Freiburg: Kündigung des Domkapellmeisters sorgt für Turbulenzen
28.12.202410:27
Deutschland/Musik/Kirche/Personal
Süddeutsche Erzdiözese bekräftigt Kündigung und will im Frühjahr den Posten neu ausschreiben
Freiburg, 28.12.2024 (KAP/KNA) In der deutschen Erzdiözese Freiburg gibt es Streit wegen der Kündigung des Domkapellmeisters: Nach einem bundesweit beachteten Vorfall in der Heiligen Nacht bekräftigt die Kirchenleitung die Kündigung und will den Posten ausschreiben.
"Die Ausschreibung kann frühestens nach dem 1. März 2025 veröffentlicht werden", teilte ein Sprecher der Erzdiözese am Freitag der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit.
Er bestätigte außerdem, dass es dafür bereits erste Kontakte zu vergleichbaren Einrichtungen in Deutschland gegeben habe. Es ging dabei etwa darum, "Kriterien und Standards einer Domsingschule zu benennen", wie der Sprecher sagte. "Dabei helfen die fachliche Expertise und der Austausch mit dem Amt für Kirchenmusik in Freiburg." Eine Rücknahme der Trennung von Domkapellmeister Boris Böhmann ist offenbar weiterhin keine Option: "Die Kündigung bleibt zu Ende Februar wirksam."
Vorfall sorgt bundesweit für Aufsehen
Ein Vorfall bei der Christmette im Freiburger Münster hatte deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Nach einem Lied der Domsingknaben am Ende des Gottesdienstes brandete laut Medienberichten ein lang anhaltender Applaus auf - offenbar aus Solidarität mit dem Domkapellmeister.
Erzbischof Stephan Burger konnte die Feier erst nach längerer Unterbrechung beenden. Ein katholischer Fernsehsender unterbrach Medienberichten zufolge die Übertragung. Nach dem Vorfall entspann sich eine Debatte: Die Erzdiözese sprach von einem Protest "zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort".
Offener Brief der Eltern der Singknaben
Am Donnerstagabend hieß es in einem Offenen Brief der Elternvertreter der Freiburger Domsingknaben, dass der Applaus keineswegs eine "mutwillige Störung" gewesen sei. Vielmehr habe es sich um eine Anerkennung der Arbeit von Böhmann gehandelt.
"Dass der Livestream kurz darauf abgebrochen und diese Würdigung als 'mutwillige Störung' bezeichnet wurde, vermittelt leider den Eindruck, berechtigte Anteilnahme sollte unterdrückt werden." Die Rede ist von einem Affront. In dem Brief wird auch die Rücknahme der Kündigung "als klares Signal eines Neubeginn" gefordert.
Musiker als Leiter von vier Chören
Die von dem 60-Jährigen geleiteten vier Chöre am Dom kämpfen für den Verbleib des Kirchenmusikers, der seit 2003 Domkapellmeister in Freiburg ist. Sie kritisieren, dass sie weder vom Erzbischof noch vom Domkapitel zu der Entlassung gehört worden seien.
Ein Sprecher der Erzdiözese sagte der KNA, es sei nachvollziehbar, dass nach der Kündigung eines langjährigen Chorleiters Unruhe unter den Mitgliedern der Dommusik entstehe. Aufgrund von Daten- und Persönlichkeitsschutz dürften die Gründe aber nicht öffentlich dargelegt werden.
Mehrere arbeitsgerichtliche Verfahren
Die Kündigung hat laut dem Sprecher eine lange Vorgeschichte. "In der Domsingschule herrschten zahlreiche Konflikte. Es gab immer wieder Versuche von Schlichtungen, die aber allesamt scheiterten." Die Entscheidung habe sich niemand leicht gemacht, aber sei der letzte Ausweg gewesen. Die Gründe für die Kündigung seien in mehreren arbeitsgerichtlichen Verfahren erörtert worden.
Die Erzdiözese kritisierte eine wiederholte Störung des Gottesdienstes als ungeeignete Protestform. "Viele Besucherinnen und Besucher, die mit dem Konflikt nichts zu tun haben, wurden damit mutwillig in eine Auseinandersetzung hineingezogen", sagte der Sprecher. Konflikte und Meinungsverschiedenheiten ließen sich nicht auf diese Weise lösen. "Die Situation macht umso mehr deutlich, dass ein Neuanfang in der Leitung der Dommusik dringend geboten ist."
Eine Klage Böhmanns gegen die Kündigung hatte das Arbeitsgericht Freiburg abgewiesen. Der Richterspruch ist aber bislang nicht rechtskräftig.