Deutsche Caritasverband fordert klares, breit gefasstes sozialpolitisches Profil der künftigen Bundesregierung - Ruf nach Pflege-Bürgerversicherung und mehr Klimaschutz - Präsidentin Welskop-Deffaa warnt auch vor schleichender Eugenik
Berlin, 25.11.2024 (KAP/KNA) Pflege, Digitalisierung, Klimaschutz und Elterngeldreform: Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa, hat mit einem Zehn-Punkte-Katalog sozialpolitische Erwartungen an die nächste Bundesregierung in Berlin formuliert. Statt Zickzackkurs und besserwisserischer Profilierungen müsse die künftige deutsche Regierung Veränderungskraft, Zukunftsmut und Geschichtsbewusstsein beweisen, forderte Welskop-Deffaa laut Meldung der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in einem Beitrag für die neue Ausgabe der Zeitschrift "Herder Korrespondenz" (Dezember).
So spricht sich die Caritas-Präsidentin für eine Pflege-Bürgerversicherung aus. Die junge Generation könne nicht die Kosten tragen für eine Vollkasko-Absicherung der Babyboomer-Generation, "die über Jahre hinweg nur homöopathische Beiträge in die Pflegeversicherungen gezahlt hat". Eindringlich fordert Welskop-Deffaa, Elterngeld künftig nur noch dann zu zahlen, wenn es beide Partner hälftig in Anspruch nehmen.
"Eine moderne Familie braucht ein selbstverständliches, partnerschaftliches Miteinander der Eltern. Dieses Miteinander ist im Lebensverlauf immer wieder gefordert, wenn Entscheidungen anstehen." Bisher kann auch nur ein Elternteil alleine, in aller Regel die Mutter, bis zu zwölf Monate lang Elterngeld erhalten.
Als Versäumnis bisheriger Sozialpolitik kritisiert die Caritas-Präsidentin eine zu langsame Digitalisierung. Neu in den Mittelpunkt stellen müsse eine neue Regierung zudem den Zusammenhang zwischen Sozial- und Klimapolitik. "Von den Klimafolgen sind die einkommensärmeren Teile der Bevölkerung zuerst betroffen, teure Klimaanpassung hingegen kommt ihnen meist zuletzt zugute und verschlingt Ressourcen, die für soziale Dienste fehlen", so ihre Feststellung.
Debatten über Beihilfen zur Selbsttötung
Schließlich ruft Welskop-Deffaa zum Widerstand gegen eine "schleichende Eugenik" in Deutschland auf. Diese sieht die Caritas-Präsidentin in den aktuellen Debatten über Beihilfe zur Selbsttötung und bei der Anwendung von Pränataldiagnostik. "Eine Unterscheidung zwischen wertvollem und unwertem Leben würde die Wurzeln der Sozialpolitik zerstören, der sich wechselnde Regierungen in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg verpflichtet wussten."