Wiener Caritas-Direktor reagiert via X auf Aussage von Arbeitsrechtler Mazal in Ö1, wer in Österreich arbeiten will und qualifiziert ist, sei willkommen - Caritas hat "teilweise andere Wahrnehmungen"
Wien, 26.11.2024 (KAP) Die Caritas hat in Bezug auf Pflegekräfte aus Drittstaaten "teilweise andere Wahrnehmungen" als jene, die der Arbeitsrechtler Prof. Wolfgang Mazal am Dienstagmorgen im Ö1-Morgenjournal darlegte. Die in Österreich schon jetzt und noch dringender in Zukunft benötigten Pflegekräfte stünden vor etlichen Hürden, wies der Wiener Caritas-Direktor in einem mehrteiligen Posting auf der Plattform X (vormals Twitter) hin. Er nannte als Beispiele Diskriminierung am Wohnungsmarkt, Hürden bei Nostrifikationen und bei der Sprache: Englisch werde in Österreich als Arbeitssprache nicht akzeptiert.
Mazal - der Wiener Arbeits-, Sozial- und Medizinrechtler ist auch Präsident des Katholischen Laienrates Österreichs - hatte im ORF-Radio-Interview zu Arbeitskräften aus dem Ausland gemeint: Wer arbeiten will und qualifiziert ist, sei willkommen. Die Rot-Weiß-Rot-Card stelle dies arbeitsrechtlich sicher, allerdings gebe es Hürden in der Administration. Außerdem sei Österreich ein "Hochsteuerland", das sei nicht für alle qualifizierten Arbeitskräfte attraktiv. Sowohl bei Fachkräften in der Industrie wie auch im Pflegebereich reicht das Potenzial an in Österreich verfügbarer Arbeitskraft nicht aus, um den Bedarf zu decken, sagte der Experte. Erfolge Zuwanderung durch qualifizierte Personen aus Drittstaaten, werden sich laut Mazal auch vorhandene Aversionen gegen Zuzug aus dem Ausland verringern.
Bis zu 100.000 zusätzliche Pflegekräfte nötig
Wie der Wiener Caritas-Chef Schwertner in seiner Reaktion auf das Interview sagte, müsse die Dringlichkeit des Bedarfs an Pflegekräften in den nächsten Jahren klar benannt werden. Allein bis 2030 würden aufgrund von Pensionierungen und dem steigenden Altersdurchschnitt der Bevölkerung bis zu 100.000 zusätzliche Pflegekräfte benötigt. Schwertner hält zahlreiche Maßnahmen für notwendig, damit die jetzigen Pflegekräfte "nicht das Handtuch werfen und den Job wechseln" - etwa Ausbildungsoffensive, Umschulungsmaßnahmen sowie Zuwanderung durch Drittstaatsangehörige. Sonst drohe das Pflegesystem selbst rasch zum Pflegefall zu werden und zusammenzubrechen, warnte der Caritas-Direktor.
Bund und Länder seien gefordert, "die begonnene Pflegereform massiv voranzutreiben und Pflege langfristig sicherzustellen". Schwertner forderte einmal mehr eine Bündelung der Themen in einem neu zu schaffenden Staatssekretariat für Pflege, Betreuung und gegen Einsamkeit. Außerdem müsse der bestehende "Fleckerlteppich" mit unterschiedlichen Bestimmungen in den neun Bundesländern vereinheitlicht werden und eine Digitalisierungsoffensive erfolgen.