Nachdem Synodale dem Vatikan Dialog-Verweigerung in der Frauenfrage vorgeworfen hatten, kam es nun zu einer Aussprache mit Glaubenspräfekt Kardinal Fernandez - Kurienkardinal: Papst hält Tür für Frauendiakonat offen
Vatikanstadt, 25.10.2024 (KAP) Teilnehmende der aktuell im Vatikan tagenden Weltbischofssynode haben eine ähnliche Versammlung zur Frage der Frauenweihe gefordert. Während eines Treffens von etwa 80 Synodalen und dem Präfekten des Glaubensdikasteriums, Kardinal Viktor Fernandez, sagte ein Beteiligter: "Anstatt das Thema einer Studiengruppe zu geben, sollte es Gegenstand der nächsten Synode sein." Das vatikanische Nachrichten-Portal "Vatican News" veröffentlichte am Freitag einen Mitschnitt der 90-minütigen Veranstaltung, die am Abend zuvor in Rom stattgefunden hatte. Nach Ansicht des Synodalen solle es bei der geforderten Versammlung auch um die Öffnung des Priesteramtes und andere damit verbundene Themen gehen.
Kardinal Fernandez sagte: "Die Themen der nächsten Synode werden auf der Synode diskutiert werden." Er wisse aber nicht, wie das Auswahlverfahren aussehen werde. Das sei nicht seine Aufgabe.
Die Begegnung zwischen dem Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde und Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Weltsynode war von Fernandez kurzfristig anberaumt worden, nachdem Synodale dem Kardinal Dialog-Verweigerung in der Frauenfrage vorgeworfen hatten.
Hintergrund ist die anhaltende Debatte um Zusammensetzung und Arbeit einer vom Glaubensdikasterium koordinierten Experten-Studiengruppe zur viel diskutierten Rolle von Frauen in der Kirche. Als eines von zehn Themenbereichen, für die eigene Studiengruppen bis Mitte 2025 Vorschläge erarbeiten sollen, hatte Papst Franziskus die sogenannte Frauenfrage im Frühjahr von den Beratungen der aktuellen Welt-Bischofssynode über Synodalität ausgelagert.
Weibliche Berater beteiligt
Wie Kardinal Fernandez bei dem nunmehrigen Treffen mit Weltsynoden-Teilnehmenden sagte, beteiligen sich auch Frauen an den Beratungen zur weiblichen Rolle in der katholischen Kirche. Der Glaubenspräfekt zählte einige Namen weiblicher Konsultatoren seines Dikasteriums auf, darunter die Theologinnen Claudia Leal Luna, Nuria Calduch-Benages, Michelina Tenace, Benedetta Rossi und Sandra Mazzolini.
Grundsätzlich beteilige sich an den Studien zu dieser Frage das gesamte Dikasterium, keine Gruppe aus fünf bis zehn Experten, fügte Fernandez hinzu. Miteinbezogen würden auch die ordentlichen Mitglieder der Behörde. Darunter ist etwa der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn.
Zur spezifischen Frage der Frauenrolle in der katholischen Kirche spiele zudem Kardinal Gianfranco Ghirlanda eine besondere Rolle - "obwohl er keine Frau ist", so Fernandez. Der 82-jährige Italiener habe sich intensiv mit dem Unterschied zwischen Weihe und Leitungsgewalt auseinandergesetzt. Dies sei wichtig, wenn es um die mögliche Autorität von sogenannten Laien gehe.
Papst hält Tür für Frauendiakonat offen
Fernandez dementierte im Austausch mit den Synoden-Teilnehmenden auch Berichte, wonach Papst Franziskus entschieden habe, dass Frauen in der katholischen Kirche definitiv nicht zum Diakonat zugelassen werden können. Der Papst habe die Tür zum Frauendiakonat nicht geschlossen, so der Präfekt des Glaubensdikasteriums. Zu sagen, dass "eine Entscheidung über den Diakonat noch nicht reif ist", bedeute nicht, dass Franziskus unter das Thema einen Schlussstrich ziehen wolle.
Am Montag hatte Kardinal Fernandez bei der Weltsynode eine Erklärung verlesen. Darin hieß es, der Standpunkt des Papstes zum Frauendiakonat sei bekannt. Franziskus halte die Frage zum jetzigen Zeitpunkt "noch nicht für reif", habe aber schon frühzeitig das Glaubensdikasterium damit beauftragt, Möglichkeiten einer Entwicklung auszuloten, ohne sich auf das Weiheamt zu konzentrieren. Diese Worte waren in manchen Medienberichten zunächst als eine klare Absage an ein Frauendiakonat interpretiert worden.
Bei der Weltsynode hatten sich mehrere Teilnehmer, darunter Bischöfe, mit Nachdruck für eine Öffnung des Diakonenamts für Frauen ausgesprochen. In Pressekonferenzen am Rande der Synode erklärten auch zwei afrikanische Erzbischöfe, die als Kritiker weitreichender Reformvorschläge gelten, dass sie eine Zulassung von Frauen zum Diakonat mittragen würden, wenn diese vom Papst gebilligt werde. Das durch Weihe übertragene Amt ist eines der ältesten der Kirche. Diakone dürfen taufen, verheiraten, beerdigen und predigen, aber nicht die Messfeier leiten oder Beichte hören.
Bischof Bätzing: Papst wird Frauenfrage nicht klären
Nach Auffassung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, wird Papst Franziskus die Frage des Frauendiakonats nicht klären. "Er hat sich entschieden, das nicht zu tun und ich glaube, er kann es auch nicht", sagte der Limburger Bischof am Donnerstagabend in Rom bei einer Online-Veranstaltung der Freisinger Domberg-Akademie. Als verletzend bewertete Bätzing die grundsätzliche Kritik des Papstes am Klerikalismus in der Kirche und das Argument, ein Weiheamt für Frauen würde diese klerikalisieren.
Zu dem aktuellen Treffen von Kardinal Fernandez mit den Weltsynoden-Teilnehmern sagte Bätzing, der entscheidende Satz sei gewesen: "Der Papst will, dass diese Frage offengehalten wird." Das stimme zuversichtlich. Irgendwann werde die Frage also entschieden.
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