Bischof Glettler: Hoffnung als "Über-Lebensmittel" - Südtiroler Bischof Muser: Im Heiligen Jahr öffnet sich auch Pforte des Gefängnisses Rebibbia in Rom
Innsbruck/Bozen, 18.12.2024 (KAP) Weihnachtsgottesdienste in Justizanstalten gehören zu den Fixpunkten vieler Bischöfe während des Advents - so auch für die Tiroler Bischöfe Hermann Glettler (Innsbruck) und Ivo Muser (Bozen-Brixen). Sie stellten in ihren Worten an die Häftlinge die Hoffnung - passend zum Motto des am Heiligen Abend beginnenden Heiligen Jahres - in den Mittelpunkt, wie die beiden Diözesen mitteilten.
Glettler bezeichnete Hoffnung bei seinem Besuch am Montag in der Justizanstalt Innsbruck als "Über-Lebensmittel". In seiner Predigt nannte der Bischof drei Aspekte, unter denen das Leben besonders für Gefangene hoffnungslos erscheine: der Eindruck, alleine zu sein, wenn eine Schuld zu tragen schwer wird und wenn das Gefühl vorherrscht: "Ich kann gar nichts tun!"
Zu all dem biete das Weihnachtsfest eine Gegenperspektive: Menschen würden Geschenke vorbereiten, die am Heiligen Abend im Gefängnis verteilt werden und damit Einsamkeitsgefühle lindern. Tröstlich ist laut Glettler auch der Umstand, dass Jesus auch Versagern Vergebung zusprach. Und: Jeder sei fähig, Gutes zu tun und dadurch Hoffnung zu schenken, "man kann auch im Gefängnis die Atmosphäre verbessern", so der Bischof.
Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst von der Militärmusik Tirol. Der Innsbrucker Diözesanbischof nahm sich auch Zeit für Einzelgesprächen mit den Insassen und einen Gedankenaustausch mit der Anstaltsleitung.
Muser: Jesus öffnet Türen zum Herzen
Der Südtiroler Bischof Muser wies bei der vorweihnachtlichen Wortgottesfeier im Bozner Gefängnis darauf hin, dass zum Heiligen Jahr 2025 nicht nur die Heiligen Pforten der vier großen Basiliken in Rom (Petersdom, Lateranbasilika, Santa Maria Maggiore und St. Paul vor den Mauern) geöffnet werden. Papst Franziskus habe ausdrücklich gewünscht, dass dazu auch das Tor des Gefängnisses Rebibbia in Rom dazukommt. "Diese Heiligen Pforten sind ein starkes Symbol dafür, was in Bethlehem geschehen ist: Gott öffnet seine Tür für die ganze Menschheit", erklärte Muser.
In der Heiligen Nacht klopfe Gott als Kind an die Tür der Welt. "Auch heute klopft er an die Herzen jedes Einzelnen. Lassen wir ihn eintreten und lassen wir nicht zu, dass Schmerz, Leid oder Verzweiflung die Oberhand gewinnen", sagte der Bischof den Häftlingen.
Abschließend erneuerte der Bischof seinen Appell für ein neues Gefängnis in Bozen. Es brauche, sagte Muser, "den politischen Willen, auch für Menschen, die Fehler gemacht haben, würdige Bedingungen zu schaffen, in denen sie ihre Strafe verbüßen können." Und auch den Mitarbeitenden müssten Arbeitsbedingungen gewährleistet werden, die Respekt und Würde widerspiegeln.