US-Bischöfe begrüßen Bidens Begnadigung von Todeskandidaten
25.12.202409:03
USA/Kirche/Todesstrafe/Regierung
Bischofskonferenz-Vorsitzender Broglio "sehr froh, dass Präsident Biden dem Appell von Papst Franziskus und vielen anderen gefolgt ist"
Washington/Vatikanstadt, 25.12.2024 (KAP) US-Präsident Joe Biden hat kurz vor Weihnachten die Todesstrafen von 37 Bundesgefangenen in lebenslange Haft umgewandelt. Diese Entscheidung fand breite Zustimmung bei katholischen Religionsführern in den USA. Erzbischof Timothy Broglio, Vorsitzender der US-Bischofskonferenz, begrüßte Bidens Entschluss gegenüber dem vatikanischen Online-Portal "Vatican News". "Ich bin sehr froh, dass Präsident Biden dem Appell von Papst Franziskus und vielen anderen gefolgt ist", erklärte Broglio. Er betonte, dass die Entscheidung Respekt für das menschliche Leben zeige, auch wenn die Verurteilten weiterhin Verantwortung gegenüber der Gesellschaft tragen.
Broglio forderte katholische Gläubige auf, weiterhin für die Würde des Lebens einzutreten, von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod. "Wir sollten uns für ein Ende der Todesstrafe einsetzen, die oft barbarisch ist und das Leben von Kriminellen nimmt", sagte der Erzbischof. Der Bischofskonferenz-Vorsitzende wies darauf hin, dass der Einsatz gegen die Todesstrafe nun auf Ebene der Bundesstaaten weitergeführt werden müsse. Bidens Entscheidung betrifft nur Häftlinge auf Bundesebene. Die Todesurteile der rund 2.200 Gefangenen auf Ebene der US-amerikanischen Bundesstaaten bleiben unangetastet.
Ein Bündnis aus Gegnern der Todesstrafe hatte den am 20. Jänner aus dem Amt scheidenden Präsidenten jüngst aufgefordert, alle 40 Todesurteile auf Bundesebene in Haftstrafen umzuwandeln. Die Biden-Regierung hatte 2021 ein Moratorium für derlei Hinrichtungen erlassen. Es wird erwartet, dass Bidens republikanischer Amtsnachfolger Donald Trump dieses nach seiner Regierungsübernahme wieder aufheben wird.
Biden, ein erklärter Gegner der Todesstrafe und praktizierender Katholik, begründete seine Entscheidung mit seinem Gewissen und seinen früheren Erfahrungen als Pflichtverteidiger. "Mein Gewissen erlaubt es mir nicht, untätig zuzusehen, wie eine neue Regierung die Hinrichtungen wieder aufnimmt", hielt er fest. Biden betonte jedoch: "Täuschen Sie sich nicht: Ich verurteile diese Mörder, trauere um die Opfer ihrer verabscheuungswürdigen Taten und leide mit all den Familien, die einen unvorstellbaren und endgültigen Verlust erlitten haben."
Neben dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden Broglio lobten auch andere Kirchenvertreter Bidens Schritt. Der Washingtoner Erzbischof Kardinal Wilton Gregory nannte die Entscheidung laut Vatican News "einen wichtigen Schritt hin zu einem größeren Respekt vor dem menschlichen Leben - selbst gegenüber jenen, die großes Leid verursacht haben". Kardinal Gregory erinnerte daran, dass Papst Franziskus die Todesstrafe als "unvereinbar mit der sozialen und ethischen Würde der Menschheit" verurteilt hat.
Papst Franziskus hatte am 8. Dezember während des Angelusgebets zur Fürbitte für die zum Tode Verurteilten in den USA aufgerufen. "Heute bitte ich euch alle, für die Gefangenen zu beten, die sich in den Vereinigten Staaten im Todestrakt befinden. Lasst uns beten, dass ihre Strafe umgewandelt wird. Denken wir an diese unsere Brüder und Schwestern und bitten wir den Herrn um die Gnade, sie vor dem Tod zu bewahren." Elf Tage später, am 19. Dezember, sprach Franziskus telefonisch mit Joe Biden.
Franziskus hat sich oft für eine globale Ächtung der Todesstrafe ausgesprochen. 2018 ließ er den Katechismus der katholischen Kirche modifizieren, um die Todesstrafe ausdrücklich und in jedem Fall für "unzulässig" zu erklären. Es war die bisher einzige Änderung des Katechismus seit dessen Erscheinen 1992.