Vatikan-Christbaum soll heuer aus Provinz Trentino kommen - Initiative kritisiert Abholzung von 30 Meter hohem Baum als "nutzloses, anachronistisches Massaker" - Örtlicher Bürgermeister hat für Protest kein Verständnis
Rom, 12.11.2024 (KAP) Ärger um den Christbaum für den Petersplatz: Bewohner von Val di Ledro in der Provinz Trentino im Norden Italiens protestieren gegen die Abholzung einer 30 Meter hohen und 200 Jahre alten Tanne als Christbaum für den Papst. Bei einer Petition auf Change.org wurden 50.000 Unterschriften gesammelt, wie die Zeitung "Il Messaggero" am Dienstag berichtete. Der Papst müsse dieses "nutzlose, anachronistische Massaker stoppen", hieß es auch unter Verweis auf die Umwelt- und Sozial-Enzyklika "Laudato si" (2015) von Franziskus.
Der majestätische Baum wurde demnach in den Wäldern am Passo Nota nahe dem Gardasee auf einer Höhe von 1.200 Metern gefunden. "Es macht keinen Sinn, über Schäden durch den Klimawandel zu sprechen, wenn wir dann solche Bräuche aufrechterhalten, die den Tod einer jahrhundertealten Tanne fordern, ein Symbol für die anderen Millionen von Bäumen, die jedes Jahr in Italien und auf der ganzen Welt für ein Fest gefällt werden, für das der Baum nicht einmal das Symbol ist", so die protestierenden Gruppen. Es wäre schön, den Baum geschmückt zu sehen, "aber dort, wo er steht - ohne ihn zu fällen".
Zudem könnten die Kosten von 60.000 Euro an öffentlichen Mitteln für Lieferung und Transport des Baumes besser für wichtige Gesundheits- oder Verkehrsmaßnahmen des 5.000-Einwohnerortes Ledro ausgegeben werden, hieß es. Für den Petersplatz schlagen sie die Kreation eines dauerhaften künstlerischen Baums aus Holz vor, das von Bäumen stammt, die aufgrund des Klimawandels umgestürzt seien.
Kein Verständnis beim Bürgermeister
Kein Verständnis für den Protest hat der Bürgermeister von Ledro, Renato Girardi. Man schlage in der Region jährlich mehr als 5.000 Kubikmeter Holz, "das ist Teil unserer Wirtschaft", zitierten ihn italienische Medien. Girardi verwies zudem auf die nachhaltige Waldbewirtschaftung, die vor Ort praktiziert werde. Die meisten Menschen, die den Protest unterstützen, würden gar nicht aus Val di Ledro stammen, so der Bürgermeister. 600 Menschen aus dem Dorf wollten zur Segnung des Baums nach Rom reisen. "Jeder hier ist glücklich."
Jedes Jahr erhält der Papst für die Krippe auf dem Petersplatz einen besonders schönen Baum. Er stammt aus verschiedenen europäischen Wäldern, Ländern wie Kroatien, Polen, Deutschland, Frankreich, Slowenien oder italienischen Regionen. Ein Christbaum aus Österreich stand das letzte Mal 2008 auf dem Petersplatz. Der geschmückte Christbaum und die riesige Krippe sind in der Weihnachtszeit Ziel von Besuchern aus aller Welt. Der Baum wird per Spezialtransporter zum Petersplatz gebracht, wo ihn die Vatikanische Feuerwehr aufbaut und für die feierliche Beleuchtungszeremonie vorbereitet.
Im vergangenen Jahr stammte der Baum aus dem oberen Maira-Tal im Piemont. Nach den Feiertagen sei er einem Unternehmen übergeben worden, das ihn zu Kinderspielzeug verarbeitet, welches wiederum von der Caritas verteilt werden sollte.