Expertin: Orthodoxe Kirche in Rumänien hat zu Rechtsruck beigetragen
26.11.202413:54
(zuletzt bearbeitet am 26.11.2024 um 15:24 Uhr)
Rumänien/Wahl/Kirche
Prorussischer EU- und NATO-Skeptiker Georgescu Sieger des ersten Durchgangs der Präsidentenwahl
Bukarest/Bonn, 26.11.2024 (KAP/KNA) Die deutsche Rumänien-Expertin Katja Plate sieht eine mögliche Mitverantwortung der rumänisch-orthodoxen Kirche für den Rechtsruck bei den zurückliegenden Präsidentschaftswahlen. "Sicher ist, dass in zahlreichen Kirchen und Klöstern seit Monaten Werbematerial für Calin Georgescu auslag", sagte die Büroleiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bukarest am Dienstag der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der rechtsnationale Präsidentschaftskandidat hatte sich am Sonntag entgegen allen Prognosen im ersten Durchgang durchgesetzt.
Georgescu gilt als prorussischer EU- und NATO-Skeptiker. Auch hier gibt es laut Plate Gemeinsamkeiten mit der rumänischen Mehrheitskirche. Dieser gehören 85 Prozent aller Kirchenmitglieder im Land an. "Es ist bekannt, dass einzelne Bischöfe stark prorussische Tendenzen haben und auf Basis der Gemeinschaft der orthodoxen Kirchen für einen Schulterschluss der orthodoxen Bruderländer Rumänien und Russland werben." Während Kirchenpatriarch Daniel immer wieder eine proeuropäische Haltung zeige, gelte dies längst nicht für den Synod, das Führungsgremium der Kirche. Dort dominieren laut Plate "traditionalistisch rechts-nationale Ansichten".
Mit dem ersten Durchgang der Präsidentenwahl ging Rumäniens Superwahljahr ins Finale. Nach dem EU-Parlament und Lokalregierungen wird am kommenden Sonntag (1.12.) ein neues Parlament gewählt. Eine Woche später (8.12.) muss sich der prorussische Kandidat Georgescu der liberalkonservativen Zweitplatzierten Elena Lasconi bei Stichwahlen stellen.