Kunstinstallation "crossfit" des Innsbrucker Bischofs setzt in neu eröffneter katholischer Sankt-Hedwigs-Kathedrale Zeichen für Solidarität und Transformation
Berlin/Graz, 21.11.2024 (KAP) Aus rund 300 Kreuzen besteht die Kunstinstallation des Innsbrucker Bischofs Hermann Glettler, die ab Sonntag in der neu gestalteten Krypta der Berliner Hedwigskathedrale zu sehen ist. Unter dem Titel "crossfit" präsentiert der Bischof und Künstler ein Netz aus hunderten kleinen Kreuzfiguren. Die Kreuze wurden vor ihrer Kremation von Särgen abgenommen und stehen sinnbildlich für namenlose, oft vergessene Verstorbene. Die Installation zeige damit ein filigranes Netz, das Tod und Solidarität, Verzweiflung und Hoffnung thematisiert, beschreibt der Bischof selbst sein Werk. Die Installation, die bereits in Graz und Innsbruck ausgestellt war, wird in Berlin erstmals in der neu gestalteten Unterkirche als dauerhafte Wandgestaltung in einer der Seitenkapellen präsentiert.
Die katholische Sankt-Hedwigs-Kathedrale wird am Sonntag nach sechs Jahren Umbau und Sanierung durch Erzbischof Heiner Koch feierlich wiedereröffnet. Sie wurde nach Plänen des Architekturbüros Sichau und Walter sowie des österreichischen Künstlers Leo Zogmayer im Inneren neu gestaltet.
Bischof Glettler, bekannt für seine Vermittlung von zeitgenössischer Kunst und Kirche, beschreibt seine Intention in einer Aussendung am Donnerstag selbst: "Eigentlich sind es nicht Kreuze, die hier in ein solidarisches Netz eingewoben sind, sondern unzählige Hüllen des Gekreuzigten - geschlossene und offene Formen, zurückgelassene Kokons, die von den Schmetterlingspuppen nicht mehr gebraucht werden."
Die Kunstinstallation stelle aber auch einen Hoffnungsschimmer dar, so Glettler. So gehe es bei den hunderten Kreuzen nicht nur um die Toten und namenlosen Verstorbenen, sondern um "eine Vision verwandelter Körper" - es sei damit eine "faszinierende Schau der Überwindung des Todes. Ein Hoffnungsbild: Am Ende ein Tanz der Erlösten, die alle Schwere losgeworden sind."
Für Johannes Rauchenberger, Leiter des Kulturzentrums der Minoriten in Graz, berührt die Arbeit die Abgründe menschlicher Brutalität, verweist aber auch auf eine mögliche Solidarität über den Tod hinaus. "Jedes Kreuz also steht für einen Toten. Jedes davon war am Sargdeckel befestigt, ehe es entsorgt wurde", so Rauchenberger. Glettlers Installation "crossfit" stelle damit auch eine Auseinandersetzung mit der Mechanisierung von Todessymbolen. Die scheinbar schwebenden Kreuz-Figuren transformierten die anonymen Toten in zu einem Bild der Verbundenheit und Überwindung des Todes, meinte der Theologe.
Der Titel "crossfit" rekurriert auf eine gleichnamige Fitnesstrainingsmethode. Für Rauchenberger verweisen die vielen Kreuz-Körper auf eine Art "kollektives Turnen" und damit "spirituelle Fitness". Die neu gestaltete Krypta der Berliner Kathedrale bildet für die Installation einen sakralen Rahmen.
Neugestaltung der Berliner Kathedrale
Während der aufwendigen Neugestaltung des Gotteshauses am Bebelplatz wurde unter anderem die seit einem Umbau nach dem Zweiten Weltkrieg zentrale Bodenöffnung zur Unterkirche mit den Grabkapellen der Berliner Bischöfe und des seligen Dompropsts Bernhard Lichtenberg (1875-1943) geschlossen. In der Mitte des runden Kuppelbaus dominiert jetzt ein schlichter Altar, der in einem Spezialverfahren aus rund 2.000 Steinen gegossen wurde, die Gläubige aus der Berliner Erzdiözese und aus der ganzen Welt zusammengetragen haben.
Auch Unterkirche neu gestaltet
Im Zentrum der ebenfalls neu gestalteten Unterkirche (Krypta) befindet sich ein auffällig großes Taufbecken, das auch Ganzkörpertaufen möglich machen soll. Die Unterkirche besitzt mit Kapellen und Bischofsgräbern zu Ehren der heiligen Hedwig und des seligen Dompropstes Lichtenberg im Unterschied zu ihrer früheren Erscheinung vor dem Umbau eine mystisch-dunkle, katakombenähnliche Aura. Das kreuzförmige Taufbecken ist von einem Kapellenkranz, durch Bodenplatten markierte Kreuzweg-Stationen und Beichträumen umgeben.
Gegenüber der neapolitanischen Krippe aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts befindet sich die Kapelle der Wiederkunft Christi, die zur eucharistischen Anbetung dient. Und in der Kapelle steht eine Leo Zogmayer entworfene Scheibenmonstranz mit der geweihten Hostie vor der Kunstintervention "cross fit" von Bischof Hermann Glettler.