Rottenburg-Stuttgart: Mit Bischofsweihe Amtsantritt von Klaus Krämer
01.12.202418:48
Deutschland/Kirche/Bischofsweihe/Krämer
Nach zwölfmonatiger Vakanz wurde der 60-jährige Theologe im Rottenburger Dom vom Freiburger Erzbischof Stephan Burger zum Bischof geweiht - Von Norbert Demuth
Rottenburg, 01.12.2024 (KAP/KNA) Die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat einen neuen Bischof. Der 60-jährige Theologe Klaus Krämer ist am Sonntag bei einem Festgottesdienst im Rottenburger Dom zum Bischof geweiht und in sein Amt eingeführt worden.
Der entscheidende Moment der Zeremonie war gekommen, als Krämer erstmals auf dem Bischofsstuhl Platz nahm und damit die Diözese offiziell "in Besitz" nahm. Im vollbesetzten Dom, in dem Halleluja-Gesänge, Trompetenklänge und Trommeln die Weihe angekündigten hatten, brandete Applaus auf.
Drittgrößte deutsche Diözese
Krämer folgt auf Gebhard Fürst, der seit 2000 als Rottenburger Bischof amtierte und im Dezember 2023 im Alter von 75 Jahren zurückgetreten war. Krämer leitet nun die drittgrößte deutsche Diözese mit rund 1,6 Millionen Katholiken. Es umfasst den württembergischen Landesteil von Baden-Württemberg und zählt 1.020 Kirchengemeinden.
Krämer ist der zwölfte Bischof der relativ jungen Diözese, die 1828 gegründet wurde. Die Diözese Rottenburg-Stuttgart gehört zur Oberrheinischen Kirchenprovinz. Deshalb spendete der Freiburger Erzbischof Stephan Burger als Metropolit der Kirchenprovinz Krämer das Sakrament der Weihe. Mitkonsekratoren waren der 91-jährige Kardinal Walter Kasper aus Rom, der von 1989 bis 1999 Bischof in Rottenburg war, sowie Krämers emeritierter Amtsvorgänger Gebhard Fürst.
Ausgestreckt vor dem Altar
Die Bischofsweihe folgte einem alten Ritus. Zunächst legte sich Krämer bäuchlings ausgestreckt vor den Altar, während rund acht Minuten lang in einer Litanei mehrere Dutzend Heilige angerufen wurden. Dann kniete Krämer vor dem Altar, während ihm zunächst Burger, Kasper und Fürst und anschließend rund 20 um den Altar versammelte in- und ausländische Bischöfe die Hände auflegten.
Beim Weihegebet wurde Krämer das Evangelienbuch wie ein Dach über den Kopf gehalten, um deutlich zu machen, dass der Bischof in der Diözese der oberste Verkünder des Evangeliums ist. Sein Haupt wurde gesalbt. Dann überreichte ihm Burger Bischofsring und Bischofsstab und setzte ihm erstmals die Mitra auf. Der Wahlspruch des neuen Bischofs stammt aus dem Johannesevangelium und lautet: "Du hast Worte ewigen Lebens" (Joh 6,68).
Krämer: Neue Strahlkraft gewinnen
Krämer sagte in seiner Ansprache, die Kirche befinde sich in einem "umfassenden Transformationsprozess". Er verwies auf sinkende Mitgliederzahlen und die zahlreichen kirchlichen Missbrauchsfälle. Er sei aber überzeugt, dass der christliche Glaube "neue Strahlkraft" gewinnen könne.
Burger sagte in seiner Predigt, die katholische Kirche befinde sich in einem Spannungsfeld zwischen Reformstau und Beharrungsvermögen. "Was ist aus einer Kirche geworden, die sich doch gern als Bollwerk des Glaubens verstanden hat?", fragte Burger. In einer solch schwierigen Situation werde Krämer zum Bischof geweiht. "Ist das Grund, zu gratulieren oder eher zu kondolieren?", fragte Burger. Er gratuliere dem neuen Bischof jedenfalls und wünsche ihm Mut, Kraft und Segen.
Amtsantritt am ersten Advent
Mit dem Amtsantritt Krämers am ersten Adventssonntag 2024 endet eine zwölfmonatige Sedisvakanz, eine Zeit ohne Diözesanbischof, in der Clemens Stroppel als Diözesanadministrator die Geschäfte übergangsweise führte. Gewählt vom Rottenburger Domkapitel, war Krämer am 2. Oktober von Papst Franziskus zum neuen Bischof der Diözese ernannt worden. Krämer stammt aus Stuttgart und studierte Jura und Theologie. In den 1990er Jahren war er enger Mitarbeiter des damaligen Rottenburger Bischofs Kasper. Von 2008 bis 2019 war Krämer Präsident des Hilfswerks missio in Aachen sowie von 2010 bis 2019 Präsident des Kindermissionswerks "Die Sternsinger".
Zu dem vom SWR-Fernsehen und auf Youtube live übertragenen Festgottesdienst im Rottenburger Dom kamen rund 600 Menschen. Auf den Rottenburger Marktplatz sowie in Festzelte vor dem Bischofshaus wurde das Geschehen per Großleinwänden übertragen.
Die Sicherheitsvorkehrungen für den Weihegottesdienst waren hoch. Zu den Feierlichkeiten kamen der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nikola Eterovic, zahlreiche katholische Bischöfe, auch aus der Ukraine und dem Irak, sowie Vertreter der evangelischen Kirche und Gäste aus Gesellschaft und Politik.