Erzbischof Koch nach aufwendig sechsjähriger Sanierung und Umgestaltung des markanten runden Kuppelbaus in Berlin-Mitte: "Es ist eine Kirche, die sehr gut in unsere Zeit, unser Denken und unser theologisches Ringen passt" - Kunstinstallation von Innsbrucker Bischof Glettler in Kapelle
Berlin, 21.11.2024 (KAP) In Berlin wird am Sonntag die katholische Sankt-Hedwigs-Kathedrale nach sechs Jahren Umbau und Sanierung feierlich wiedereröffnet. Erzbischof Heiner Koch leitet den Festgottesdienst in der nach Plänen des Architekturbüros Sichau und Walter sowie des österreichischen Künstlers Leo Zogmayer im Inneren grundlegend neu gestalteten Bischofskirche in Berlin-Mitte unweit des Boulevards Unter den Linden. Koch versteht die sanierte Kathedrale als Kirche für die heutige Zeit. "Es ist eine Kirche, die sehr gut in unsere Zeit, unser Denken und unser theologisches Ringen passt", sagte der Erzbischof laut Katholischer Nachtrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag vor Journalisten. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler gestaltete für eine der Kapellen eine Kunstinstallation unter dem Titel "cross fit".
Während der aufwendigen Neugestaltung des Gotteshauses am Bebelplatz wurde unter anderem die seit einem Umbau nach dem Zweiten Weltkrieg zentrale Bodenöffnung zur Unterkirche mit den Grabkapellen der Berliner Bischöfe und des seligen Dompropsts Bernhard Lichtenberg (1875-1943) geschlossen. In der Mitte des runden Kuppelbaus dominiert jetzt ein schlichter Altar, der in einem Spezialverfahren aus rund 2.000 Steinen gegossen wurde, die Gläubige aus der Berliner Erzdiözese und aus der ganzen Welt zusammengetragen haben. Der Altar, um den sich kreisförmig Stühle gruppieren, soll die Weltoffenheit des Glaubens versinnbildlichen und mit seiner Form einer Halbkugel die markante Kuppel der Kathedrale optisch ergänzen.
Ein weiterer "Eye-catcher" im Kirchenraum ist die neuinstallierte weiße, wabenartige Innenkuppel. In die hohen Fenster der Kathedrale ist durch eingearbeitete "Luftblasen" die Sternenkonstellation zum Zeitpunkt der Geburt Christi abgebildet. Äußerlich hat sich die Kathedrale kaum verändert: Lediglich das goldene Kreuz ist von der Kuppelspitze auf den Eingangsgiebel gewandert.
Auch Unterkirche neu gestaltet
Im Zentrum der ebenfalls neu gestalteten Unterkirche (Krypta) befindet sich ein auffällig großes Taufbecken, das auch Ganzkörpertaufen möglich machen soll. Die Unterkirche besitzt mit Kapellen und Bischofsgräbern zu Ehren der heiligen Hedwig und des seligen Dompropstes Lichtenberg im Unterschied zu ihrer früheren Erscheinung vor dem Umbau eine mystisch-dunkle, katakombenähnliche Aura. Das kreuzförmige Taufbecken ist von einem Kapellenkranz, durch Bodenplatten markierte Kreuzweg-Stationen und Beichträumen umgeben.
Gegenüber der neapolitanischen Krippe aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts befindet sich die Kapelle der Wiederkunft Christi, die zur eucharistischen Anbetung dient. In der Kapelle steht eine Leo Zogmayer entworfene Scheibenmonstranz mit der geweihten Hostie vor der Kunstintervention "cross fit" von Bischof Hermann Glettler - einem Geflecht aus Kreuzen, die von Särgen vor der Kremation abgenommen wurden.
Neugestaltung war umstritten
Der vom römischen Pantheon inspirierte und nach der heiligen Hedwig von Schlesien (1174-1243) benannte runde Kuppelbau im Herzen Berlins wurde 1773 geweiht und wurde seither mehrfach umgestaltet. Sie ist seit der Gründung der Diözese Berlin 1930 ist das Gotteshaus Bischofskirche und damit die Hauptkirche der heutigen Erzdiözese Berlin, die weite Teile Brandenburgs und Vorpommern einschließt.
Die Idee zum jüngsten General-Umbau der katholischen Kathedrale in der deutschen Hauptstadt wurde während der Amtszeit von Kardinal Rainer Maria Woelki als Erzbischof von Berlin (2011-2014) entwickelt. Lange umstritten war dabei die Schließung der rund acht Meter großen Bodenöffnung im Zentrum des Kirchenraums, die seit den 1960er Jahren eine architektonische Besonderheit darstellte. Zeitweise beschäftigte der Umbau im Inneren sogar das Landgericht Berlin. Während der baubedingten Schließung, die im September 2018 begann, fungierte die Kirche St. Joseph im Stadtteil Wedding als "Ersatz-Bischofskirche" der Erzdiözese Berlin.
Die prognostizierten Gesamtkosten für den Umbau und die Sanierung belaufen sich nach Kirchenangaben auf 44,2 Millionen Euro. Bezuschusst wurden die Baumaßnahmen auch von den anderen katholischen deutschen Diözesen, dem Bund und dem Land Berlin. Aus Kostengründen wurde die ursprüngliche Planung reduziert. So fiel eine große Unterkellerung des Hofs zwischen dem benachbarten Bernhard-Lichtenberg-Haus, das ebenfalls derzeit umfangreich saniert wird, und der Kathedrale dem Rotstift zum Opfer.
Umfangreiches Festprogramm
Die Wiedereröffnung wird begleitet von einem umfangreichen Festprogramm. In der ersten Woche der Wiedereröffnung werden ab dem 25. November täglich Kirchenführungen und ein musikalisch gestalteter Abendsegen angeboten. Am 25. November feiern die katholischen Bischöfe aus ganz Deutschland im Rahmen einer Sitzung der Deutschen Bischofskonferenz eine Messe in der Kathedrale. Dabei werden die Bischofsgräber in der Krypta gesegnet.
Am 29. November findet die Überführung des Schreins mit den sterblichen Überresten des seligen Bernhard Lichtenberg in die Kathedrale statt. Die Gebeine des früheren Dompropsts und Hitler-Gegners, der 1943 auf dem Weg ins KZ Dachau starb, waren zu Beginn des Kathedralumbaus in die Gedenkkirche Maria Regina Martyrum umgebettet worden. (Website: Hedwigs-Kathedrale in Berlin: www.hedwigs-kathedrale.de)