Deutsche Bischöfe: Weihnachten als Trost und Gegenpol zu Krisen und Gewalt
25.12.202415:20
Deutschland/Kirche/Weihnachten/Gesellschaft
Bischofskonferenz-Vorsitzender Bätzing warnt vor Sehnsucht nach autoritärer Regierung - Kölner Kardinal Woelki mit Aufruf zu "Mobilmachung für den Frieden"
Bonn, 25.12.2024 (KAP/KNA) Unter dem Eindruck des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt und den Kriegen auf der Welt haben die katholischen Bischöfe in Deutschland zu Weihnachten die Christen aufgerufen, zur Veränderung der Welt beizutragen.
Angesichts zahlreicher Krisen in Deutschland und weltweit warnte der Limburger katholische Bischof Georg Bätzing vor der Sehnsucht nach autoritären Lösungen. Politisch rückten nicht wenige Partnerstaaten Deutschlands nach rechts, und internationale Institutionen schienen in eine Krise geraten zu sein, sagte Bätzing, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz ist, im Limburger Dom. Er warnte vor dem Wunsch nach einer vermeintlich starken Hand, die für Ordnung sorgen solle. "Gnade uns Gott, wenn solche Reaktionen auf die offensichtlichen Krisenphänomene bei der kommenden Bundestagswahl mehr Befürworterinnen und Befürworter finden."
"Vieles, was wir noch vor wenigen Monaten einigermaßen sicher glaubten, ist durch den unverhohlenen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die kriegerischen Konflikte im Nahen Osten, ausgelöst durch den grausamen Terror der Hamas an unschuldigen Israelis, aus dem Gleichgewicht geraten", sagte Bätzing.
Die Kirche darf sich aus seiner Sicht nicht heraushalten aus schwierigen sozialen Themen und lebensethischen Debatten - wie die zum Anfang und Ende des menschlichen Lebens. Dies gelte auch dann, wenn es laute Stimmen gebe, die sagten, die Kirche habe sich da nicht einzumischen, betonte Bätzing. Bei allen Herausforderungen setze Weihnachten ein Hoffnungszeichen. Die Botschaft "Gott wird Mensch" sei Inspiration.
Der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx appellierte an die Christen, "die Dinge, wie sie sind, nicht einfach hinzunehmen". Gerade sie sollten an Veränderung, Verbesserung und Zukunft glauben, sagte Marx im Münchner Liebfrauendom. Die weihnachtliche Hoffnung sei Inspiration und Kraftquelle für alle Menschen. "Werdet also Menschen mit einer großen Hoffnung!"
Seinen Worten zufolge gilt es, Möglichkeiten zu erkunden, angesichts des Krieges den Frieden zu suchen und inmitten von Gewalt den Weg der Gewaltlosigkeit zu erkennen. Im Dickicht von Hass und Polarisierung sollten Christinnen und Christen Brücken der Versöhnung bauen. Die Hoffnung auf ein Leben in Würde für alle sei keine Utopie, sondern lohne jeden Einsatz im Kleinen wie im Großen.
Woelki: "Mobilmachung für den Frieden"
Kardinal Rainer Maria Woelki rief zu einer "Mobilmachung für den Frieden" auf. "Mit der Geburt seines Sohnes hat Gott seine große Friedensoffensive in der Welt begonnen", sagte der Kölner Erzbischof.
Bei dieser Offensive gehe es aber nicht um eine neue "Kriegstüchtigkeit" und immer mehr Waffen. "Das Kind in der Krippe ist das Bild des gewaltlosen Gottes." Nach den Worten des Kardinals bezieht sich das christliche Gebot der Liebe nicht nur auf den Nächsten, sondern sogar auf den Feind.
Magdeburger Bischof: Weihnachtsbotschaft bringt neuen Mut
Vor dem Hintergrund des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt deutete der Magdeburger Bischof Gerhard Feige Weihnachten in diesem Jahr als "heilsame Erinnerung" in bedrückenden Zeiten. "Nur wenige Tage nach dem brutalen Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in unserer Stadt sind es gerade die Erinnerungen an diese Tat, an das Leid und den Schmerz, die vielen Menschen noch nachhängen", sagte er in seiner Weihnachtsbotschaft. "Trotzdem oder gerade deshalb feiern wir Weihnachten, das Fest, das viele mit einer großen Sehnsucht nach Liebe, Heimat und Geborgenheit verbinden."
Die Menschwerdung Gottes an Weihnachten vor 2.000 Jahren habe auch nicht in einer heilen und unversehrten Welt stattgefunden, "sondern in der Welt, wie sie ist, zerrissen und widersprüchlich und manchmal kaum auszuhalten". Die christliche Weihnachtsbotschaft lasse aber neuen Mut schöpfen: "Gott will uns nahe sein und uns in allen Nöten und Schwierigkeiten beistehen."