Wiener Theologe bei jüngster KAVÖ-Vorstandsitzung gewählt, Magda Krön und Ille Gebeshuber sind Vizepräsidentinnen - KAVÖ-Herbsttagung im Wiener Kardinal-König-Haus im Zeichen der Verteidigung von Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechte
Wien, 03.12.2024 (KAP) Der Wiener Theologe Hans Schelkshorn ist neuer Präsident des "Katholischen Akademiker:innenverbands Österreichs" (KAVÖ). Der Verband gab die Wahl Schelkshorns, die bereits am 30. November erfolgte, am Dienstag bekannt. Zu Vizepräsidentinnen wurden Magda Krön und Ille Gebeshuber gewählt. Schelkshorn ist Professor am Lehrstuhl für Interkulturelle Religionsphilosophie an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien. Er folgt als Präsident auf Magda Krön. Die Kulturmanagerin und pensionierte Lehrerin gehört als Vizepräsidentin aber weiterhin dem Leitungsteam an.
Die zweite Vizepräsidentin Ille Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien und Vorsitzende des Forums Zeit und Glaube/KAV der Erzdiözese Wien. Das designierte Leitungstrio muss noch durch die Österreichische Bischofskonferenz bestätigt werden.
Für den durch das Ableben von Werner Reiss vakant gewordenen Posten des Geistlichen Assistenten hat der KAVÖ-Vorstand der Bischofskonferenz Markus Schlagnitweit, den Direktor der Katholischen Sozialakademie Österreichs, vorgeschlagen.
Verteidigung der Demokratie
Inhaltlich war die jüngste KAVÖ-Herbsttagung im Wiener Kardinal-König-Haus dem Thema Demokratie gewidmet. Hans Rauscher vom "Standard", Joana Radzyner, ehemalige Ostmitteleuropa-Korrespondentin des ORF, und Prof. Schelkshorn referierten zum Thema, wie der KAVÖ in seiner Aussendung am Dienstag berichtete. Letzterer erläuterte die Philosophie, die hinter dem Programm von rechtspopulistischen Parteien wie der FPÖ steckt, und wies darauf hin, dass sich Österreich die stabile und nachhaltig funktionierende liberale Demokratie 1945 nicht selbst erkämpft hatte, sondern diese dem Land von außen "gegeben wurde". Auf diese Zeit gehe auch die österreichische Grundhaltung der "Kunst, es nicht gewesen zu sein" zurück. Diese sei bis heute im Umgang mit der neorechten Partei und ähnlichen Bewegungen prägend und führe zu Verharmlosung, Personalisierung und Verdrängung im Umgang mit demokratiegefährdendem neorechtem Gedankengut, wie es die FPÖ laut dem Philosophen schon seit den Zeiten Jörg Haiders klar in ihren Wahlprogrammen proklamiert.
Als besonderes Negativbeispiel kam Schelkshorn immer wieder auf Ungarn zu sprechen. Viktor Orban läute das Ende der liberalen Demokratie ein, die auf den Säulen der Menschenrechte, der Pressefreiheit und der Gewaltenteilung beruht. Nur wenn diese Säulen der liberalen Demokratie unantastbar und mit klarer Haltung von den Parteien, der Presse und Gesellschaft hochgehalten, eingefordert und verteidigt werden, könne dieser Umbau in Österreich trotz des Erstarkens der FPÖ verhindert werden. Sonst werde Österreich im Nachhinein wieder die bewährte "Kunst, es nicht gewesen zu sein" strapazieren, so Schelkshorn.
Warnung vor Verlust des Rechtsstaats
Hans Rauscher warnte davor, Rechtspopulisten an die Macht zu lassen, damit sie sich selbst desavouierten, wie immer mehr Menschen in Österreich meinen. "Sie wollen den Rechtsstaat umbauen, und zwar so schnell wie möglich." Rauschers Appell: "Nichts ist umsonst, wenn man sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzt. Denn, wenn wir aufgeben, ist alles aus, dann kippt das System, und der Kipppunkt ist schneller erreicht, als man glaubt." Rauscher stellte fest, dass die politischen und wirtschaftlichen Strukturkrisen, in denen die EU und Österreich stecken, ein hervorragender Boden für Rechtspopulismus seien, wie das auch vor 100 Jahren der Fall gewesen sei.
Rauscher meinte, dass es in Österreich einen Grundstock an Menschen gebe, die für autoritäre Lösungen offen sind. Deswegen sei es umso wichtiger, die Gegenkräfte im Land zu mobilisieren und die Zivilgesellschaft mit ihren Initiativen zu stärken.
Erosion der Demokratie in Polen
Joana Radzyner gab einen Überblick über die jahrzehntelangen Demokratisierungs-Bestrebungen in Polen, die immer wieder Rückschläge erfuhren - noch während des kommunistischen Regimes, aber auch danach. "Seit 20 Jahren", so Radzyner, tobe "ein innenpolitischer Machtkampf um das Erbe der Solidarnosc, das sich beide Lager, das nationale wie das liberale, auf die Fahnen heften". Die Mehrheit der Bevölkerung habe lange Zeit die Erosion der Demokratie zugunsten des Wohlstandes in Kauf genommen.
Was das für Österreichs Demokratie bedeute? Es brauche "magische Momente", die demokratischen Bestrebungen Stärke verleihen, befand die Osteuropa-Expertin. Solche Momente seien etwa die Papstbesuch im kommunistischen Polen oder die Veröffentlichung des Ibiza-Videos in Österreich gewesen, um die Lethargie der Masse zu durchbrechen.
In der anschließenden Podiums-Diskussion wurde deutlich, dass es auch junge Menschen braucht, die bereit sind, in die Politik zu gehen. Und dass sich jeder Mensch im eigenen Bereich zivilgesellschaftlich einsetzen kann, was ein wichtiger Teil der Demokratie ist.