvermittlung zwischen Moskau und Kiew.
Selenskyj befindet sich seit Donnerstag auf einer Tour durch die Hauptstädte Großbritanniens, Frankreichs, Italiens und Deutschlands. Zuvor nahm er im kroatischen Dubrovnik an einem Ukraine-Südosteuropa-Treffen teil.
In Rom wurde Selenskyj am Donnerstag von der italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni herzlich empfangen. Nach seinem Besuch im Vatikan wollte er nach Berlin weiterreisen.
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