Steirischer Jungschar-Referent: Angst hat beim Nikolausbesuch keinen Platz - "Nikolaus ist Schutzpatron der Kinder, nicht ihr Erzieher oder Mahner" - Nikolausfest hat für Kinder unabhängig ihrer Religion Bedeutung
22.11.2024, "Lasst uns froh und munter sein" und "Bald ist Nikolausabend da", klingt es dieser Tage aus vielen Kindermündern. Am 6. Dezember feiert die katholische Kirche den Heiligen Nikolaus, und sein Besuch wird sehnsüchtig in Pfarren, Schulen und Kindergärten erwartet. Gefürchtet wird sich vor seinem grausigen Begleiter, dem Krampus, und einem erhobenen Zeigefinger. Den wird es aber bei von der Katholischen Jungschar ausgebildeten Nikoläusen und Nikoläusinnen nicht geben, wie der steirische Jungschar-Referent Lukas Kraßnitzer im Gespräch mit Kathpress versicherte. "Wichtig ist uns, dass der Nikolausbesuch für alle Kinder ein Erlebnis ist, das ihnen Freude und Mut macht." Angst habe dabei keinen Platz; Mahnungen, Sündenregister und ein angstmachender Krampus seien verboten.
"Die Absolventinnen und Absolventen wissen den Nikolaus als Freund und Beschützer darzustellen, der Kinder begeistern kann", so Kraßnitzer. Dazu gehöre auch, dass der Nikolaus weder Angst machen noch belehrend auftreten dürfe.
Drohungen würden dem, wofür der Heilige Nikolaus steht, völlig widersprechen. "Er ist der Schutzpatron der Kinder, nicht ihr Erzieher oder Mahner", erklärte der Jungschar-Referent. Ähnlich Catharina Hofmann, die erste ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jungschar Steiermark, die die positive Sicht auf den Heiligen und das beliebte Fest auch als das Ziel der Nikolaus-Schule beschreibt: "Wir möchten das Bild des Nikolaus als menschenfreundlichen Beschützer stärken, der sich besonders für Kinder einsetzt."
Dürfen auch Frauen Nikolaus sein?
Auf dem Lehrplan stehen die Legenden des Heiligen sowie Tipps für den Auftritt und das Kostüm. Auch Fragen, die Groß und Klein beschäftigen, werden in der Nikolaus-Ausbildung besprochen, wie die Katholische Jungschar Steiermark mitteilte: Dürfen auch Frauen Nikolaus sein? Braucht der Nikolaus einen weißen Bart? Ist der Nikolaus derselbe wie der Weihnachtsmann? Für den Kurs am 25. November im bischöflichen Ordinariat am Grazer Bischofplatz 4 gibt es noch freie Plätze (https://www.kiju.graz-seckau.at/einrichtung/77/kalender/calendar/2195500.html).
Der alljährlichen Diskussion um die Abschaffung des Nikolaus-Fests in Schulen und Kindergärten sieht die Katholische Jungschar gelassen entgegen. "Die hohe Nachfrage nach unseren Nikolaus-Schulungen und die aktive Teilnahme und positiven Reaktionen auf unsere Aktionen unterstreichen die Bedeutung des Brauchs", erklärte Kraßnitzer. So etwa die jährliche Nikolausaktion "Nikolaus hat dein Gesicht" in der Grazer Innenstadt.
Vorbild für soziales Handeln
Die Gestalt des heiligen Nikolaus könne "wichtige Werte wie Nächstenliebe, Solidarität und Orientierung" vermitteln und damit unabhängig von der religiösen Zugehörigkeit der Kinder gefeiert werden, betonte die Jungschar. Auch in anderen kulturellen Kontexten und nicht nur von Kindern werde der Heilige Nikolaus geschätzt, denn er sei Vorbild für soziales Handeln, "das auch heute noch Menschen jeden Alters inspiriert", wie die Kinderorganisation mitteilte.
Der Heilige Nikolaus war im 4. Jahrhundert Bischof von Myra (heute: Demre) in der heutigen Türkei. Als Sohn reicher Eltern soll er sein ererbtes Vermögen unter den Armen verteilt haben. Um den Heiligen - einer der am meisten verehrten der Christenheit - ranken sich zahlreiche Legenden. Nach einer davon erweckte Nikolaus drei ermordete Schüler wieder zum Leben. Einer anderen Legende nach schenkte er drei Mädchen heimlich Gold für die Aussteuer, um sie vor der Tempelprostitution zu retten. Aus diesen Gründen gilt er auch als Schutzpatron der Kinder und wird mit Bibel, drei goldenen Kugeln oder einem goldenen Säckchen dargestellt.
Der Brauch, den Nikolaus speziell zu den Kindern zu schicken, stammt aus dem Mittelalter: Klosterschüler wählten am Vorabend des Festes einen "Kinderbischof". Abt oder Bürgermeister gaben die Herrschaft für einen Tag symbolisch in die Hände der Kinder. Der "Kinderbischof", bekleidet mit einer Mitra und den Gewändern eines Bischofs, "visitierte" die Klosterschule und tadelte oder belohnte mit Süßigkeiten.