Vatikan-Sprecher: Für Friede in Ukraine nicht nur Trump zuständig
20.11.202410:15
Vatikan/Ukraine/Kirche/Krieg/Friedensprozess
Andrea Tornielli anlässlich 1.000 Tage Krieg: Europa sollte jene Staaten konsultieren, die weiterhin Beziehungen zu Russland pflegen
Vatikanstadt, 20.11.2024 (KAP) Einen Vorstoß für politische Bemühungen um Waffenstillstand und Verhandlungen für einen "gerechten Frieden" in der Ukraine hat der Direktor der Vatikanmedien, Andrea Tornielli, gemacht. Derzeit scheine die Diplomatie darniederzuliegen und Aussagen des designierten US-Präsidenten Donald Trump das "einzige Aufflackern von Hoffnung" zu sein, stellte er in einem Beitrag auf "Vatican News" (Dienstag) anlässlich des 1.000. Kriegstages in der Ukraine fest. "Aber der Waffenstillstand und dann der ausgehandelte Frieden sind ein Ziel, das von allen verfolgt werden sollte, und nicht den Versprechungen eines einzelnen Führers überlassen werden kann", so Tornielli.
Europa sollte dabei eine Rolle spielen, die seiner Vergangenheit und den Gründern des Friedensprojekts EU würdig sei, befand der Vatikan-Sprecher. Anstatt sich nur auf das "verrückte Wettrüsten" und die "überholten Militärbündnisse" zu konzentrieren, gelte es dabei auch jene Nationen in den Blick zu nehmen, "die sich in diesem Schema nicht wiedererkennen". Mit jenen Staaten, die weiter Beziehungen zu Russland auf hoher Ebene pflegen, gelte es, "Möglichkeiten für gemeinsame Friedenslösungen" zu prüfen, so Tornielli, und weiter: "Warum nicht diplomatische Maßnahmen und einen ständigen Dialog durch intensive Konsultationen mit diesen Ländern entwickeln?"
Auch Kirchen und religiöse Führer seien hier gefragt, besonders wenn sich europäische Regierungen mit einem solchen Weg schwertäten. Von den Ländern, die die Ukraine finanziell und militärisch unterstützen, seien neben den offiziellen Kontakten - "die im Übrigen minimal sind" - mehr Initiative zu erwarten, was eine Analyse der Situation betrifft. Tornielli ortete einen "dringenden Bedarf an internationalen Denkfabriken, die fähig sind, etwas zu wagen, mögliche und konkrete Lösungswege aufzuzeigen und Pläne für einen für alle akzeptablen Frieden vorzuschlagen".
Das enorme Leid durch den bisherigen Krieg gebiete schnelles Handeln. Der Krieg hinterlasse zudem schon jetzt nicht nur unzählige Tote, sondern auch "Hunderttausende von Verwundeten und Traumatisierten, die ein Leben lang behindert bleiben werden, Familien, die obdachlos geworden sind" und ein "gemartertes und verwüstetes Land". Tornielli weiter: "Nichts kann diese Tragödie rechtfertigen, die schon früher hätte gestoppt werden können, wenn alle auf das gesetzt hätten, was Papst Franziskus die 'Friedenspläne' nannte, anstatt sich der vermeintlichen Unausweichlichkeit des Konflikts zu ergeben."
Nicht übersehen dürfe man, dass der Krieg in der Ukraine wie auch jeder andere Krieg von Interessen der Waffenproduzenten und -händler begleitet werde. Deren Geschäft sei "das Einzige, das keine Krise kennt und auch während der jüngsten Pandemie nicht kannte", so der Medien-Direktor des Vatikans.
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