Vatikan will geistlichen Missbrauch rechtlich besser verfolgen
26.11.202411:35
Vatikan/Kirche/Missbrauch/Recht
Neue Arbeitsgruppe soll konkrete Vorschläge machen
Vatikanstadt, 26.11.2024 (KAP) Der Vatikan richtet eine Arbeitsgruppe zur besseren Definition und Verfolgung von geistlichem Missbrauch und "falscher Mystik" ein. In diesem Zusammenhang beziehe sich "falsche Mystik" auf spirituelle Vorschläge, "die der Harmonie der katholischen Sicht Gottes und unserer Beziehung zum Herrn schaden", heißt es in einem Schreiben des Glaubensdikasteriums, das Papst Franziskus am 22. November in einer Audienz zur Kenntnis genommen hat.
Im Kirchenrecht gebe es kein Verbrechen, für das die Bezeichnung "falsche Mystik" typisch sei, "obwohl der Ausdruck manchmal von Kanonisten in einem Sinne verwendet wird, der eng mit dem Verbrechen des Missbrauchs verbunden ist", so das von Glaubenspräfekt Kardinal Victor Fernandez unterzeichnete Dokument.
Andererseits habe die Glaubensbehörde in den neuen Normen für die Unterscheidung angeblicher übernatürlicher Phänomene, wie etwa Marienerscheinungen, festgelegt, dass "die Verwendung behaupteter übernatürlicher Erfahrungen oder anerkannter mystischer Elemente als Mittel oder Vorwand für die Ausübung von Herrschaft über Personen oder die Begehung von Missbrauch als moralisch besonders schwerwiegend anzusehen ist". Dies könne jedoch bislang nur als "erschwerender Umstand" im Zusammenhang mit einem anderen Verbrechen bewertet werden.
Straftatbestand des geistlichen Missbrauchs
Gleichzeitig ermögliche es aber, den Straftatbestand des "geistlichen Missbrauchs" zu typisieren und dabei den zu weit gefassten und mehrdeutigen Ausdruck "falsche Mystik" zu vermeiden. In der neuen Arbeitsgruppe soll diese Möglichkeit nun analysiert und konkrete Vorschläge erarbeitet werden. Sie ist zusammengesetzt aus Mitarbeitern des Glaubensdikasteriums und der Vatikanbehörde für Gesetzestexte. Den Vorsitz übernimmt Erzbischof Filippo Iannone, Präfekt des Dikasteriums für die Gesetzestexte.
Geistlicher Missbrauch ist ein bisher nicht klar definierter Sammelbegriff. Meist geht es um Missbrauch geistlicher Autorität oder Machtmissbrauch im religiös-spirituellen Zusammenhang. Gemeint ist, dass Personen aus Seelsorge, Religionsunterricht, geistlicher Begleitung oder Verantwortliche in Kirchen, Orden und geistlichen Gemeinschaften andere Menschen manipulieren und sie ausnutzen - vermeintlich im Namen Gottes oder der Religion.
Der Missbrauch kann nicht nur von Einzelpersonen, sondern auch von ganzen Gemeinschaften ausgehen. Manchmal können diese Grenzverletzungen auch mit sexualisierter oder mit anderen Formen körperlicher Gewalt verbunden sein.