Kardinal Pizzaballa: Christen in Gaza werden Weihnachten als Gemeinschaft feiern - Lieferung humanitärer Hilfe in Gazastreifen Ergebnis harter Arbeit, Verhandlungen und "Sturheit"
Wien/Jerusalem, 18.12.2024 (KAP) Christinnen und Christen versuchen auch heuer in Gaza unter widrigsten Bedingungen Weihnachten zu feiern. Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem unterstützt die kleine christliche Gemeinde sowie zahlreiche muslimische Familien, die auf dem Gelände der katholischen und orthodoxen Kirchen Zuflucht gefunden haben. Wie das internationale katholische Hilfswerk "Kirche in Not" (KIN) in einer Aussendung am Mittwoch berichtet, leben aktuell mehr als 450 Menschen auf dem Gelände der katholischen Pfarre "Heilige Familie" in Gaza-Stadt und rund 200 weitere auf dem Gelände der orthodoxen Kirche. Die Bedingungen seien schlecht, aber wenigstens "sind sie alle zusammen", erklärte dazu der Lateinische Patriarch Kardinal Pierbattista Pizzaballa.
Noch 2023 hatten die christlichen Kirchen des Heiligen Landes ihre Gläubigen gebeten, aufgrund der allgemeinen Situation von Leid und Schmerz auf überschwängliche Festlichkeiten zu verzichten. Pizzaballa sagte jedoch, dass "Weihnachten in diesem Jahr so normal wie möglich sein wird, angesichts der außergewöhnlichen Umstände. Besseres Essen, Gebet natürlich, und etwas für die Kinder".
Insgesamt werden im Heiligen Land "alle Aktivitäten im Zusammenhang mit den Weihnachtsfeierlichkeiten in Solidarität mit den am stärksten betroffenen Menschen stattfinden, sowohl im Westjordanland, aber vor allem in Gaza", betonte Pizzaballa laut Hilfswerk.
Humanitäre Hilfe für 4.000 Familien
Das Lateinische Patriarchat leistet umfangreiche humanitäre Hilfe und versorgt in Gaza und im Westjordanland insgesamt 4.000 Familien mit Lebensmitteln. "Diese humanitäre Unterstützung erfolgt nicht nur, weil Weihnachten ist, sondern auch aufgrund unserer Identität als Kirche. Wir können keine Kirche sein und über Jesus und Nächstenliebe sprechen, wenn wir das nicht auch in die Tat umsetzen", erklärte Pizzaballa das kirchliche Selbstverständnis.
Die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen sei schwierig und das Ergebnis harter Arbeit, von Verhandlungen und "Sturheit", so der Patriarch. Sie würden ständige Abstimmungen mit den Behörden auf beiden Seiten der Grenze erfordern. Wir sind hartnäckig, es hat lange gedauert, aber jetzt haben wir einige Kanäle", so der Kardinal. Zusätzlich helfe es, dass die christliche Gemeinde sich an der Verteilung der Hilfsgüter beteiligt. "Das schafft eine gute Atmosphäre, weil sich die Menschen gebraucht fühlen. Sie sind da, um anderen zu helfen und ein Netzwerk mit allen Familien, nicht nur den christlichen, aufzubauen."
Weihnachten als Fest der Kinder
Besonderes Augenmerk liegt auf den Kindern, die seit zwei Jahren ohne Schulunterricht auskommen müssen und kaum Aussicht auf eine Rückkehr zur Normalität haben. "Weihnachten ist das Fest der Kinder", neben Lebensmitteln sollen sie daher auch Spielzeug oder andere kleine Freuden erhalten, sagte Pizzaballa.
Papst Franziskus gibt den Menschen Halt
Papst Franziskus zeigt tiefe Anteilnahme an der Lage in Gaza und ruft täglich bei der katholischen Pfarre "Heilige Familie" an. Für die Kinder dort sei er wie ein Großvater geworden, berichtete Pizzaballa: "Papst Franziskus ruft weiterhin jeden Tag um 19 Uhr an. Das ist zur Gewohnheit geworden." Manchmal dauere das Gespräch nur kurz, manchmal länger, "aber er ist für die Kinder zum Großvater geworden, weil sie wissen, dass er anrufen wird." Für die Gemeinde in Gaza stellten die Anrufe eine sehr große psychologische, emotionale und spirituelle Unterstützung dar, betonte der Kardinal.