Kardinal Schönborn bei Messe mit österreichischen Bischöfen in Wallfahrtskirche St. Wolfgang: Glaube ist Einladung und darf nie Zwang sein - Salzkammergut-Region um den Wolfgangsee feierte in den vergangenen Monaten die Geburt des heiligen Wolfgang vor 1.100 Jahren
St. Wolfgang, 06.11.2024 (KAP) Die österreichischen Bischöfe haben mit einem Festgottesdienst in der Wallfahrtskirche St. Wolfgang die Feierlichkeiten im Gedenken an den vor 1.100 Jahren geborenen heiligen Wolfgang abgeschlossen. Kardinal Christoph Schönborn stand der Festmesse am Dienstagabend vor und predigte auch. Der Gottesdienst war der liturgische Höhepunkt der viertägigen Herbst-Vollversammlung der Bischofskonferenz, die am Montag begonnen hat und die für den Kardinal laut eigenen Worten "voraussichtlich auch die letzte sein wird", an der er als amtierender Wiener Erzbischof teilnimmt. In der Predigt betonte Schönborn, dass der christliche Glaube immer eine Einladung sei, bei der es daher keinen Zwang geben dürfe.
Ausgehend von den Tageslesungen stellte der Kardinal den "Christus-Hymnus" aus dem Philipperbrief in das Zentrum seiner Predigt. Dieser höchstwahrscheinlich älteste Text des Neuen Testaments sei das "größte Bekenntnis zu und über Jesus Christus" und "das Herz unseres Glaubens". Sich so wie der Herr zu "entäußern" und zu "erniedrigen" sei der bleibende Maßstab für Christen.
Schönborn erinnerte daran, dass die Missionstätigkeit des Paulus in Europa mit der Gründung der Gemeinde im griechischen Philippi begonnen habe. Es sei bedeutend, dass als erste Christin in Philippi die Purpurhändlerin Lydia genannt wird, die sich aufgrund der Verkündigung des Paulus taufen ließ und in deren Haus sich dann die Neugetauften trafen. "Im Haus einer Frau wird die erste christliche Gemeinde Europas gegründet", hielt der Kardinal fest und verwies in diesem Zusammenhang auf die kürzlich abgeschlossene Weltsynode und die nach wie vor offene Frauenfrage in der Kirche.
Jesus wollte keinen Zwang
Der christliche Glaube sei eine Einladung und dürfe nie mit Zwang verbreitet und gelebt werden, so der Kardinal unter Verweis auf das Tagesevangelium über die Einladung zum Festmahl. Die am Ende der Bibelstelle enthaltene Formulierung "nötige die Leute zu kommen" (auf Latein: "compelle intrare") habe eine tragische Fehlinterpretation in der Kirchengeschichte ausgelöst. Diese Bibelstelle sei seit dem Kirchenlehrer Augustinus fälschlicherweise zur Rechtfertigung von Zwang herangezogen worden, bis hin zur Legitimation der Inquisition und von Religionskriegen. "Das aber war nicht die Absicht Jesu: Es ging ihm um Einladung, nicht um Zwang." Die Kirche zahle heute den Preis dafür, dass es in ihr so viel Zwang, Nötigung bis hin zum Missbrauch gegeben habe, so der Kardinal unter Verweis auf den laut Umfrageergebnissen eklatanten Verlust von Vertrauen in die Kirche.
Im Anschluss an den Festgottesdienst fand im Gemeindezentrum von St. Wolfgang ein Empfang mit zahlreichen politischen und kirchlichen Vertretern der Region sowie der Bundesländer Oberösterreich und Salzburg statt. Landesrat Christian Dörfel (ÖVP), zuständig in Oberösterreich für Soziales, Integration und Jugend, würdigte die "gute Zusammenarbeit von Kirche und Politik bei der Hilfe für Menschen, die es brauchen". Wenn es um Gesundheit, Pflege, Menschen mit Beeinträchtigungen, Geflüchtete und Vertriebene gehe, seien kirchliche Institutionen "verlässliche Partner". Auch der Salzburger Landesrat Josef Schwaiger (ÖVP) würdigte die Zusammenarbeit mit der Kirche im Sozialbereich. Schwaiger beschloss seine Ausführungen mit einem ausdrücklichen Dank an Kardinal Schönborn und sagte: "Wir alle ziehen den Hut vor dieser Lebensleistung."
Großes Wolfgang-Jubiläum
Die Salzkammergut-Region um den Wolfgangsee hat heuer den Geburtstag des Bischofs von Regensburg vor 1.100 Jahren gefeiert, dem der See und Ort St. Wolfgang seinen Namen verdankt. Den feierlichen Auftakt zum Jubiläumsjahr "1.100 Jahre heiliger Wolfgang" bildete der Eröffnungsgottesdienst am 14. April mit dem Linzer Bischof Manfred Scheuer, der auf ServusTV übertragen wurde. Weitere Höhepunkte waren die Uraufführung eines Musicals über den Heiligen namens "Wolf - Das Mystical" am 23. Mai und ein Sternpilgern am 13. Juli.
Wolfgang wurde 924 in Pfullingen, Baden-Württemberg, geboren. Seine Spuren ziehen sich quer durch Europa. Eines der wichtigsten Zentren seiner Verehrung liegt aber in Oberösterreich, in St. Wolfgang am nach ihm benannten Wolfgangsee. 968 wurde Wolfgang zum Priester geweiht. In den darauffolgenden Jahren zog Wolfgang als Glaubensbote durch Noricum, ehe er 972 auf Vorschlag des Bischofs Pilgrim von Passau zum Bischof von Regensburg geweiht wurde. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod in Pupping (Bezirk Eferding) im Jahr 994 aus.
Schriftsteller Franzobel schrieb Libretto, Südtiroler Komponist Ortler die Musik - Uraufführung am Donnerstag auf Salzkammergut-Seebühne - Region Wolfgangsee begeht 1.100 Geburtstag des Heiligen und früheren Bischofs von Regensburg