Orthodoxe Gläubige bereiten sich mit 40-tägiger Fastenzeit auf Weihnachten vor - Kein gemeinsames Weihnachtsdatum
Wien, 22.11.2024 (KAP) Die Orthodoxe Kirche ist bereits in den "Advent" gestartet. Anders als in der Westkirche dauert die Vorbereitungszeit auf Weihnachten allerdings 40 Tage und hat auch eine viel stärkere Betonung des Fastencharakters. Die Vorbereitungszeit auf Weihnachten wird auch nicht als "Advent" bezeichnet. Die orthodoxe "Weihnachtsfastenzeit" beginnt mit dem 15. November und dauert bis zum späten Heiligen Abend (24. Dezember) bzw. den Morgen des eigentlichen Weihnachtstages (25. Dezember). Sie wird auch als "Philippus-Fastenzeit" bezeichnet, da sie am Tag nach dem Gedenktag des Apostels Philippus (14. November) beginnt. Besonders der Mittwoch und Freitag sind strenge Fasttage.
Die orthodoxen Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland, Albanien und Finnland feiern das Weihnachtsfest wie die Westkirchen am 24./25. Dezember nach dem Gregorianischen Kalender. Nach dem Julianischen Kalender feiern nach wie vor u.a. die russische und serbische orthodoxe Kirche Weihnachten (6./7. Jänner). Hier dauert die vorweihnachtliche Fastenzeit daher vom 28. November bis 6. Jänner.
Seit 2023 feiert auch die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU) Weihnachten am 24./25. Dezember. Die Kirche hat ihren Kalender im vergangenen Jahr umgestellt, nicht zuletzt, um sich so von der Russisch-orthodoxen Kirche zu distanzieren. Die ebenfalls stark in der Ukraine vertretene Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) hält weiter am Julianischen Kalender fest. Sie streitet mit der OKU heftig um die kirchliche Vormachtstellung in der Ukraine.
In der Orthodoxen Kirche nimmt das Fasten - weniger wegen der Theologie als vielmehr im Blick auf Tradition und Praxis - eine bedeutendere Rolle ein als in der Römisch-katholischen Kirche; und dies sowohl hinsichtlich der Intensität als auch hinsichtlich der Dauer. Auch die orthodoxe Fastenzeit vor Ostern währt einige Tage länger als in der katholischen Kirche. Weitere bedeutende Fastenzeiten in der orthodoxen Kirche gibt es vor dem Fest der Heiligen Petrus und Paulus (29. Juni) sowie vor dem Fest Maria Entschlafung (katholisch: Aufnahme Mariens in den Himmel) am 15. August. Die orthodoxen Gläubigen bereiten sich darauf mit einem rund zweiwöchigen Fasten vor.
Kein gemeinsames Weihnachtsdatum
Der Julianische Kalender hinkt seit der Kalenderreform des Jahres 1582 dem damals eingeführten westlichen Gregorianischen Kalender um 13 Tage hinterher, was sich auch auf das Weihnachtsdatum auswirkt. Vor allem serbisch- und russisch-orthodoxe Christen sowie arabischstämmige orthodoxe Christen und auch einige Katholiken feiern daher erst jetzt ihre Gottesdienste zur Geburt Christi. Der 24./25. Dezember des Julianischen Kalenders entspricht also dem 6./7. Jänner des Gregorianischen Kalenders.
Die orthodoxen Kirchen von Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland, Albanien und Finnland übernahmen für das Weihnachtsfest zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Gregorianischen Kalender. Ihre Gläubigen feiern wie die katholischen und evangelischen Christen am 24./25. Dezember.
Die Ukraine hat das bisher am 7. Jänner gefeierte orthodoxe Weihnachtsfest im Juli 2023 auf den 25. Dezember verlegt, um eine "Loslösung vom russischen Erbe" zu erreichen.
500.000 Orthodoxe in Österreich
Die Gesamtzahl der Gläubigen der orthodoxen Kirchen in Österreich wird auf gut 500.000 geschätzt. Genaue Zahlen gibt es seit 2001 nicht mehr. Dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel (griechisch-orthodox) gehören etwa 35.000 Gläubige an, der russisch-orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat) rund 40.000. Die meisten orthodoxen Gläubigen in Österreich zählt mit ca. 350.000 die serbisch-orthodoxe Kirche. Zur rumänisch-orthodoxen und bulgarisch-orthodoxen Kirche gehören jeweils rund 40.000 Gläubige. Die kleine Gemeinde des Patriarchats von Antiochien schätzt man auf 1.000 Gläubige. Dazu kommen noch ähnlich viele Gläubige der Georgisch-orthodoxen Kirche.
Kopten, Äthiopier, Armenier
Neben den (byzantinisch-)orthodoxen Kirchen feiern auch einige altorientalisch-orthodoxe Kirchen, rund um den 6./7. Jänner Weihnachten. Die Koptisch-orthodoxe, Äthiopisch-orthodoxe und Armenisch-apostolische Kirche. Die armenische Kirche folgt allerdings nicht dem Julianischen Kalender, sondern (mit Ausnahme des Patriarchats von Jerusalem) seit rund 100 Jahren dem Gregorianischen. Allerdings wird in der armenischen Kirche das Fest der Geburt Jesu gemeinsam mit dem Epiphanie-Fest und deshalb am 6. Jänner gefeiert.