Bischofskonferenz nach Herbstvollversammlung in Erklärung für mehr Frauen auf oberster Leitungsebene - Weitere Erklärungen zu den Themen Heiliges Jahr, Friede im Heiligen Land und öko-soziale Landwirtschaft - Erzbischof Lackner verurteilt bei Pressekonferenz antisemitische Angriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam
Wien, 08.11.2024 (KAP) In der Katholischen Kirche in Österreich sind zwar schon viele Forderungen umgesetzt, die bei der jüngsten Weltbischofsversammlung zum Thema Synodalität erhoben wurden, die Kirche soll aber noch synodaler und damit mitbestimmungsfreundlicher werden. Das hat die Österreichische Bischofskonferenz am Freitag in einer Erklärung im Anschluss an ihre Herbstvollversammlung im Europakloster Gut Aich festgehalten.
Erzbischof Franz Lackner, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, stellte bei einer Pressekonferenz in Wien die Ergebnisse der Beratungen vor und nahm zu Anfragen Stellung. Eingangs der Pressekonferenz zeigte er sich entsetzt über die Angriffe auf israelische Fußballfans in Amsterdam. Lackner verurteilte die Vorfälle auf das Schärfste und zeigte sich tief betroffen. "So etwas darf es nicht geben", sagte Lackner: "Dagegen müssen wir auftreten."
Zum Schlussdokument der Synode sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, dass nicht wenige Elemente einer synodalen Kirche in Österreich bereits gelebt würden, zahlreiche Punkte aber noch aufgegriffen und umgesetzt werden müssten. Dies betreffe vor allem die Diözesen, bei denen jetzt die Hauptverantwortung für die Weiterarbeit liege. Ziel sei - so der Titel der Bischofserklärung - die "Umkehr zu einer synodalen Kirche, die den Menschen dient".
Das Schlussdokument der Bischofssynode "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Teilhabe und Sendung" wurde unmittelbar nach dem Beschluss am 26. Oktober von Papst Franziskus zur Umsetzung freigegeben, erinnern die Bischöfe in ihrer Erklärung. "Dieser bislang einzigartige Akt eines Papstes seit dem Bestehen von Bischofssynoden ist Ausdruck bereits gelebter Synodalität in der Weltkirche und zugleich ein Arbeitsauftrag an die Ortskirchen."
Frauenbefugnisse weiter stärken
Die Präsenz und die Befugnisse von Frauen wollen die Bischöfe weiter stärken: Der Forderung der Weltsynode nach mehr Frauen in kirchlichen Führungspositionen entspreche der Beschluss des heimischen Episkopats, bis 2029 den Anteil von Frauen auf der obersten Leitungsebene auf ein Drittel anzuheben. Die Entwicklung dorthin solle jährlich erhoben werden.
Eine Frauenmehrheit gibt es sogar im nationalen Synodenteam, das den mehrjährigen weltkirchlichen Synodalen Prozess für Österreich begleitete. Dessen Mandat sei jetzt verlängert worden, teilte die Bischofskonferenz mit. Das aus drei Männern und vier Frauen bestehende Team wurde beauftragt, alle Inhalte im Synodenschlussdokument zu identifizieren, die einen Handlungsbedarf hierzulande nahelegen. Mitglieder sind der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, Pastoral-Bischof Josef Marketz, Bischofskonferenz-Generalsekretär Peter Schipka sowie die Theologinnen Klara Csizsar, Regina Polak und Petra Steinmair-Pösel und die Innsbrucker Caritas-Direktorin Elisabeth Rathgeb.
Erzbischof Lackner sah bei der Pressekonferenz im Blick auf die Weihe von Frauen die Zeit dafür noch nicht reif. Er verwies auf den vatikanischen Glaubenspräfekten Victor Fernandez, der sich zu diesem Thema kürzlich geäußert hatte. Die Argumente für ein "Ja" reichten nicht aus, aber die Argumente für ein "Nein" reichten auch nicht aus, zitierte Lackner Kardinal Fernandez. Er sei auch selbst skeptisch, wolle aber hinzufügen: "Ich will es auch gar nicht für die Zukunft ausschließen und ich werde nicht protestieren, wenn es kommt."Lackner hielt zugleich fest, dass alle Fragen stets im Kontext der Universalkirche gesehen werden müssten, "und in diesem universellen Kontext wollen wir auch als Kirche in Österreich bleiben". Nachsatz: "Den Glauben haben wir nicht in Europa erfunden."
Ein weiteres konkretes Vorhaben haben die heimischen Bischöfe aber jedenfalls zu den Diensten von Lektoren und Akolythen formuliert - den ältesten und seit 2021 weltkirchlich auch für Frauen offenen Ämtern für Laien in der Kirche. Dazu habe die Bischofskonferenz den Vorschlag für eine österreichweite Rahmenordnung erarbeitet, die nun von den Diözesen und zuständigen Einrichtungen geprüft werden soll.
Heiliges Jahr 2025
Weitere Erklärungen hat die Bischofskonferenz zu den Themen "Heiliges Jahr 2025", Friede im Heiligen Land und öko-soziale Landwirtschaft vorgelegt. Fünf Tage, nachdem Papst Franziskus am 24. Dezember mit dem Durchschreiten der Heiligen Pforte im Petersdom das Heilige Jahr 2025 eröffnet, folgen in Österreich am 29. Dezember in den Domkirchen die jeweiligen diözesanen Eröffnungsgottesdienste für dieses alle 25 Jahre begangene katholische Großereignis.
Die Bischöfe betonen sowohl die geistliche als auch die gesellschaftspolitisch-diakonische Ausrichtung des Heiligen Jahrs und luden Österreichs Katholikinnen und Katholiken zur Wallfahrt nach Rom ein. Wem eine Pilgerfahrt nicht möglich ist, werde in Österreich in ausgewählten Jubiläumskirchen und Heiligen Stätten die regelmäßige Möglichkeit zur geistlichen Aussprache, Beichte und zum Empfang des Ablasses haben.
Einen Überblick über Aktivitäten im Heiligen Jahr und weitere Informationen bietet die neue Internetseite www.heiliges-jahr.at, die laufend ergänzt wird.
"Heiliges Land braucht endlich Frieden"
Einmal mehr rufen Österreichs Bischöfe in einer weiteren Erklärung zum Frieden im Heiligen Land auf. Der Krieg bringe weder für Israelis noch für Palästinenser Sicherheit und Frieden, heißt es in ihrer Erklärung zum mehr als einjährigen Krieg im Nahen Osten. Durch die kriegerischen Auseinandersetzungen mit der Hisbollah sei nun auch noch der Libanon in die Gewaltspirale mit hineingezogen worden, zeigten sich die Bischöfe besorgt. Auf Gewalt folge stets weitere Gewalt.
In Übereinstimmung mit Papst Franziskus fordert die Bischofskonferenz die unverzügliche Freilassung aller noch in Gaza festgehaltenen Geiseln, einen sofortigen Waffenstillstand an allen Fronten, die Einhaltung des humanitären Völkerrechts und echtes Bemühen um eine gerechte politische Ordnung im Heiligen Land, "die Israelis und Palästinensern gleichermaßen ein Leben in Würde und mit Zukunftsperspektiven ermöglicht". Sie verurteilt alle Gewaltakte gegen die Zivilbevölkerung in Gaza, Nordisrael, im Westjordanland oder im Libanon und wandten sich auch scharf gegen den jüngsten Raketenbeschuss auf das UNIFIL-Camp Naqoura im Südlibanon.
Die Bischöfe schließen sich der Forderung der Caritas Österreich nach einem sicheren und nachhaltigen Zugang für humanitäre Hilfe in den Gazastreifen an und zeigten sich zudem zutiefst besorgt darüber, dass auch in Österreich die Anzahl antisemitischer Vorfälle signifikant gestiegen ist.
Erzbischof Lackner plädierte in der Pressekonferenz auch eindringlich, in der Hilfe für die Ukraine nicht nachzulassen. Das Land und seine Not leidenden Menschen stünden vor dem bereits dritten Kriegswinter.
Plädoyer für öko-soziale Landwirtschaft
Im Anschluss an einen Studientag im Rahmen der Herbstvollversammlung, an der u.a. Bundesminister Norbert Totschnig teilnahm, plädieren die Bischöfe in einer weiteren Erklärung eindringlich für eine europaweite öko-soziale Landwirtschaft. Diese sei "ökonomisch leistungsfähig, ökologisch verantwortungsvoll und zugleich sozial orientiert" ausgerichtet und habe sich in Österreich über Jahrzehnte vielfach bewährt. Anerkennung zollt der Episkopat dem Umstand, dass die meist generationenübergreifend betriebene Landwirtschaft in Österreich in vielen Bereichen vorbildhaft seien. Das betreffe die soziale Absicherung von Bäuerinnen und Bauern, die europaweit höchste Quote im Bereich der Biolandwirtschaft oder die hohe Anzahl an bergbäuerlichen Betrieben.
Klima- und Umweltschutz müssten Teil der österreichischen und europäischen Landwirtschaftspolitik sein, "weil nur so die Lebensgrundlagen nachhaltig gesichert werden können". Dazu gehörten u.a. auch Maßnahmen für die Artenvielfalt und gegen den Bodenverbrauch, so die Bischöfe.