Totenmesse für Islam-Experten des Vatikans am Mittwoch im Petersdom - Auch Dialogzentrum KAICIID würdigt verstorbenen Präsidenten des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog
Rom/Kairo/Lissabon, 26.11.2024 (KAP) Ahmad al-Tayyeb, Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, hat Papst Franziskus zum Tod von Kardinal Miguel Ayuso, dem Präsidenten des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog, sein Beileid übermittelt. Das berichtete das vatikanische Nachrichtenportal "Vatican News" am Dienstag. Gemeinsam mit dem Großimam hatte Ayuso das international beachtete "Dokument über die Geschwisterlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt" vorbereitet, das Papst Franziskus und al-Tayyeb 2019 in Abu Dhabi unterzeichnet haben. Al-Tayyeb gilt als eine der wichtigsten Autoritäten des sunnitischen Islams. Der spanische Kurienkardinal Ayuso ist nach längerer Krankheit am Montag in der römischen Gemelli-Klinik verstorben. Er wurde 72 Jahre alt.
Ayuso galt als einer der herausragenden Islam-Experten im Vatikan. Das Geschwisterlichkeits-Dokument bezeichnete der Kurienkardinal selbst in der Vergangenheit als "ein Meilenstein auf dem Weg zum interreligiösen Dialog". In Ayusos Amtszeit an der Spitze der vatikanischen Dialogbehörde fiel auch die Irak-Reise des Papstes 2021, während der Franziskus den schiitischen Großajatollah Ali al-Sistani in dessen Residenz in Nadschaf besuchte.
Der sunnitische Großimam al-Tayyeb betonte in seinem Beileidsschreiben, dass Kardinal Ayuso ein "herausragendes Beispiel für einen engagierten Dienst an der Menschheit" gewesen sei. Er würdigte Ayusos "bedeutende Bemühungen um die Förderung der Beziehungen zu Muslimen im Allgemeinen und zu Al-Azhar und dem Muslimischen Ältestenrat (MCE) im Besonderen".
Tiefe Trauer über den Tod Ayusos brachte auch die Führung des Internationalen Dialogzentrums KAICIID zum Ausdruck. Der Kurienkardinal vertrat den Heiligen Stuhl in der Organisation, die von 2012 bis 2022 ihren Sitz in Wien hatte. Kardinal Ayuso habe sich der Förderung der Werte des Friedens und der Mäßigung durch die Förderung des interreligiösen und interkulturellen Dialogs verschrieben und seit dessen Gründung einen bedeutenden Beitrag zum Auftrag des Dialogzentrums geleistet, betonte KAICIID-Generalsekretär Zuhair Alharthi. "Seine Bemühungen spielten eine zentrale Rolle bei der Förderung der Werte des Dialogs und der Toleranz zwischen Anhängern verschiedener Religionen und Kulturen weltweit", würdigte Alharthi den verstorbenen Kardinal.
Papst nimmt Aussegnung vor
Der Vatikan kündigte unterdessen am Dienstag die Trauerfeier für Kardinal Ayuso an. Demnach findet die Gedenkmesse für den Geistlichen am Mittwochnachmittag im Petersdom statt. Zelebriert werde das Requiem vom Dekan des Kardinalskollegiums, Giovanni Battista Re. Papst Franziskus persönlich werde am Ende der Feier die Riten der "Ultima Commendatio" (Aussegnung) und "Valedictio" (Verabschiedung) vornehmen.
Der aus Sevilla in Südspanien stammende Ayuso gehörte zur Gemeinschaft der Comboni-Missionare und war nach seiner Priesterweihe zunächst in Sudan und Ägypten tätig, eher er im Vatikan Präsident des Päpstlichen Instituts für Arabische und Islamische Studien wurde. Benedikt XVI. ernannte Ayuso 2012 zum Sekretär des damaligen Päpstlichen Rats für den Interreligiösen Dialog. 2019 berief Papst Franziskus den Spanier zum Präsidenten der Dialog-Behörde, die mittlerweile im Rang eines Dikasteriums steht, und machte ihn zum Kardinal. Bereits 2016 war Ayuso zum Bischof geweiht worden.
Das Kardinalskollegium hat nach dem Tod Ayusos nun noch 232 Mitglieder. Davon sind 120 unter 80 Jahre alt und damit zur Papstwahl berechtigt. Am 7. Dezember wird Papst Franziskus 21 Geistliche zu Kardinälen erheben.
Spanier leitete die Vatikanbehörde für Religionsdialog, war ein herausragender Islam-Kenner und damit eine wichtige Säule des Pontifikats von Papst Franziskus