Scharfe gemeinsame Kritik gegen "Gewalt, Völkermord und Zerstörung von Strukturen" - Waffenstillstands-Appell an UN-Sicherheitsrat
Beirut, 17.10.2024 (KAP) Schärfste Kritik an Israels Angriffen auf ihr Land haben die Vertreter aller Religionen des Libanons ausgesprochen. Bei einem Treffen im maronitischen Patriarchat in der Stadt Bkerke verurteilten sie die anhaltende "barbarische und brutale Aggression" Israels gegen seinen nördlichen Nachbarn. Internationale Verträge wie die Menschenrechte sowie Resolutionen der Vereinten Nationen und des UN-Sicherheitsrates würden dabei ignoriert, und nach der vollständigen Zerstörung des Gazastreifens gebe es nun auch gegen den Libanon "Gewaltanwendung, Tötung, Völkermord und Zerstörung von Strukturen, Einrichtungen und Wohnhäusern", heißt es laut einem Bericht der römischen Nachrichtenagentur Fides vom Mittwoch.
Gelöst werden könne der Konflikt nur unter Einhaltung der libanesischen Verfassung und unter Wahrung der nationalen Souveränität des Landes, betonen die Religionsführer. Der UN-Sicherheitsrat wurde dazu aufgerufen, unverzüglich einen Waffenstillstand zu erwirken, um das "humanitäre Massaker an Libanon zu beenden". Als nächsten Schritt müsse das libanesische Repräsentantenhaus rasch einen Präsidenten wählen, um das Land so "aus der politisch-institutionellen Lähmung zu befreien", zudem gelte es, die Verteidigungskapazitäten der libanesischen Armee zu stärken.
Beteiligt am Gipfeltreffen waren unter anderem der griechisch-orthodoxe Patriarch Yohanna X. Yazigi, der drusische Scheich Akl Sami Abi el-Mona, der sunnitische Mufti Abdul Latif Daryan, der Vizepräsident des schiitischen Höheren Islamischen Rates Ali el-Khatib, der Präsident des alawitischen Islamischen Rates Ali Qaddour und der Präsident der Obersten Synode der Evangelischen Gemeinschaft im Libanon und in Syrien, Joseph Kassab. Anwesend war auch der Apostolischer Nuntius im Libanon, Erzbischof Paolo Borgia.
Der maronitische Patriarch, Kardinal Bechara Boutros Rai hatte als Gastgeber eingangs an die gemeinsame "spirituelle, moralische und nationale Verantwortung" der Religionsvertreter erinnert und die Anwesenden dazu aufgerufen, jegliches Misstrauen und Kontroversen angesichts der aktuellen Lage beiseitezulassen.
Erst kurz davor hatte sich Rai in einem Interview mit der Zeitschrift "Il Regno" auch von der Hisbollah distanziert: Die Miliz habe sich dazu entschieden, einen Krieg zu führen, den das libanesische Volk und dessen Regierung jedoch nicht wolle und der somit ein "aufgezwungener Krieg" sei. Weder Israel noch die Hisbollah hörten derzeit auf Friedensappelle, so der Patriarch. Der Libanon werde unter diesem Konflikt begraben.