KI-Projekt mit Microsoft: Petersdom erhält digitalen Zwilling
11.11.202414:37
(zuletzt bearbeitet am 12.11.2024 um 10:32 Uhr)
Vatikan/USA/Kirche/Internet/Architektur/Petersdom
Auf neuer interaktiver Website kann größte Kirche der Christenheit auf Basis von 400.000 mithilfe Künstlicher Intelligenz verbundenen Fotos erkundet werden
Vatikanstadt, 11.11.2024 (KAP) Der Petersdom ist künftig über seinen digitalen Zwilling weltweit "zugänglich". Der Vatikan und das Unternehmen Microsoft setzten zum Heiligen Jahr 2025 ein KI-gestütztes Projekt um - das erste in dieser Art und Größenordnung, betonten Kardinal Mauro Gambetti und Microsoft-Chef Brad Smith am Montag vor Journalisten in Rom.
Zugleich wurde eine interaktive Website (demächst online unter virtual.basilicasanpietro.va) vorgestellt, über die die größte Kirche der Christenheit auf Basis von 400.000 mithilfe Künstlicher Intelligenz verbundenen Fotos erkundet werden kann. Ebenso wurden für die Papstbasilika zwei immersive Ausstellungen mit dem Titel "Petros Eni" ("Petrus ist hier") kreiert, die auch neue (kunst-)historische Erkenntnisse ermöglichen sollen. Zudem soll es ab Jänner 2025 das "Minecraft"-Bildungsprojekt geben, mit dem junge Leute über das bekannte Online-Spiel den Petersdom kennenlernen könnten.
"Wir wollen mit dem Projekt dank der digitalen Technologie die Geschichte, Kunst und Spiritualität, die die Basilika weltweit einzigartig macht, für die Menschen heute erfahrbar machen", sagte Kardinal Gambetti, Erzpriester der Papstbasilika. "Wenn die Menschen, die die Basilika betreten, das Geheimnis, das sie inspiriert hat und ausstrahlt, irgendwie verstehen, ist unsere Mission erfüllt", sagte Gambetti.
Datenmengen wie auf fünf Millionen DVDs
Laut Microsoft-Chef Brad Smith gab es im Februar 2022 erste Gespräche. "Es ist wahrscheinlich das ambitionierteste Projekt dieser Art, das die Menschheit bisher gesehen hat." Im Sommer 2023 wurden von zwei Drohnen mit hochauflösenden Kameras und Laserscannern vier Wochen lang 400.000 Fotos im Petersdom gemacht. Dabei seien "unfassbare Datenmengen" gesammelt worden, die fünf Millionen DVDs füllen würden.
Noch wichtiger sei das "menschliche Element", so Smith: "Wir sind heute hier, weil Petrus vor 2.000 Jahren hier war." Es gehe auch darum, das Leben und Wirken von Petrus sowie die reiche und wechselvolle Geschichte der Kathedrale über die Jahrhunderte zu erzählen, in der die größten Renaissance-Architekten und -Künstler wirkten. "Durch dieses Projekt kann man die Basilika in einer Art sehen, wie sie noch keine Generation vorher gesehen hat." Auch wolle man insbesondere durch das Minecraft-Bildungsprojekt eine neue Generation erreichen.
Lob von Papst Franziskus
Papst Franziskus empfing die für die KI-Initiative "Digitale Erkundung des Petersdoms" verantwortliche Projektgruppe am Montag in Audienz und lobte ihre Arbeit. "Ich habe es mir neulich angesehen: Was Sie tun, ist wunderbar", sagte er bei der Begegnung. Der Petersdom als "Haus des Gebets für alle Völker" müsse auch mit modernsten Technologien bewahrt werden, sowohl im spirituellen als auch im materiellen Sinne, so der Papst.
Zugleich mahnte er zum verantwortlichen Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Sie solle nicht nur "gut funktionieren", sondern den Petersdom für alle zum lebendigen Ort des Glaubens machen, "ein gastfreundliches Zuhause, ein Tempel der Begegnung mit Gott und den Menschen", in dem sich jeder willkommen fühle. "Diejenigen, die glauben, und diejenigen, die den Glauben suchen; diejenigen, die kommen, um die vielen künstlerischen Schönheiten Roms zu betrachten, und diejenigen, die seine kulturellen Codes entschlüsseln wollen", sagte der Papst.
Franziskus erinnerte daran, dass die Basilika über dem Grab des Apostels Petrus erbaut wurde, den Christus zu seinem Stellvertreter auf Erden berufen habe. Die Techniker sollten mit ihrer Arbeit das Bewusstsein der Menschen für diesen heiligen Ort fördern, sagte Franziskus. Die Künstler, Bildhauer und Architekten früherer Jahrhunderte hätten das mit den besten Technologien ihrer Zeit "wunderbar gemacht". Jedes neue Projekt müsse die gleiche Absicht verfolgen, forderte der Papst.