Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz feiert Festmesse zum Martinstag in Abtei Pannonhalma und erneuert Papst-Warnung vor wachsendem Nationalismus in Europa
Pannonhalma, 12.11.2024 (KAP) Zum Abschluss des Jubiläumsjahres in der ungarischen Benediktiner-Abtei Pannonhalma hat Kardinal Matteo Zuppi die Botschaft von der christlichen Nächstenliebe nach dem Vorbild des Heiligen Martin betont. "Martin hatte keine Angst vor dem frierenden, armen Mann und teilte seine Kleider mit ihm. Er hätte ihn gleichgültig verurteilen oder ihn als Feind betrachten können - stattdessen half er ihm", sagte der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz bei einer Festmesse am Martinstag (11. November) in der vor 800 Jahren geweihten Basilika auf dem Martinsberg, wie ungarische Medien (Dienstag) berichten.
Zuppi nannte Pannonhalma eine "Brücke der Geschwisterlichkeit" und einen "Leuchtturm der Hoffnung", wo viele "Schiffbrüchige des Lebens" Aufnahme fänden. Als Ort, der Spiritualität und Menschlichkeit vereint, widersetze sich die Benediktiner-Abtei dem "rücksichtslosen Individualismus, der 'Rette dich selbst' predigt", so der Kardinal. "Dieses Haus ist sich der menschlichen Zerbrechlichkeit bewusst und weiß, dass wir alle im selben Boot sitzen. Hier weiß man, dass wir nur dann stärker als das Böse sein werden, wenn wir gemeinsam denken", sagte Zuppi.
Der italienische Kardinal, der als päpstlicher Sondergesandter für Frieden in der Ukraine international Bekanntheit erlangte, warnte vor zunehmenden Spannungen in Europa, vor dem aufbrandendem Nationalismus und einem schärferen Ton in der Kommunikation. Zuppi zitierte Papst Franziskus, der bei seinem Ungarn-Besuch im vergangenen Jahr gesagt hatte, dass "die Politik eher die Gemüter erhitzt, statt Probleme zu lösen, und dass sie dabei die Reife vergisst, die sie nach den Schrecken des Krieges erlangt hat und die sich in eine Art kriegerischen Infantilismus zurückentwickelt hat". Es gelte "die europäische Seele wiederzuentdecken: die Begeisterung und den Traum der Gründerväter, Staatsmänner, die es verstanden, über ihre eigene Zeit, über nationale Grenzen und unmittelbare Bedürfnisse hinauszublicken".
Pannonhalmas Abt Cirill Hortobagyi hatte Kardinal Zuppi, der eng mit der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio verbunden ist, als Ehrengast zur St.-Martin-Woche des Benediktinergymnasiums der bekannten Abtei eingeladen. Das nun beendete Gedenkjahr zur Weihe der Klosterkirche vor 800 Jahren sei von Begegnung, Kultur und Gebet geprägt gewesen, sagte Hortobagyi. Es habe dazu gedient, "den Geist des heiligen Martin in uns allen zu stärken, unser Engagement für den Frieden zu fördern und Christus in den Armen und in unseren Mitmenschen zu suchen".