Katholische Aktion und Katholischer Laienrat fordern "Freiraum und neue Bewegung" in der österreichischen Bildungslandschaft u.a. durch Entideologisierung, Kompetenzentflechtung, gezielteren Mitteleinsatz
Wien, 13.12.2024 (KAP) Jede Menge Handlungsbedarf im Bereich der Bildungspolitik sehen Katholische Aktion und Katholischer Laienrat. Zur laufenden Regierungsbildung haben Vertreter der beiden katholischen Laienorganisationen ein Zehn-Punkte-Programm vorgelegt, das zu mehr "Freiraum und neuer Bewegung" in der österreichischen Bildungslandschaft führen soll, wie es in einer Aussendung am Freitag heißt. KAÖ-Präsident Ferdinand Kaineder und Laienrats-Vorstandsmitglied Friedrich Macher fordern darin Weichenstellungen von der Elementarpädagogik bis hin zum lebenslangen Lernen.
"Wenn wir in unsere Schulen schauen, dann sehen wir in die Zukunft unseres Landes. Was wir dort mit unserem ungeschminkten Blick wahrnehmen, erfüllt uns mit ganz großer Besorgnis", nehmen die Kirchenvertreter Bezug auf jüngste Meldungen über mangelnde Lese- und Schreibkompetenz in Österreich. Bildungsferne Milieus oder nicht vorhandene Deutschkenntnisse fänden zu wenig Beachtung in entsprechenden Bildungsmaßnahmen, kritisierten Kaineder und Macher. Sie sprachen sich für eine Entideologisierung der Bildungspolitik, eine Kompetenzentflechtung zwischen Ministerium, Ländern und Gemeinden sowie für einen effizienteren Einsatz der vorhandenen Mittel aus: "Die Kindergartenbildung, die Sekundarbildung und das lebensbegleitende Lernen sind unterdotiert."
Nach Schulpflicht: Lesen und Schreiben
Einer der zehn Forderungen an die künftige Regierung: "Stellen Sie sicher, dass jede und jeder Fünfzehnjährige nach der Grundschule sinnerfassend lesen und sich schriftlich ausdrücken kann." Angesetzt werden müsse hier bereits im Vorschulalter, betonen Kaineder und Macher: "Werten Sie die Elementarpädagogik (vor allem im Kindergarten) auf." Dort sollten Fachkräfte mindestens zwei Jahre lang Sprachkompetenz fördern.
Konsequent gestärkt müsse weiters die Schulautonomie werden, sozial benachteiligte Schulstandorte sollten mehr Mittel zugeteilt bekommen, mit denen die Schulen ihren Unterricht und eventuelle Unterstützungen verbessern können. Die Lehrenden seien "durch Wertschätzung, faire Entlohnung und in schwierigen Situationen durch genügend Unterstützungskräfte" zu stärken.
Die "Neue Mittelschule" wie auch das ideologisch belastete Thema Ganztagesschule sollten unvoreingenommen diskutiert und evaluiert sowie an international bewährten Modellen gemessen werden, lautet eine weitere Forderung der Laienorganisationen. Die Stärken der dualen Ausbildung mit Lehre in Verbindung mit Berufsschule, "um die Österreich in der ganzen Welt beneidet wird", gelte es weiterzuentwickeln.
Technik allein wird's nicht richten
Eine Warnung sprechen die beiden kirchlichen Fachleute vor überzogenen Erwartungen an eine undifferenzierte Digitalisierung bzw. an Künstliche Intelligenz aus: Strukturelle Probleme würden damit nicht gelöst. Und: "Es geht im Grunde immer um agile, resiliente und haptisch greif- und erlebbare Lernprozesse", wie Kaineder und Macher erklärten.
Grundsätzlich halten die beiden fest, unabdingbare "future skills" seien nicht nur in den technologisch ausgerichteten "mint"-Fächern zu entwickeln. Es brauche auch "die aus einem sozial-ökologisch-spirituellen Welt- und Menschenbild kommenden ganzheitlichen Schlüsselkompetenzen".