Provinzen Österreich und Bayern sollen zu einer Provinz zusammengelegt werden mit dann 45 Brüdern und 20.000 Mitarbeitenden - Provinzial Mullankuzhy im Kathpress-Interview über Charisma des Ordens, Zusammenspiel von Ordensleuten und Mitarbeitern und wie er es als Inder schaffte, in Österreich Fuß zu fassen
Wien, 15.11.2024 (KAP) Der bisherige Leiter der Österreichischen Provinz, Fr. Saji Mullankuzhy, wurde vor wenigen Tagen beim Generalkapitel der Barmherzigen Brüder in Polen in die Ordensleitung gewählt. Als einer von fünf Generalräten unterstützt er künftig den neuen Generaloberen Fr. Pascal Ahodegnon bei der Leitung des in 54 Ländern präsenten weltweiten Ordens. Die Ordensleitung hat ihren Sitz in Rom. Dorthin wird auch Fr. Mullankuzhy übersiedeln, allerdings erst in rund einem Jahr, denn bis dahin gilt es auch noch in Österreich eine große Aufgabe zu bewältigen, wie er im Interview mit Kathpress erläuterte: Die österreichische und bayrische Ordensprovinz sollen zusammengelegt werden; ein Prozess, der im kommenden Jahr stattfinden soll.
Bis zum Abschluss dieser Zusammenlegung wird Mullankuzhy neben seinem Amt als Generalrat auch Provinzial bleiben und von Wien aus eine Doppelfunktion ausüben.
Details zur Fusion der beiden Ordensprovinzen konnte der Ordensmann noch nicht nennen, es sei etwa auch noch nicht endgültig geklärt, ob der Sitz der neuen Provinz in Wien liegen wird. Letztlich entscheide das die Ordensleitung. Jedenfalls umfasse die neue Provinz dann insgesamt fünf Länder, denn zur Österreichischen Provinz gehören schon jetzt auch Tschechien, die Slowakei und Ungarn.
Die neue Provinz umfasst dann rund 45 Brüder, zugleich aber auch rund 20.000 Mitarbeitende in den vielen Einrichtungen des Ordens. Umso notwendiger sei ein gutes Zusammenspiel von Ordensleuten und Mitarbeitenden, unterstrich Mullankuzhy. In Österreich habe man schon vor einiger Zeit die "Schule der Hospitalität" gegründet, in der zumindest die leitenden Mitarbeitenden in die Spiritualität und das Charisma des Ordens eingeführt werden. Damit solle gewährleistet werden, dass die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen ganz im Sinne der Brüder weitergeführt werden, auch wenn deren Zahl zurückgeht.
Sorge um den Ordensnachwuchs
Wobei es durchaus auch von Zeit zu Zeit Ordensnachwuchs gibt, wie Provinzial Mullankuzhy betonte. Am Samstag wird ein Novize seine erste Profess ablegen, im vergangenen Jahr gab es ebenfalls eine Profess und es gibt auch einige weitere Novizen bzw. einen Kandidaten.
Die Sorge um den Ordensnachwuchs sei ein wichtiger Schwerpunkt seiner bisherigen Amtszeit gewesen, so der Provinzial. Als zweiten Schwerpunkt nannte er den Klimaschutz. Man bemühe sich um ein nachhaltiges Wirtschaften in allen Einrichtungen, so Mullankuzhy. Der Provinzial würdigte in diesem Zusammenhang ausdrücklich das Schreiben "Laudato si" von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015. Dies sei die Basis für die Klimaschutz-Bemühungen der Barmherzigen Brüder.
Im Blick auf seine Aufgaben in der weltweiten Ordensleitung konnte der Österreich-Provinzial noch keine Details nennen. In Rom wird im Jänner 2025 eine erste Sitzung stattfinden, bei der geklärt wird, welche konkreten Aufgaben Mullankuzhy künftig im Blick auf die weltweite Ordensleitung übernehmen wird, welche inhaltlichen Themen und geografischen Regionen er also zu verantworten hat.
Ein Inder in Österreich
Mullankuzhy wurde 1978 in Indien geboren. Er trat er 1999 in Chennai in den Orden der Barmherzigen Brüder ein, 2004 schickte ihn der Orden nach Österreich zur Ausbildung. Hier absolvierte er an der Pflegeakademie der Barmherzigen Brüder Wien die Ausbildung zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger. Im November 2008 legte er in Kattappana in der Indischen Ordensprovinz seine Feierliche Profess ab. Anschließend arbeitete Mullankuzhy bis 2014 als Krankenpfleger im Linzer Konventhospital der Barmherzigen Brüder und begann parallel dazu ein Theologiestudium in Linz. Am 8. März 2014 wurde er zum Prior des Wiener Konventes ernannt und am 22. Februar 2018 erstmals zum Provinzial der Österreich-Provinz gewählt. Am 1. Mai 2019 wurde Mullankuzhy von Kardinal Christoph Schönborn zum Priester geweiht.
Mullankuzhy sprach im Kathpress-Interview von großen Herausforderungen bei der Integration in Österreich. "Ein fremdes Land, eine fremde Kultur, eine fremde und sehr schwierige Sprache - also leicht war es nicht." Mit der richtigen Einstellung aber zu bewältigen. "Eigentlich sollte ich ja nur zwei Jahre hier bleiben. Inzwischen sind es schon 20."
Präsent in 54 Ländern
Der Hospitalorden des Heiligen Johannes von Gott umfasst 161 Gemeinschaften und 410 Einrichtungen im Gesundheits-, Sozial- und medizinisch-sozialen Bereich in 54 Ländern, die sich um Kranke und Bedürftige kümmern. Er besteht aus 965 Ordensmitgliedern und 65.000 Mitarbeitenden, die gemeinsam die Hospitalfamilie des Heiligen Johannes von Gott bilden.
In der Österreichischen Ordensprovinz mit Standorten in Österreich, Tschechien, Ungarn und der Slowakei betreiben die Barmherzigen Brüder gemeinsam mit rund 9.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an rund 30 Standorten zwölf Krankenhäuser sowie zahlreiche weitere Sozial- und Gesundheitseinrichtungen wie Alten- und Pflegeheime, Lebenswelten für Menschen mit Behinderungen, eine Therapiestation für Drogenkranke, Hospize sowie Kur- und Wellnesseinrichtungen. 2023 erfolgten in den österreichischen Einrichtungen ca. 126.500 stationäre Aufnahmen, fast 810.000 ambulante Patientenkontakte und etwa 56.000 Operationen.
Eine Besonderheit gibt es im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien, in dem jedes Jahr viele tausend Menschen ohne Krankenversicherung kostenlos behandelt werden. "Hilfe bekommt, wer Hilfe braucht", betonte der Provinzial, "unabhängig von Herkunft, Weltanschauung, Einkommen oder Religion". Möglich wird das durch Spenden. Dazu gibt es jedes Jahr in Wien eine traditionelle Haussammlung. Er wolle den Österreicherinnen und Österreichern für ihre Solidarität und Großzügigkeit danken, so Mullankuzhy.
"Goldenes Ehrenzeichen" für Mullankuzhy
Vor wenigen Tagen wurde Provinzial Mullankuzhy mit dem "Goldene Ehrenzeichen des Landes Burgenland" ausgezeichnet. Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf würdigte am 11. November bei der Verleihung im Kulturzentrum Eisenstadt die Verdienste des Ordensmannes für das Burgenland. Mit Mullankuzhy wurden auch zahlreiche weitere Personen geehrt.
Mullankuzhy sagte, er nehme die Auszeichnung stellvertretend für die Hausgemeinschaft des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt entgegen, "die so gute Arbeit leistet". Er wolle sich zudem bei der Landesregierung für das fruchtbare Zusammenwirken bedanken. "Die Ehrung besiegelt diese gute Zusammenarbeit auch für die Zukunft", so Mullankuzhy.