"Ein Grieche ist ein Weltbürger, aber er vergisst nie seinen Glauben, seine Sprache, seine Werte und Traditionen"
Canberra, 22.10.2024 (KAP) Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., hat einen rund zweiwöchigen Australien-Besuch abgeschlossen. Anlass war das 100-Jahr-Jubiläum der Griechisch-orthodoxen Kirche in Australien. Der Patriarch war in zahlreichen Pfarren und weiteren kirchlichen Einrichtungen zu Gast und suchte die Begegnung mit den Gläubigen. Dazu kamen zahlreiche Gespräche mit Vertretern des öffentlichen Lebens, wie der "Pro Oriente"-Informationsdienst am Dienstag mitteilte.
Zum Abschluss seines Besuchs sprach Bartholomaios am Wochenende in einer Pfarre in Melbourne von "freudiger Trauer", die er nun empfinde. Er habe enorme Fortschritte im Leben der Erzdiözese Australien erleben dürfen, zugleich müsse er wieder abreisen. Er lasse aber einen Teil seines Herzens in Australien, so der Patriarch. Die Verbindung der Ortskirche in Australien zum "heiligen Zentrum" des Patriarchats in Konstantinopel sei in den vergangenen Jahren enger und inniger geworden, hob Bartholomaios lobend hervor.
Der Patriarch rief die australischen Gläubigen im Verlauf seines Besuchs mehrmals dazu auf, die Universalität der Orthodoxie zu bezeugen und die eigenen griechischen Bräuche, Traditionen und ihre Sprache zu bewahren. Dies garantiere nicht nur das Überleben der griechischen Diaspora, sondern sei auch "der Schlüssel zu ihrem spirituellen Wohlergehen und Fortschritt". Die jüngere Generation ermutige Bartholomaios, sich an ihre Wurzeln zu erinnern, und erklärte: "Ein Grieche ist ein Weltbürger, aber er vergisst nie seinen Glauben, seine Sprache, seine Werte und Traditionen."
In einer Rede im "Centre Peace" in Melbourne plädierte der Patriarch eindringlich für den Dialog. Es gebe eine Notwendigkeit zum Dialog als einzigen Weg zu Versöhnung und Frieden, so Bartholomaios. Daher habe das Ökumenische Patriarchat eine führende Rolle bei der Förderung des ökumenischen und interreligiösen Dialogs trotz der globalen Konflikte aufgrund von Nationalismus, kulturellen und religiösen Unterschiede, geopolitischen Interessen und wirtschaftlicher Gier. Der Patriarch beklagte die Entmenschlichung, die mit diesen Konflikten einhergeht, und wies darauf hin, dass die Hauptlast solcher Kämpfe die verwundbarsten Mitglieder der Gesellschaft, insbesondere Frauen und Kinder, träfe.
Bartholomaios verteidigte auch erneut die Gewährung der Autokephalie an die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) und bezeichnete diese als entscheidenden Schritt zur Bewahrung der Einheit innerhalb der Orthodoxie.
Patriarch Bartholomaios besuchte unter anderem auch einige griechisch-orthodoxe Klöster und wurde mit einem Ehrendoktorat ausgezeichnet. Zudem traf er mit dem assyrischen Patriarchen Mar Awa III. zusammen, der sich ebenfalls zu einem Pastoralbesuch in Australien aufhielt.
400.000 Griechisch-Orthodoxe
Die erste griechisch-orthodoxe Kirche wurde 1898 in Sydney errichtet, bald darauf erfolgte der zweite Kirchenbau in Melbourne. In den beiden Städten entstanden auch die ersten offiziellen griechisch-orthodoxen Kirchengemeinden im Land. Zahlreiche weitere folgten im Laufe der nächsten Jahrzehnte. Im März 1924 wurde schließlich die Metropolie von Australien (und Neuseeland) gegründet.
Die Zahl der griechisch-orthodoxen Gläubigen in Australien wird auf rund 400.000 geschätzt. Es gibt insgesamt rund 130 Pfarren und acht Klöster. Der Schwerpunkt der 100-Jahr-Feierlichkeiten liegt inhaltlich das gesamte Jahr über schon auf Jugendveranstaltungen in ganz Australien, bei denen die Kirche zukunftsfit gemacht werden soll, wie es heißt.