Britische Zeitung "Guardian" sprach mit neun Betroffenen - Dunkelziffer wohl deutlich höher
London/Madrid, 12.11.2024 (KAP) Mehrere Frauen berichten von sexuellen Übergriffen auf dem Jakobsweg in Spanien, Portugal und Frankreich, wie das Online-Portal "religion.orf.at" unter Berufung auf Recherchen der britischen Zeitung "Guardian" meldet. Neun Frauen schilderten der britischen Zeitung ihre Erfahrungen, die Dunkelziffer dürfte jedoch weitaus höher sein. Die Vorfälle reichen von Verfolgungen und exhibitionistischem Verhalten bis hin zu Übergriffen, die sich meist ohne Zeugen in abgelegenen Abschnitten des weltbekannten Pilgerwegs ereigneten. Betroffen sind insbesondere Frauen, die allein unterwegs waren.
Lorena Gaibor, Gründerin des Online-Forums "Camigas", das Jakobsweg-Pilgerinnen vernetzt, äußerte sich gegenüber dem Guardian "schockiert, aber nicht überrascht" von den Berichten. Sexuelle Belästigung auf dem Camino sei weit verbreitet. Sie erhalte regelmäßig entsprechende Schilderungen von Frauen. Allein im vergangenen Jahr waren laut Schätzungen rund 230.000 Frauen auf dem Jakobsweg unterwegs.
Die Polizei in den betroffenen Ländern ist laut dem Bericht alarmiert und hat nach eigenen Angaben ihre Präsenz verstärkt. Vorfälle wie das Masturbieren in der Öffentlichkeit gelten in Spanien als eine Form der sexuellen Aggression, doch die Täter entkommen häufig. Aufgrund schlechter Mobilfunkverbindung auf manchen Streckenabschnitten des Jakobswegs ist es für Opfer teils schwer bis kaum möglich, rechtzeitig Hilfe zu holen. Der portugiesischen Polizei etwa wurden seit 2023 fünf Fälle von Exhibitionismus auf dem Caminho Portugues offiziell gemeldet, doch es kam zu keinen Verhaftungen.