Buchpräsentation "Theology and the University" an Universität Innsbruck - Moraltheologe Lintner: Akademische Theologie erinnert die anderen Wissenschaften daran, ihre eigenen Motivationsquellen und Wahrheitsansprüche zu reflektieren und offenzulegen
Innsbruck, 14.11.2024 (KAP) Welchen Stellenwert hat die Theologie an den Universitäten und im öffentlichen Leben? Worin liegt ihre Relevanz? - Diesen zentralen Fragen widmet sich ein neues Buch, das u.a. vom Innsbrucker Theologen und christlichen Philosophen Prof. Josef Quitterer herausgegeben und am 13. November an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Uni Innsbruck präsentiert wurde. Der von Quitterer gemeinsam mit Dirk Ansorge (Hochschule St. Georgen) und Fainche Ryan (Trinity College Dublin) herausgegebene Band "Theology and the University" versammelt vierzehn Beiträge, die - ausgehend von Reflexionen über die Universitäten als Orte der Wahrheitssuche überhaupt - der Frage nach dem Ort der Theologie zwischen ihrem Bezug zu Kirche und Glauben und ihrer Bewährung in säkularen Diskursen nachgehen.
"Die Autorinnen und Autoren weisen nach, dass sich die Theologie als einzige Disziplin mit der Innenansicht von Religion auseinandersetzt und somit einen unverzichtbaren Beitrag für eine rationale Rekonstruktion von religiösen Weltanschauungen leistet", heißt es seitens der Herausgeber zu dem Buch. Im Unterschied zu technischen Hochschulen und Berufsschulen sei es seit jeher Aufgabe der Universitäten, Grundlagenwissen und Schlüsselqualifikationen zu vermitteln. "Diesem Gedanken sieht sich auch die Theologie verpflichtet, wenn sie nicht nur die christlichen Wurzeln unserer Gesellschaft erforscht, sondern auch versucht, diese in einen lebendigen Dialog mit Wissenschaft und Gesellschaft zu bringen."
Die akademische Theologie mache religiöse Überzeugungen "verwund- und angreifbar, wenn sie von deren Wahrheit ausgeht und sie auf ihre Kompatibilität mit anderen für wahr gehaltenen Überzeugungen überprüft". Auf diese Weise trage die Theologie zu einer "Verbesserung der Qualität religiöser Überzeugungssysteme" bei und stelle "Hilfen gegen die Selbstimmunisierung und -isolierung religiös gesinnter Menschen zur Verfügung".
Autoren sind neben den Herausgebern u.a. der italienische Kirchenhistoriker Massimo Faggioli, der Theologe und Redakteur der katholisch-kulturellen Zeitschrift "Il Regno", Marcello Neri, die französische Theologin Marie-Jo Thiel, die irische Theologin Ethna Regan, der französische Ordensmann und Theologe Serge-Thomas Bonino und andere.
Lintner: Wahrheitsansprüche offenlegen
Dasselbe Thema griff im Rahmen eines Gastvortrags an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Bozen-Brixen (PTH) lehrende Moraltheologe Prof. Martin Lintner auf. In der Präsenz der Theologie an den Universitäten sah Lintner "Herausforderungen und Chancen auf beiden Seiten" - schließlich sei die Theologie herausgefordert, ihre Motivationsquellen und ihre kirchliche Bindung kritisch zu reflektieren und offenzulegen; auf der anderen Seite mahne der "holistische" Ansatz der Theologie die säkularen Wissenschaften vor einer "reduktionistischen Verkürzung" ihres Selbstverständnisses und ihrer Wahrheitsansprüche.
Im akademischen Kontext sei die Theologie besonders herausgefordert, ihre Wahrheitsansprüche den interdisziplinären wissenschaftlichen Diskursen auszusetzen und transparent zu machen. Damit setze sie sich, die eigene religiöse Überzeugung sowie ihre Sinnsuche der Kritik aus und mache sich verletzbar. Dies sei jedoch notwendige Voraussetzung, um im wissenschaftlichen Diskurs zu bestehen, so Lintner.