Bild von Jesus als gutem Hirten stand im Zentrum des Gottesdiensts in der Justizanstalt Wien-Josefstadt - Wiener Erzbischof an inhaftierte Menschen: "Möchte euch keine frommen Sprüche mitgeben, sondern echten Trost und echte Hoffnung"
Wien, 20.12.2024 (KAP) Das gemeinsame Feiern eines vorweihnachtlichen Gottesdienstes mit Häftlingen der Justizanstalt Wien-Josefstadt hat für Kardinal Christoph Schönborn Tradition. "Die Feier mit den Bewohnern dieses Hauses gehört für mich zur Vorbereitung auf Weihnachten. Sie ist ein Fixtermin für mich." So begrüßte der Wiener Erzbischof am Mittwoch die Insassen und Justizwachebeamten bereits zum 29. Mal in der festlich geschmückten katholischen Kapelle des Gefängnisses, wie die Erzdiözese Wien (Freitag) auf ihrem Online-Portal (www.erzdioezese-wien.at) schreibt. Im Zentrum des Gottesdienstes stand das Bild von Jesus als guter Hirte, der in die Irre Gegangene wieder heimholt, wie Schönborn betonte.
Obwohl er im Laufe des Jahres viele Predigten halte, sei jene in der Justizanstalt eine der schwersten für ihn: "Denn ich möchte euch keine frommen Sprüche mitgeben, sondern echten Trost und echte Hoffnung", leitete Schönborn die Feier ein. Im biblischen Gleichnis vom Hirten, der eines seiner 100 Schafe verliert und auf der Suche nach dem einen verlorenen Schaf seine restlichen Tiere zurücklasse, sehe er eine trost- und hoffnungsvolle Botschaft, so der Kardinal: "Jeder von uns kann in die Irre gehen. Jesus sagt uns zu: Wenn du dich verläufst, werde ich dich suchen und heimholen. Das gilt für jeden von uns!"
Trost wünsche er nicht nur den Gefangenen und ihren Familien, sondern auch jenen, die sie "als Feinde erlebt haben", wandte sich der Kardinal an die inhaftierten Menschen. Als Dank für sein jahrzehntelanges Engagement überreichte ein Häftling Schönborn eine in der anstaltseigenen Schlosserei handgefertigte Figur eines Hirten mit Schafen aus Metall. Ebenso schenkten die Insassen dem Kardinal drei Rosen, die die drei Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe symbolisierten. Dieser segnete die neue Ikone in der Kapelle der Justizanstalt, die Jesus als guten Hirten mit einem Schaf auf seinen Schultern zeigt.
Das Weihnachtsevangelium nach Lukas trugen laut Bericht der Wiener Erzdiözese ein Häftling und ein Beamter vor. Das gemeinsame Singen von "Stille Nacht" bildete den Abschluss des Gottesdienstes.
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