Sozialpartnerschaft für ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten weiterhin "europäisches Ordnungsprinzip" - Bedauern über fehlende Beteiligung der EU-Bischofskommission
Brüssel, 20.11.2024 (KAP/KNA) Der ehemalige EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker bricht eine Lanze für die katholische Soziallehre. "Die fundamentale Erkenntnis der katholischen Soziallehre, dass es nicht einen Kampf geben darf zwischen Kapital und Arbeit, sondern ein geordnetes Miteinander über Sozialpartnerschaft, Tarifabkommen und dergleichen bleibt für mich ein europäisches Ordnungsprinzip", betonte Juncker in einem Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Brüssel.
Er lese zu seiner größten Freude, dass sich auch der Kanzlerkandidat der deutschen Christlich-Sozialen Union (CSU), Friedrich Merz, stärker in diese Richtung bewegt - "nach einigen Startschwierigkeiten", so Juncker. "Unsere Sache ist nicht an ihrem Ende angelangt. Wenn man die Welt und die Lage der Arbeitnehmerschaft betrachtet, kommt man vielmehr zu dem Schluss, dass der große Moment der katholischen Soziallehre eigentlich erst noch kommt, egal, ob man sich offensiv zu ihr bekennt oder das tut, was sie anmahnt."
Juncker wird am 9. Dezember 70 Jahre alt. Jahrzehntelang prägte das Mitglied der Christlich-Sozialen Volkspartei Luxemburgs die Politik in seiner Heimat und auf europäischer Ebene. Er selbst bleibe ein Mann der katholischen Soziallehre, unterstrich der ehemalige EU-Kommissionspräsident. "Und wenn es mehr davon gäbe, wäre die Welt eine bessere."
Bedauern äußerte der Politiker im KNA-Interview, dass sich die katholische EU-Bischofskommission COMECE so selten zu Wort melde. "Ich habe von denen viel gehört, als der Münchner Kardinal Reinhard Marx Vorsitzender war", so Juncker. Seither habe sich das geändert. Er wünsche sich mehr öffentliche Äußerungen der EU-Bischofskommission zu den Fragen der Zeit. "Wortführerschaft hat nur der, der sich zu Wort meldet."