Bisher sollen mehr als 200 Geistliche der Russisch-orthodoxen Kirche als Militärseelsorger an der Front Dienst geleistet haben
Moskau/Zürich, 22.11.2024 (KAP) Die Russisch-orthodoxe Kirche (ROK) und das russische Militär vertiefen ihre Beziehungen. Mehr als 30 Militärgeistliche aus verschiedenen Regionen Russlands, die in der russischen Nationalgarde ihren Seelsorgedienst versehen, trafen dieser Tage in der Nähe von Moskau zu einem Austausch und zu Gesprächen mit militärischen Verantwortlichen zusammen. Das berichtet der "Nachrichtendienst Östliche Kirchen" (NÖK) in seiner aktuellen Ausgabe. Die ROK hat im März 2024 mit der Nationalgarde eine Vereinbarung über ihre Zusammenarbeit unterzeichnet. Seelsorge gab es aber auch schon davor.
Bei der Veranstaltung wurde demnach den Geistlichen für ihren Beitrag zur spirituell-moralischen Erziehung der Soldaten gedankt. Seit Anfang 2023 hätten orthodoxe Geistliche in den Kriegsgebieten mehr als 200 Bittgottesdienste abgehalten, Menschen getauft und Hunderten Soldaten die Kommunion verabreicht, zudem hätten sie 3,5 Tonnen humanitäre Güter geliefert, hieß es. Militärgeistliche, die schon mehrere Einsätze hinter sich haben, lobten ihrerseits bei der Veranstaltung laut NÖK die Kampfmoral, Disziplin und moralische Bereitschaft der Soldaten.
Der Religionswissenschaftler und Historiker Roman Silantjev hielt einen Vortrag über das "Neuheidentum und die Wurzeln des ukrainischen Nationalismus", und der frühere Kommandant der umstrittenen ukrainischen Spezialpolizei Berkut in Charkiv sprach über seine Erinnerungen an die "Ereignisse des Staatsumsturzes in der Ukraine" 2014. Berkut (Steinadler) war eine dem ukrainischen Innenministerium unterstellte Spezialeinheit, die in der Ukraine inzwischen aufgelöst wurde.
Auszeichnungen für Militärgeistliche
In der westrussischen Stadt Pskov wurde dieser Tage Erzpriester Oleg Teor vom Leiter der Regionaladministration mit der Medaille "Für Verdienste gegenüber der Region Pskov" ausgezeichnet. Sein Verdienst besteht laut NÖK in der spirituellen Betreuung der Pskover Fallschirmjäger der 76. Division. - Die Division war laut westlichen und ukrainischen Stellen an den Massakern an der Zivilbevölkerung in Butscha in der Ukraine im Jahr 2022 beteiligt.
Anfang November erhielten zudem elf Geistliche der Eparchie Brjansk Medaillen des russischen Verteidigungsministeriums für "Teilnehmer der militärischen Spezialoperation", weil sie russische Soldaten in der Ukraine und im Grenzgebiet unterstützt hatten.
Laut der Website des Projekts "Christen gegen Krieg" haben bisher über 200 Geistliche der ROK an der Front Dienst geleistet. Die Liste wird von Christen gegen Krieg gemeinsam mit der belarussischen überkonfessionellen Gruppe "Christliche Vision" gepflegt und laufend ergänzt.
Ukrainische Militär-Seelsorge
Militärgeistliche gibt es freilich auch aufseiten der Ukraine. Zahlreiche ukrainische Militärkapläne haben laut NÖK-Bericht vor Kurzem ein Trainingsprogramm an einer US-amerikanischen Basis in Deutschland absolviert. Im Kurs seien sie mit Abläufen zur Durchführung ihres Amts im Feld, dem Planen religiöser Unterstützung, den Grundlagen von Krisenberatung und der Arbeit mit Traumata vertraut gemacht worden.
In Transkarpatien fand außerdem vom 13. bis 15. November die 18. allukrainische Konferenz der Militärkapläne der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche (UGKK) statt. Auch dort ging es um die berufliche Weiterentwicklung der Militärkapläne der UGKK für ihre seelsorgerische Arbeit mit Militärangehörigen. Über 100 Militärkapläne aus der ganzen Ukraine trafen zusammen, um aktuelle Herausforderungen und Perspektiven ihrer Arbeit zu besprechen.