Kunst ist eine universelle Sprache, die Menschen herausfordert, inspiriert und aufbaut, sagt der Papst. Für den Vatikan ist klar, dass diese Sprache auch im katholischen Festjahr für Verständigung sorgt - Korrespondentenbericht von Sabine Kleyboldt
Rom, 13.12.2024 (KAP) Große Gemäldeschau im Papstpalast Castel Gandolfo, neue Ausstellungssäle in Santa Maria Maggiore, frisch restaurierte Renaissance-Meisterwerke im Petersdom: Nicht nur fromme Pilger, auch Liebhaber von Kunst und Kultur können sich auf das Heilige Jahr 2025 freuen. Denn: "Il giubileo è cultura" ("Das Jubiläum ist Kultur"), bekräftigte der Beauftragte des Papstes für das katholische Mega-Event, Erzbischof Rino Fisichella, schon im Herbst. Und seither flattern fast täglich Terminankündigungen herein.
Wichtiger Akteur sind die Vatikanischen Museen. Bereits jetzt und während des gesamten Heiligen Jahres präsentieren sie in Sonderschauen Kleinodien aus ihren Sammlungen, wie Museumsdirektorin Barbara Jatta ankündigte. Ab Samstag (14. Dezember) ist etwa in der Päpstlichen Residenz in Castel Gandolfo eine Ausstellung mit Werken von Raffael (1483-1520) und Domenico Ghirlandaio (1449-1494) zu sehen. Kurz darauf wird eine große Ikonenschau eröffnet, zusätzlich bestückt mit Leihgaben aus aller Welt. Ein neu konzipierter Museumsführer auf Englisch hilft durch die vielfältigen Abteilungen.
Schon seit Monaten pflastert der Vatikan den Weg zur Heiligen Pforte mit Kunstgenüssen. So zog im Sommer das Gemälde "Der Christus des Heiligen Johannes vom Kreuz" (1951) von Salvador Dalì in der Kirche San Marcello am Corso rund 330.000 Besucher an - in nur 40 Tagen. Für zwei Monate wurde ein anderes Ausnahmekunstwerk nach Rom geholt: "Die Weiße Kreuzigung" von Marc Chagall. Das Lieblingsgemälde von Papst Franziskus ist noch bis Ende Jänner im Palazzo Cipolla zu sehen. Der jüdische Künstler Chagall schuf es 1937 unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Judenverfolgung.
Schostakowitsch und Musicals
Im Rahmen der Konzertreihe zum Giubileo kam Anfang November die 5. Symphonie des russischen Komponisten Dimitri Schostakowitsch zur Aufführung. Am 22. Dezember geht es weiter mit einem Auftritt des päpstlichen Chors der Sixtinischen Kapelle in der Kirche Sant'Ignazio di Loyola. Der 1471 gegründete Chor ist der älteste durchgängig aktive Chor der Welt. Er wird in den nächsten Monaten häufig zu hören sein, nicht zuletzt bei den Papstmessen.
Orientierung auf dem Weg zu Kunst und Kultur bietet der Terminkalender des Heiligen Jahres. Dort sind schon viele Glanzlichter eingetragen: So etwa das internationale Heilig-Jahr-Treffen für Künstler am 13. und 14. Februar, direkt gefolgt vom "Giubileo degli Artisti" (15.-18. Februar). Bereits ab 16. Jänner gastiert einen Monat lang das Musical "Bernadette von Lourdes. Eine einzigartige Geschichte" im "Auditorium" an der Via della Conciliazione.
Am 11. und 12. Oktober wird es ein großes Theatertreffen "In nome della madre" (Im Namen der Mutter) geben. Und bei der Wallfahrt der Chöre am 22. und 23. November samt Gang durch die Heilige Pforte, Konzert und Papstmesse auf dem Petersplatz dürften alle Register gezogen werden. Interessierte Chöre können sich bis 21. September anmelden.
Heiliges Museumsjahr
Taufrisch eingeweiht wurden am Mittwoch erst neue Ausstellungsräume in der Päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore. Herzstück des neuen Museumsrundgangs ist die erste Krippe der Kunstgeschichte, die 1291 von Arnolfo di Cambio geschaffen wurde und nun durch innovative Technik aus jeder Perspektive bewundert werden kann - samt ihrer spirituellen Dimension.
Es geht also um mehr als nur schmückendes Beiwerk für das Festjahr, das Papst Franziskus zu Heiligabend eröffnen wird. Viele Werke der Malerei, Architektur, Bildhauerei, aber auch Dichtung und Musik wurden vom christlichen Glauben inspiriert und zur Ehre Gottes erschaffen. Von ihnen besitzt der Vatikan Preziosen von unschätzbarem Wert. Wer will es ihm verdenken, das alle 25 Jahre stattfindende Jubeljahr zu nutzen, um solche Schätze für die erwarteten 32 Millionen Besucher in Szene zu setzen? Lasse sich die Frohe Botschaft doch noch besser in der universellen Sprache der Schönheit und künstlerischen Kreativität weitergeben, sagte Fisichella.
Auftragskunst zum Jubiläum
Das "Giubileo" hat auch Kunst um seiner selbst Willen hervorgebracht: Die offizielle Heilig-Jahr-Hymne komponierte der Theologe Pierangelo Sequeri im Auftrag des Dikasteriums für die Evangelisierung. Ins Deutsche übertragen wurde die Hymne von Jakob Johannes Koch: "Licht des Lebens, Flamme unsrer Hoffnung! Dieses Lied, es steige auf zu dir", heißt es da. Und endet mit dem Appell: "Eilt in Scharen unserm Gott entgegen."
Eine Figur, die sich bereits auf den Weg gemacht hat, ist "Luce" ("Licht"), das Maskottchen des Heiligen Jahres. Die Manga-Figur mit ihren riesigen Augen ist eine Verbeugung an die Popkultur und soll vor allem junge Leute ansprechen. Das androgyn wirkende Mädchen trägt einen Pilgerstab, einen Regenmantel, von der Reise schmutzige Stiefel und das Pilgersymbol der Jakobsmuschel als Spiegelung in ihren Augen.
Luce, der manche eine Ähnlichkeit mit Greta Thunberg bescheinigen, sorgte sofort für Diskussionen, nicht zuletzt in Sozialen Netzwerken. Spott gab es allerdings, weil das Unternehmen von Designer Simone Legno auch für die Herstellung von Sex-Spielzeug bekannt sei. Wie viel Gefallen man auch immer an "Luce" findet: Mit ihrer Kreation ist dem Vatikan ein echter Hingucker fürs Heilige Jahr gelungen.