Festgottesdienst und Festakt am Samstag in griechisch-katholischer St. Markus Kirche - Erzbischof Lackner: "Orient und Okzident sind die beiden Lungenflügel, aus denen die Tradition der Kirche atmet"
Salzburg, 01.12.2024 (KAP) Mit einem Festgottesdienst und einem Festakt hat das Andreas-Petrus-Werk Samstagabend in Salzburg sein 100-jähriges Bestehen gefeiert. Der Göttlichen Liturgie in der griechisch-katholischen St. Markus Kirche stand Ostkirchen-Generalvikar Yuriy Kolasa vor. Für den erkrankten Salzburger Erzbischof Franz Lackner sprang Weihbischof Hansjörg Hofer ein, der auch die Predigt des Erzbischofs verlas. Das Andreas-Petrus-Werk setzt sich seit 100 Jahren auf vielfältige Weise für vertiefte Beziehungen zwischen der römisch-katholischen Kirche und den katholischen und orthodoxen Ostkirchen ein. Beim Gottesdienst wurde auch für Frieden in der Ukraine gebetet.
Die Sorge für die Verbreitung und das Wachhalten der reichen ostkirchlichen Tradition sei von jeher im Zentrum des Wirkens des Andreas-Petrus-Werks gestanden, würdigte Erzbischof Lackner in seiner Predigt. "Orient und Okzident sind die beiden Lungenflügel, aus denen die Tradition der Kirche atmet", so der Erzbischof wörtlich.
Der Begriff "Göttliche Liturgie" habe ihn von jeher mit einer staunenden Faszination erfüllt, so Lackner weiter. In diesem Begriff "ist nicht nur ausgedrückt, dass wir die Liturgie für Gott feiern, sondern dass auch der menschenfreundliche Gott, der in Jesus Christus unter uns gewohnt hat, selbst mit uns feiert". In der Liturgie "steht uns der Himmel ein Stück weit offen - soweit wir als Menschen es zu fassen vermögen".
Das Andreas-Petrus-Werk leiste u.a. dadurch einen wichtigen Beitrag, als dass es "den reichen Schatz östlicher Spiritualität auch in unseren Breiten als einen Weg zu Jesus aufzeigt", so Erzbischof Lackner. Die regelmäßige Feier der Göttlichen Liturgie in deutscher Sprache in Salzburg sei Zeugnis dessen, zeigte sich der Erzbischof erfreut: "Wir brauchen in diesen Tagen, da unsere Gesellschaft religiös unmusikalisch geworden ist, die Erinnerung an den von der Anabasis geprägten Weg östlicher und damit gerade auch österlicher Spiritualität."
Gratulation aus dem Vatikan
Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein Festakt in den Räumlichkeiten der griechisch-katholischen Gemeinde in Salzburg in unmittelbarer Nähe zur Markuskirche statt. Dabei wurde u.a. ein Grußwort von Kardinal Claudio Gugerotti, Präfekt des Dikasteriums für die orientalischen Kirchen, verlesen. Der Kardinal dankte dem Andreas-Petrus-Werk im Namen des Heiligen Stuhls für seine unermüdliche Arbeit, um die Kenntnis der katholischen Ostkirchen im Westen, insbesondere in den deutschsprachigen Ländern, zu fördern und zu vertiefen, die Ostkirchen zu unterstützen und die Verbindung zur lateinischen Kirche zu stärken. Mehr denn je ist die Sendung des Werks angesichts der Tatsache von Bedeutung, dass immer mehr Angehörige der Ostkirchen auch im Westen leben.
Grüße übersandte auch der griechisch-katholische Metropolit von Ivano-Frankivsk in der Ukraine, Volodymyr Vijtshyn. Er dankte für die materielle und ideelle Hilfe, die das Werk in den vergangenen Jahrzehnten der Kirche in der Ukraine zukommen ließ. Wörtlich hielt der Metropolit fest: "Die Unterstützung, die uns vom Andreas-Petrus-Werk zuteilwird, hilft uns, verschiedene Vorhaben, von denen sehr viele Menschen in unserem Land profitieren, ins Leben zu rufen. Besonders in der heutigen Kriegszeit ist Ihre Hilfe sehr wertvoll und notwendig, denn dank Ihrer Leistung können wir vielen Kranken, Geflüchteten und Verwundeten eine Hilfe leisten."
Auch der Feldkircher Bischof Benno Elbs übersandte ein Grußwort, in dem er all jenen dankte, "die in den letzten 100 Jahren den Dialog und die ökumenischen Verbindungen mit den Kirchen des Ostens durch großen persönlichen Einsatz gestärkt und gefördert haben". Das Andreas-Petrus-Werk zeige, "wie wir in gegenseitigem Respekt die Schätze unserer jeweiligen Traditionen entdecken und gemeinsam wachsen können." Die im Andreas-Petrus-Werk Tägigen machten durch ihr Engagement zudem sichtbar, "dass die Ökumene nicht nur eine theologische Aufgabe ist, sondern für uns alle eine Herzensangelegenheit sein soll, die aus der Liebe zu Christus und zur Kirche erwächst", so Bischof Elbs.
Ein weiteres Grußwort kam auch von der Schwesterorganisation Catholica Unio Schweiz. Die musikalische Gestaltung von Gottesdienst und Festakt lag beim Chor des Collegium Orientale in Eichstätt. Der Nationalsekretär des Andreas-Petrus-Werkes, Hanns Sauter, konnte unter den Mitfeiernden und Gratulanten u.a. auch den Salzburger Erzabt Korbinian Birnbacher und den Dekan der Katholisch.Theologischen Fakultät der Universität Salzburg, Prof. Dietmar Winkler, begrüßen.
100 Jahre ökumenisches Engagement
Beim Festakt wurde ausführlich an die 100-jährige Geschichte des Werkes erinnert: Die Anfänge des Andreas-Petrus-Werkes gehen auf die 1920er-Jahre zurück. 1921 wurde in Wien von P. Augustinus von Galen das "Ukrainische Religionskomitee" ins Leben gerufen, um die Not der Flüchtlinge aus dem Osten, vor allem aus der Ukraine, zu lindern und ihre seelsorgliche Betreuung sicherzustellen. Das Hilfswerk fand bald die offizielle Anerkennung als kirchliche Einrichtung der Erzdiözese Wien durch Kardinal Friedrich Gustav Piffl (1922/23). Aus dem "Ukrainischen Religionskomitee" wurde allerdings rasch die "Catholica Unio", weil sich das Werk - gemäß dem damaligen Denken - ganz im Dienst der Wiedereingliederung der Orthodoxen in die eine katholische Mutterkirche verstand.
"Catholica Unio" wurde 1924 mit päpstlicher Approbation in den Status einer "Vereinigung des Heiligen Stuhles" erhoben. Während des Zweiten Weltkriegs erloschen die Aktivitäten vollständig, zur Wiederbegründung der "Catholica Unio" kam es 1951/52 in Salzburg. Im Laufe der Jahre wurde deutlich, dass es bei den Aktivitäten und Zielen der Organisation nicht mehr um eine "Rückkehr-Ökumene" in die Katholische Kirche gehen kann.
Das 75-Jahr-Jubiläum der Gründung der "Catholica Unio" im Jahr 1999 war für die Geschichte des Ostkirchenwerks in Österreich insofern ein Markstein, als es mit der Approbierung der neuen Statuten durch die Österreichische Bischofskonferenz auch einen neuen Namen erhielt: "Andreas-Petrus-Werk". Der Name knüpft an die Patrone und Symbolgestalten der West- und Ostkirche, das apostolische Brüderpaar Andreas und Petrus, an. Enge Kontakte hält das Werk u.a. mit der Salzburger Sektion der Stiftung Pro Oriente, der Initiative Christlicher Orient (ICO) sowie dem Zentrum zur Erforschung des Christlichen Ostens (ZECO). Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner ist seit 2017 Nationalpräsident des Werkes. Der Theologe Hanns Sauter führt seit diesem Jahr die Geschäfte als Nationalsekretär. (Infos: www.andreas-petrus-werk.at)