Zahlreiche vorweihnachtliche Feiern mit Inhaftierten und Gefängnispersonal - Seelsorger starten Weihnachtsspendenaktion für Gefängnisinsassen
Wien, 13.12.2024 (KAP) In der Vorweihnachtszeit besuchen Österreichs Bischöfe traditionell Haftanstalten im ganzen Land, um mit den Insassen Gottesdienste zu feiern und ihnen die Botschaft von Hoffnung und Versöhnung zu bringen. Sie kommen damit einem Grundauftrag der Kirche nach, Menschen in Not und am Rand der Gesellschaft die hoffnungsvolle Weihnachtsbotschaft zu bringen. Gerade die Weihnachtszeit kann für viele Gefängnisinsassen mit dem Aufbrechen tiefer seelischer Verletzungen und Krisenerfahrungen verbunden sein.
Den Auftakt der vorweihnachtlichen Besuche machte der Linzer Bischof Manfred Scheuer mit einer Weihnachtsfeier in der Justizanstalt Garsten am 12. Dezember. Scheuer wird zudem am 17. Dezember die Justizanstalt Asten, am 18. Dezember die Justizanstalt Ried und am 19. Dezember die Justizanstalt Linz besuchen, um dort mit Insassen eine Weihnachtsfeier zu gestalten.
Der Tiroler Diözesanbischof Hermann Glettler wird am 16. Dezember in der Justizanstalt Innsbruck einen Weihnachtsgottesdienst feiern. In der Diözese St. Pölten wird Bischof Alois Schwarz in der Justizanstalt Krems-Stein am 17. Dezember mit Insassen und Justizangestellten einen vorgezogenen Weihnachtsgottesdienst feiern; zuvor hatte bereits Weihbischof Anton Leichtfried am 10. Dezember die Justizanstalt St. Pölten besucht. Bischof Benno Elbs feiert am 18. Dezember einen Weihnachtsgottesdienst in der Justizanstalt Feldkirch.
In der Erzdiözese Wien feiert Kardinal Christoph Schönborn am 19. Dezember eine Adventfeier im Grauen Haus in der Justizanstalt Josefstadt. Der Klagenfurter Diözesanbischof Josef Marketz wird ebenfalls am 19. Dezember das Gefangenenhaus in Klagenfurt besuchen und mit Insassen sowie Justizwache-Angehörigen einen Gottesdienst feiern. In der Erzdiözese Salzburg wird am 15. Dezember in der Justizanstalt Salzburg eine ökumenische vorweihnachtliche Feier für Häftlinge gemeinsam angeboten.
"Weihnacht im Gefängnis"-Spendenaktion
Kurz vor Weihnachten, einer Zeit, die für viele Gefängnisinsassen besonders belastend ist, setzen der Salzburger Gefängnisseelsorger Albert Hötzer und der evangelische Seelsorger Meinhardt van Gierke ein Zeichen der Solidarität: Mithilfe der "Weihnacht im Gefängnis"-Spendenaktion wollen sie Häftlingen einen Lichtblick im Alltag schenken. Mit den Spenden werden Gutscheine finanziert, mit denen Insassen Dinge des täglichen Bedarfs erwerben können. Die Aktion ist Teil eines umfassenden Engagements, mit dem Hötzer und van Gierke den oft isolierten und von Schuld geprägten Gefängnisalltag erträglicher machen wollen.
"Es gibt immer wieder Gefangene, die gar kein Geld haben", so Hötzer gegenüber Kathpress. Insassen hätten kein Bargeld, verfügten aber über ein Justizanstalt-internes Konto, mit dem sie Telefonate bezahlen oder im Gefängnis-Laden Dinge des täglichen Bedarfs kaufen könnten.
Die Spenden werden auf das Konto der Pfarre Siezenheim entgegengenommen (IBAN: AT92 3503 4000 1910 0502), mit dem Verwendungszweck "Weihnacht im Gefängnis". "Jeder noch so kleine Beitrag hilft", so Hötzer, der als Gefängnisseelsorger in der Justizanstalt Puch-Urstein tätig ist. Die Gefängnisseelsorge sei dabei nicht als "naive Blauäugigkeit" oder Verharmlosung von Taten gedacht, sondern als Versuch, Menschen zu einem Neubeginn zu verhelfen, erklärte Hötzer in der Salzburger Kirchenzeitung "Rupertusblatt" (Ausgabe 49/2024). Neben Gesprächen mit Insassen gehören auch Begegnungen mit Justizangestellten und Beratern zu seinem Alltag. "Auch sie verbringen viel Zeit ihres Lebens im Gefängnis", wies der Diakon hin.
Laut dem Justizministerium beträgt der aktuelle Insassenstand 9.631 Personen (Stand 1. November 2024), davon sind 656 Frauen (6,81 Prozent). Davon befinden sich 8.783 Personen in Justizanstalten, was mit einer Belegung von 106 Prozent über der Kapazitätsgrenze von 8.282 Plätzen liegt. 848 Insassinnen und Insassen befinden sich in psychiatrischen Krankenhäusern oder im elektronisch überwachten Hausarrest.