Linzer Bischof bei Pressegespräch: TelefonSeelsorge OÖ erfüllt kirchlichen Auftrag, Gegenwart Gottes zu vermitteln - Scheuer und Stelzer am Dienstagabend am Telefon - Expertinnen geben Anregungen für gelingendes Weihnachtsfest in herausfordernden Zeiten
Linz, 16.12.2024 (KAP) Ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte, die Menschen in Oberösterreich auch zu Weihnachten haben, beweisen kurz vor den Festtagen zwei prominente Unterstützer der "TelefonSeelsorge OÖ": Bischof Manfred Scheuer wird am Dienstag, 17. Dezember, zwischen 18 und 20 Uhr unter der bundesweiten Notrufnummer 142 erreichbar sein, der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer am selben Tag von 18.30 bis 19.30 Uhr. Diese Unterstützung für die Mitarbeitenden der Telefonseelsorge haben die beiden am Montag bei einer Pressekonferenz im OÖ. Presseclub in Linz angekündigt. Anwesend waren dabei auch TelefonSeelsorge-Leiterin Silvia Breitwieser und Referentin Barbara Lanzerstorfer-Holzner.
In der Weihnachtszeit sei die emotionale Belastung bei vielen Menschen größer ist als sonst, sagte Bischof Scheuer: "Enttäuschungen, Verletzungen, Kränkungen, Einsamkeit und Existenzsorgen brechen zur Weihnachtszeit viel intensiver herein als zu anderen Zeiten im Jahr." Auch materielle Sorgen machten sich stärker bemerkbar. Abgebrochene Beziehungen bzw. der Tod naher Menschen seien "am Beziehungsfest Weihnachten spürbarer", so der Bischof. Viele Menschen würden gerade an den Feiertagen daran zweifeln, "dass es das Leben, dass es Gott mit ihnen gut meint".
Scheuer wies auf den Bedeutungskern des Festes hin: Zu Weihnachten feiern Christinnen und Christen mit der Geburt Jesu die Gegenwart Gottes unter den Menschen. Diese Gegenwart Gottes zu vermitteln, sei Auftrag der Kirche. Und die TelefonSeelsorge sei eine unverzichtbare Umsetzung dieses Auftrags. Der Bischof wörtlich: "TelefonSeelsorge will zuhören und nicht vertrösten. Sie will wahrnehmen und nicht abwimmeln. Sie will Hoffnung geben und Wege aufzeigen - vielleicht nur den nächsten Schritt. Niemand soll in seiner Not allein gelassen sein."
Auch Landeshauptmann Stelzer ortet viele Sorgen, mit denen viele Menschen derzeit konfrontiert sind. Aktuell herrschten sehr turbulente, herausfordernde Zeiten. "Gerade jetzt ist es wichtig, sich gegenseitig Halt und Unterstützung zu geben", betonte der Politiker. Ein vertrauliches Gespräch sei oftmals eine ganz entscheidende Hilfe. Darum sei es ihm ein Anliegen, die Telefonseelsorge persönlich zu unterstützen, sagte Stelzer. Seine alljährliche Unterstützung am Telefon sei ein Zeichen der Wertschätzung und des Dankes an die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Viele sind unzufrieden und selbstkritisch
Silvia Breitwieser und Barbara Lanzerstorfer-Holzner gaben Einblicke in die vielfältigen Beratungsgespräche der TelefonSeelsorge und schilderten, was Hilfesuchende in diesen Tagen bewegt. Getriebenheit, Stress, aber auch der - oft unerfüllte - Wunsch nach Harmonie scheinen untrennbar mit Weihnachten verbunden zu sein, erläuterten die Expertinnen. Das mache viele unzufrieden und selbstkritisch. Manche beginnen sich mit Freunden, sozialem Umfeld, Influencerinnen etc. zu vergleichen - und kommen zu dem Schluss, alle anderen seien organisierter, entspannter, zufriedener und erfolgreicher.
Laut Lanzerstorfer-Holzner haben die vielen Krisen der vergangenen Jahre die Menschen, aber auch die Gesellschaft insgesamt vulnerabler gemacht. Die häufige Folge dieser Mischung aus Unzufriedenheit, Überforderung und Selbstzweifel seien Sinnkrisen, Ängste, Schlafstörungen, depressive Verstimmungen bzw. Rückzug. "Weihnachten ist eine gute Gelegenheit, sich mit der eigenen Verletzlichkeit, der eigenen Berührbarkeit auseinanderzusetzen und fürsorglich mit sich selbst umzugehen", betonte Lanzerstorfer-Holzner.
Ein erster Schritt in Richtung Selbstfürsorge sei es, die eigenen Gefühle ernst und wichtig zu nehmen. Ein zweiter Schritt sei Nachsicht mit sich selbst und den anderen, "denn niemand ist perfekt". Schließlich gelte es, sich mit Unwägbarkeiten, Frustrationen und Situationen, für die es gerade keine Lösung gibt, zu arrangieren.
Wie Weihnachten trotzdem gelingen kann
Wie Weihnachten trotz aller Widrigkeiten und Herausforderungen ein stimmiges Fest werden kann, zeigen hilfreiche Anregungen vonseiten der TelefonSeelsorge. Die Bedürfnisse aller Beteiligten zu klären und einen lebbaren Kompromiss zu finden, gehöre genauso dazu, wie an liebgewonnenen, stärkenden Ritualen und Traditionen festzuhalten. Gleichzeitig sei es hilfreich, sich vom "idealen Weihnachten der Kindheit" zu verabschieden und zu überlegen, was Weihnachten wirklich ausmacht. Gemeinschaft und Nähe zählen mehr als teure Geschenke, betonten die Telefonseelsorgerinnen.
Der Notruf ist auch am Heiligen Abend und an den Feiertagen rund um die Uhr unter der kostenlosen Nummer 142 erreichbar. Wer lieber schreibt, kann sich täglich von 16 Uhr bis 23 Uhr an die ebenfalls kostenlose Mail- oder Chatberatung wenden: https://onlineberatung-telefonseelsorge.at.
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