Langjähriger Kirchenzeitungs-Redakteur Gansinger: Förderung von Solidarität auch heute dringende Aufgabe von Kirche und Gesellschaft
Linz, 13.11.2024 (KAP) Einen wehmütigen Rückblick auf 30 Jahre Solidaritätspreis der Linzer Kirchenzeitung - seit 2021 wurde er im Namen der Diözese Linz vergeben - hat dessen Initiator Ernst Gansinger anlässlich der am Montag erfolgten letzten Verleihung der Auszeichnung geliefert. Der aus Spargründen angekündigte Rückzug der Kirche und die angekündigte Einstellung des Preises sei schade, sagte der Journalist im Interview mit seinem langjährigen Medium, der Linzer Kirchenzeitung (aktuelle Ausgabe). "Der Kirche stünde ein Solidaritätspreis gut an", so Gansinger.
Anlass der zum 50-Jahr-Jubiläum der Kirchenzeitung im Jahr 1995 erstmals verliehenen Würdigung sei der Eindruck gewesen, "dass die Ich-Mentalität zunimmt und die Gesellschaft härter, gnadenloser wird", rekapitulierte der 73-jährige Journalist, der von 1981 bis 2016 der Kirchenzeitungs-Redaktion angehörte. Demgegenüber habe man, unterstützt vom damaligen Bischof Maximilian Aichern, aufzeigen wollen, "dass es auch andere Werte gibt". Zudem sei es auch um Förderung von Solidarität gegangen, was damals und heute eine dringende Aufgabe von Kirche und Gesellschaft sei.
Jahr für Jahr waren seither Personen und Initiativen aus Oberösterreich - am Montag acht Einzelpersonen bzw. Gruppen - für den außergewöhnlichen Einsatz für andere Menschen ausgezeichnet worden. Thematisch war das Feld mit dem Schwerpunkt auf "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung" weit gesteckt und nicht auf kirchliches Engagement beschränkt. Mehrmals ausgezeichnet wurden etwa Gruppen aus Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, die gemeinsam etwas unternehmen, doch auch politische Initiativen wie die "Südböhmischen Mütter gegen Atomgefahr" fanden Würdigung.
Zwischenzeitlich war der Preis 1999 in eine Krise geraten, als die Jury die Homosexuellen-Initiative Hosi auszeichnen wollte und die Nominierung nach bereits erfolgter Information der Preisträger infolge einer Protestwelle zurückgezogen wurde. Gansinger erinnerte sich an eine "verworrene Situation" und einen Schatten über dem Verleihungsfest, gelte doch: "Solidarität hat mit Toleranz zu tun. Sie sind ein Geschwisterpaar." Dass heuer, 25 Jahre später, der Regenbogen-Seelsorger Franz Harant den Preis für sein Lebenswerk erhielt, zeigt laut dem Initiator, "dass in der Kirche in diesem Bereich viel weitergegangen ist".
Mehr noch als um das Preisgeld - insgesamt werden 15.000 Euro unter den Ausgezeichneten verteilt - sei es stets um die Symbolkraft gegangen: "Wir wollten den Preisträgerinnen und Preisträgern zeigen, dass ihr Einsatz gesehen wird und sie sich nicht allein abstrampeln", so Gansinger. Für viele seien die Feste der Preisverleihung, bei der man stets auf einen besonderen Ort - den Steinernen Saal im Linzer Landhaus - und auf sorgfältige Gestaltung geachtet habe, "wirklich eine Stärkung" gewesen, manche hätten geweint. "Denn im Alltag haben sie oft das Gefühl, Einzelkämpfer zu sein."
Für die Zukunft wünschte der Journalist ein Hochhalten des Solidaritäts-Themas in der Berichterstattung der Kirchenzeitung, "denn Solidarität ist Balsam auf die Wunden von Menschen, geschlagen von einer Ellbogengesellschaft".
Auf die Einstellung des Preises war auch Bischof Manfred Scheuer bei der diesjährigen Verleihungszeremonie am Montag eingegangen. "Die Form des Preises findet ein Ende, es geht aber um die Transformation auf eine andere Ebene", so der Diözesanbischof. Solidarisches Engagement sei in allen Grundvollzügen der Kirche vonnöten, weshalb die Diözese Linz zur Stärkung des Ehrenamts und Bekräftigung von Solidarität eine eigene Akademie ins Leben rufen werde. "Die vielen Ehrenamtlichen sind wie Kitt, die die Gesellschaft und die Kirche zusammenhalten", betonte Scheuer. In einer diözesanen Aussendung am Dienstag hieß es zudem: "Auch weiterhin wird die Diözese Linz Menschen, die sich mit ihrem Engagement für andere einsetzen, bedanken und sich erkenntlich zeigen."
Kirchliche Auszeichnung holte 30 Jahre lang vorbildhafte Gruppen und Einzelpersonen, "die sich für andere einsetzen", vor den Vorhang - Regenbogen-Seelsorger Harant, Seniorenheim-Patenprojekt, Pfarrpartnerschaft, Polizei-, Flüchtlings- und Schulinitiative unter den Geehrten