Jerusalemer Patriarch hofft auf Frieden im Heiligen Land
24.12.202407:43
Israel/Krieg/Religion/Christentum/Pizzaballa
Höchster Kirchenvertreter in Nahost geht in Weihnachtsbotschaft auf Zerstörungen des anhaltenden Krieges ein, sieht aber auch Anlass zur Hoffnung
Jerusalem, 24.12.2024 (KAP/KNA) Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Kardinal Pierbattista Pizzaballa, fordert in seiner Weihnachtsbotschaft Frieden für das Heiligen Land. "Wir brauchen Hoffnung in diesem Land, das von so viel Gewalt und Hass geprägt und von Verachtung und Angst verwundet ist", sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche des Heiligen Landes am Montag in Jerusalem. Das gelte gerade zu diesem Weihnachtsfest, an dem das alle 25 Jahre begangene Heilige Jahr beginne, das diesmal der Hoffnung gewidmet sei.
Der Patriarch rief dazu auf, an die vielen Ausgegrenzten zu denken, für die es scheinbar keinen Platz auf der Welt, keine Würde, keine Hoffnung gebe. Christus sei Mensch geworden und habe damit ein "Zeichen der Nähe, des Friedens und einer erneuerten Beziehung zwischen Gott und den Menschen" gesetzt. Die gesamte Existenz Jesu bis zum Ende sei darauf ausgerichtet gewesen, sein Leben für andere hinzugeben, so der Kardinal in seiner Weihnachtsbotschaft.
Bei einer Pressekonferenz äußerte sich Pizzaballa tief bewegt von seinem gerade beendeten Besuch in Gaza und der Begegnung mit der dortigen christlichen Gemeinde. Die Zerstörung sei jetzt nochmals viel schlimmer als bei seinem Besuch Ende Mai. Insbesondere die hygienischen Verhältnisse hätten sich deutlich verschlechtert.
Nie das Wort "Rache" gehört
Die Menschen seien müde und erschöpft, berichtete der Kardinal. Dennoch habe er bei seinem Besuch nie das Wort "Rache" gehört, sondern immer nur den Wunsch, dass Krieg und Zerstörung bald enden mögen. "Alles in Gaza ist zerstört, aber die Menschen sind nicht zerstört", sagte Pizzaballa. Es gebe Leben, und das sei für ihn ein Zeichen von Hoffnung.
Zuversichtlich stimme ihn auch das starke Interesse in der Gemeinde an einem geplanten Schulprojekt des Patriarchats. In den Augen der Menschen seien Chancen und Perspektiven für die Kinder, die schon im zweiten Jahr keinen Unterricht hätten, wichtiger als etwa mehr Lebensmittel-Lieferungen. Für die Zukunft und für die nachfolgende Generation spiele Bildung eine zentrale Rolle.
Auf den Streit im Vorfeld seiner Anreise, die ihm nach Angaben von Papst Franziskus zunächst von Israel verwehrt werden sollte, wollte sich Pizzaballa nicht äußern. Wichtig sei, dass die Reise möglich geworden sei. Pizzaballa war am Sonntagmorgen in einem Konvoi mit Hilfslieferungen nach Gaza gekommen. Bei der Anreise sei der Konvoi entlang der Straßen von den Passanten vor allem um Zigaretten angebettelt worden.