Gedenkgottesdienst in Magdeburg: Gewalt nicht das letzte Wort lassen
21.12.202419:50
Deutschland/Kirche/Terroranschlag/Gottesdienst
Bischof Feige: "Gemeinsam sind wir heute Abend hier, um uns gegenseitig Halt zu geben" - Bundespräsident Steinmeier, Bundeskanzler Scholz und Ministerpräsident Haseloff nahmen an ökumenischem Gottesdienst teil
Bonn, 21.12.2024 (KAP/KNA) Mehrere hundert Menschen haben am Samstagabend im Magdeburger Dom der Opfer des Anschlags vom Freitag gedacht. "Traurig und wütend, ratlos und ängstlich, unsicher und verzweifelt, sprach- und fassungslos und tief betroffen lässt uns der brutale Anschlag vom gestrigen Abend zurück. Mit Gefühlen, die sich nicht greifen lassen, sind wir heute Abend hier im Dom", sagte der katholische Bischof Gerhard Feige zum Auftakt des ökumenischen Gottesdienstes.
Daran nahmen neben verletzten Opfern, Angehörigen und Rettungskräften auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff, teil. Hunderte Menschen verfolgten zudem auf dem Domplatz bei Kälte und Regen den Gottesdienst via Leinwand-Übertragung.
Bischof Feige betonte: "Gemeinsam sind wir heute Abend hier, um uns gegenseitig Halt zu geben, um auszuhalten, was nicht zu begreifen ist. Gemeinsam sind wir hier, weil wir Hass und Gewalt nicht das letzte Wort lassen." Gemeinsam stehe man an der Seite derer, die um einen Menschen trauerten, Angst um verletzte Angehörige hätten oder am Freitag auf dem Weihnachtsmarkt waren und noch unter Schock stünden und das Gesehene und Geschehene noch verarbeiten müssten.
Um 19.04 Uhr, exakt 24 Stunden nach der Tat am Vortag, läuteten alle Kirchenglocken der Stadt. Der evangelische Landesbischof Friedrich Kramer sagte in seiner Predigt: "Wir sind erschüttert und fragen uns: Gibt es noch einen sicheren Ort, einen Friedensort?" Gewalttäter setzten sich auf "den Thron der Aufmerksamkeit", so Kramer weiter: "Lasst uns diesem Gewalttäter keinen Raum geben."
Trotz aller Ohnmacht, Verzweiflung und Wut, die man angesichts der Tat verspüre, sei eines wichtig: "Wir werden dem Gewalttäter nicht unseren Hass geben, sondern wir bleiben bei dem, was Frieden und Zusammenhalt gibt."
Bei dem Anschlag starben bislang fünf Menschen, über 200 wurden verletzt, viele schwer. Ein seit 2006 in Deutschland lebender und in Sachsen-Anhalt arbeitender Arzt aus Saudi-Arabien war mit einem Auto in den Weihnachtsmarkt der Magdeburger Altstadt gefahren. Erste Spekulationen über mögliche islamistische Hintergründe der Tat werden inzwischen als unwahrscheinlich bezeichnet.