Kardinalstaatssekretär Parolin mahnt bei Weltklimakonferenz in Baku zu neuer Finanzordnung für Klimagerechtigkeit - Norden hat "ökologische Schuld" gegenüber Globalem Süden
Baku/Vatikanstadt, 13.11.2024 (KAP) Der Vatikan hat die Teilnehmer der Weltklimakonferenz in Baku zu umgehendem Handeln aufgerufen. Papst Franziskus wolle alle ermutigen, "damit die COP29 erfolgreich zeigen kann, dass es eine internationale Gemeinschaft gibt, die bereit ist, über Partikularinteressen hinauszublicken und das Wohl der Menschheit und unseres gemeinsamen Hauses, das Gott unserer Fürsorge und Verantwortung anvertraut hat, in den Mittelpunkt zu stellen", sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in seiner am Mittwoch vom Vatikan veröffentlichten Rede in Baku.
Laut wissenschaftlichen Daten dulde das Thema keinen weiteren Aufschub. Auch seien die Bewahrung der Schöpfung und jene des Friedens eng verbunden. Die Weltklimakonferenz finde in einer Zeit statt, die durch wachsende Desillusionierung gegenüber internationalen Institutionen gekennzeichnet sei, so der Chefdiplomat des Papstes. Individueller, nationaler und von Machtgruppen geschürter Egoismus nähre ein Klima des Misstrauens und der Spaltung. Dabei gelte es, als Mitglieder einer Familie zu handeln, "die dasselbe vernetzte globale Dorf bewohnt".
"Ökologische Schuld" gegenüber Globalem Süden
Weiter prangerte Parolin die wirtschaftliche Entwicklung an, die Ungleichheit und Priorisierung von Profit und Sonderinteressen auf Kosten der Schwächsten begünstige und zur Verschärfung der Umweltprobleme beitrage. Parolin wiederholte den Appell von Papst Franziskus an die wohlhabenderen Nationen, mit Blick auf das Heilige Jahr 2025 armen Ländern die Schulden zu erlassen. Dies sei eine Frage der Gerechtigkeit, denn durch unverhältnismäßige Nutzung natürlicher Ressourcen durch bestimmte Länder sei eine neue "ökologische Schuld" zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden entstanden.
Die Konferenz solle alles dafür tun, sich auf ein quantifiziertes Ziel zur Klimafinanzierung zu einigen, forderte der Kardinalstaatssekretär. Unerlässlich sei eine neue internationale Finanzarchitektur, die auf den Grundsätzen von Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität basiere. Die menschlichen und technologischen Ressourcen dafür seien vorhanden.
"Gleichgültigkeit ist ein Komplize der Ungerechtigkeit"
"Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass die COP29 auch den politischen Willen stärkt, diese Ressourcen auf dieses edle Ziel zum Gemeinwohl der Menschheit heute und morgen auszurichten", sagte Parolin. Dabei seien auch ökologische Bildung und Sensibilisierung für die Umwelt unerlässlich.
"Gleichgültigkeit ist ein Komplize der Ungerechtigkeit", hob der Kardinalstaatssekretär hervor. "Ich appelliere daher, dass wir im Sinne des Gemeinwohls die Mechanismen der Selbstrechtfertigung entlarven, die uns so oft lähmen."
Eindringlich versicherte er die Konferenzteilnehmer der Unterstützung des Papstes für ihren Einsatz. Es gehe um einen "wirksamen Dienst" für die Menschheit, "damit wir alle Verantwortung dafür übernehmen können, nicht nur unsere eigene Zukunft, sondern die aller zu sichern", sagte Parolin.
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