Bischöfe eröffnen Heilig-Jahr-Feiern mit Aufruf zur Hoffnung
29.12.202411:38
(zuletzt bearbeitet am 29.12.2024 um 18:50 Uhr)
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Kardinal Schönborn: "Geduld ist das tägliche Kleingeld der Hoffnung" - Gottesdienste zum Auftakt des Heiligen Jahrs 2025 in den österreichischen Diözesen - Novene für den Frieden begleitet Feierlichkeiten
Wien/Salzburg/Linz/Feldkirch/Klagenfurt/Innsbruck/Eisenstadt, 29.12.2024 (KAP) Nachdem Papst Franziskus am 24. Dezember das Heilige Jahr 2025 auf weltkirchlicher Ebene eröffnet hat, haben am Sonntag in den österreichischen Domkirchen die Eröffnungsgottesdienste in den Diözesen stattgefunden. Dabei haben die Bischöfe die Bedeutung von gelebter Hoffnung unterstrichen. Eine Wallfahrt nach Rom und das Durchschreiten der dortigen Heiligen Pforten bildet den Kern des Heiligen Jahres, das unter dem Motto "Pilger der Hoffnung" steht. Wem eine Rom-Wallfahrt nicht möglich ist, kann auch in Österreich Jubiläumskirchen und heilige Stätten besuchen oder die Möglichkeit zur geistlichen Aussprache, Beichte und zum Empfang des Ablasses nutzen.
Kardinal Christoph Schönborn hat beim Eröffnungsgottesdienst für das Heilige Jahr den Stellenwert von Hoffnung und Geduld für ein gelingendes Leben betont. Er halte nichts von dem bekannten Spruch "Die Hoffnung stirbt zuletzt", betonte der Wiener Erzbischof am Sonntag im Stephansdom und sagte: "Das der Hoffnung Eigene ist, dass sie nicht stirbt, weil sie über den Tod hinaus geht." Man könne die Hoffnung zwar verlieren, "aber echte Hoffnung geht über den Tod hinaus. Ohne den Glauben an das Ewige Leben ist die Hoffnung keine Hoffnung."
"Was ist das Geheimnis der Hoffnung, die uns Papst Franziskus für das Heilige Jahr mitgegeben hat?", fragte der Kardinal und sagte: "Geduld ist das tägliche Kleingeld der Hoffnung. Ohne Geduld, keine Hoffnung." Unter Verweis auf den zeitgleich stattfindenden kirchlichen Gedenktag der Heiligen Familie beteuerte der Kardinal: "Es gibt keinen Ort, wo man die Geduld so sehr braucht und so sehr lernt wie die Familie."
Im Blick auf das Jubiläumsjahr gelte es als "Pilger der Hoffnung", das Bild von der Heiligen Pforte im eigenen Leben umzusetzen. Es symbolisiere Barmherzigkeit, Schuldenerlass und Versöhnung, so der Kardinal. Im Heiligen Jahr könne und solle daher jeder "die Pforte des eigenen Herzens öffnen für Gott und für den Nächsten".
Prozession und Festgottesdienst in Salzburg
Mit einer Prozession und einem Festgottesdienst wurde das Heilige Jahr in der Erzdiözese Salzburg eröffnet. Erzbischof Franz Lackner, Generalvikar Harald Mattel, Erzabt Korbinian Birnbacher des Stiftes St. Peter sowie unter anderem die Bischofsvikare Gottfried Laireiter und Gerhard Viehhauser feierten mit der Erzdiözese in der Franziskanerkirche mit anschließender Prozession und eine Festmesse im Dom zu Salzburg. "Machen wir uns also auf die Suche in unserer Kirche, unter uns und in uns selbst den Heiligen in unserer Mitte neu zu entdecken und erneuern wir die unverlorene Hoffnung auf Heil", so der Erzbischof bei der Predigt am Sonntag.
Das Heilige Jahr solle eine Zeit der Spurensuche nach dem Heiligen, grundgelegt in Taufe, Firmung, Berufung und Sendung, sein, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz. Hoffnung sei die demütigste und kleinste unter den Göttlichen Tugenden, Glaube, Hoffnung und Liebe, erinnerte der Erzbischof und sagte: "Liebe in ihrer tiefsten Dimension ist Hoffnung." In gleicher Weise verhalte es sich mit dem Verhältnis von Glauben und Hoffen. So heiße es im Brief an die Hebräer frei übersetzt: "Glaube, der nicht sieht und nicht weiß - dieser Glaube ist Hoffnung. Wir glauben hingegen gemeinhin, was wir in unseren Vorstellungen schon sehen, uns wünschen und eigentlich auch schon wissen. Das ist aber nicht der Glaube, welcher sich aus dem Heilsmysterium Jesu Christi speist. Dieser Glaube ist Vertrauen, ist letzte Hingabe und als solches bleibt er immer auch Wagnis."
Vier Menschen hatten zuvor während einer kurzen Liturgie in der Franziskanerkirche von ihren Berufungen erzählt: Von der Obdachlosenseelsorge, davon, kleine Dinge im Alltag in Heiligkeit und aufmerksam zu tun, davon, anderen Menschen durch Bestätigung Hoffnung zu geben und davon, durch das gemeinsame Gebet Jesu Liebe und Barmherzigkeit zu spüren.
Dankbarkeit befreit von selbstbezogener Enge
Bei der Eröffnungsfeier für das Heilige Jahr in der Diözese Linz hat Bischof Manfred Scheuer an das päpstliche Schreiben für das Jubiläumsjahr erinnert. Angesichts von Kriegen, Vereinzelung und Ungerechtigkeit in der Welt habe Papst Franziskus für "Zeichen der Hoffnung" geworben, so der Linzer Bischof bei seiner Predigt im Mariendom. Gemeint seien damit Frieden, einen Schuldenerlass für arme Länder, eine Kultur des Lebens, Solidarität mit Migranten und Menschen am Rande.
Aus symbolischer Sicht komme der Heiligen Pforte eine besondere Bedeutung zu. Scheuer: "Beim Überschreiten der Schwelle bzw. Durchschreiten werden wir an das Wort Jesu aus dem Johannesevangelium erinnert: 'Ich bin die Tür; wer durch mich eingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden.'"
Ein Heiliges Jahr solle auch eine Zeit des Dankes sein, denn: "Dankbarkeit hat eine befreiende Wirkung. Sie befreit von selbstbezogener Enge und Ängsten; sie öffnet den Blick auf andere." Vor diesem Hintergrund betonte der stellvertretende Vorsitzende der Bischofskonferenz: "Nur wenn wir imstande sind, konkret alle Gesten der Liebe, der Großherzigkeit, der Solidarität und des Vertrauens wie auch der Verzeihung, der Geduld, des Ertragens und des Erbarmens, mit denen wir behandelt wurden, zu betrachten und dafür zu danken, entgehen wir der Vergiftung des Ressentiments - eines heimlichen Grolls -, der Resignation und der Verzweiflung."
Weltweite Bewegung der Hoffnung
Für Bischof Benno Elbs ist das Heilige Jahr "eine große, weltweite Bewegung der Hoffnung und damit auch eine Gegenbewegung zu allen Kräften, die auf Hass, Spaltung und Gewalt setzen". Das betonte der Feldkircher Bischof in seiner Eigenschaft als Apostolischer Administrator der Erzdiözese Vaduz, wo Elbs am Sonntag in der dortigen Kathedrale St. Florin das Jubiläumsjahr eröffnete.
Wer sich daran stoße, dass in diesem Jahr viele Menschen nach Rom pilgern und auch in den einzelnen Diözesen sich auf Wallfahrt begeben, denen wolle er, Elbs, mit dem Konzilstheologen Karl Rahner sagen: "Es ist ein Segen für unsere Welt, dass es in unserer Zeit nicht nur Truppenbewegungen, Waffenverschiebungen und Soldatenverlegungen gibt, sondern auch eine Wallfahrt der Hoffnung, der sich viele Menschen auf der ganzen Welt anschließen." Es tue gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die sich bewegen lassen durch die sanfte Kraft des Evangeliums und die sich aufmachen, Gott in ihrem Leben zu suchen und den Mitmenschen zu dienen.
Die Eröffnungsfeier für das Heilige Jahr in der Diözese Feldkirch hatte bereits am Tag zuvor in Dornbirn stattgefunden. Beim Gottesdienst mit Bischof Elbs am Samstag in Dornbirn fand zugleich die diözesane Sendungsfeier der Sternsingeraktion statt.
Sternsinger sind "besondere Boten der Hoffnung"
Ein Festgottesdienst mit Diözesanbischof Josef Marketz im Klagenfurter Dom bildete auch in der Diözese Gurk den Auftakt zum Heiligen Jahr. Es gelte im Jubiläumsjahr "im Zeichen der Hoffnung unterwegs zu sein und andere Menschen mit auf diesen Weg zu nehmen", sagte der Bischof beim zweisprachigen Gottesdienst im Beisein von Sternsingergruppen aus Kärnten, die die Messe auch mitgestalteten.
Als "besondere Boten der Hoffnung" bezeichnete der Bischof die rund 7.000 Sternsingerinnen und Sternsinger, "die in diesen Tagen in Kärnten unterwegs sind, um die weihnachtliche Freude und den göttlichen Segen zu den Menschen zu bringen, auf den so viele Menschen warten". Das Engagement der Sternsingerinnen und Sternsinger zeige auch, "dass junge Menschen christlichen Glauben und die damit verbundene Zuversicht und Liebe in die Welt tragen und leben".
Im Heiligen Jahr werde es in der Diözese Gurk mehrere sichtbare Zeichen der Hoffnung geben. So wird eine "Pilger der Hoffnung"-Kerze, die Bischof Marketz zu Beginn des heutigen Gottesdienstes segnete, "als pilgerndes Licht der Hoffnung von Pfarre zu Pfarre weitergegeben". Weiters würden zahlreiche Segensorte in Kärnten Gelegenheit bieten, Kraft zu tanken und Segen zu empfangen.
Mit Blick auf die Versöhnung als "großes Thema des Heiligen Jahres" lud Bischof Marketz dazu ein, die 20 Jubiläumskirchen in Kärnten zu besuchen, "die wöchentlich Gelegenheit zur Beichte und die damit verbundene sakramentale Versöhnung bieten". Es gehe im Heiligen Jahr auch darum, betonte der Kärntner Bischof, "im Umgang miteinander christliche Werte zu pflegen wie Ehrfurcht, Hochachtung voreinander, Vertrauen und gegenseitige Annahme, Sorge und Zuwendung sowie echte Liebe, die alles zusammenhält".
Offene Türen als Einladung
Bewusst auf die Symbolkraft geöffneter Türen bezog sich Bischof Hermann Glettler beim Eröffnungsgottesdienst zum Heiligen Jahr in der Diözese Innsbruck. Sie seien eine "Einladung, Bekanntes zu verlassen und neue Räume zu erschließen."
Der Innsbrucker Diözesanbischof rief die Gläubigen auch auf, im Jubiläumsjahr einen Ablass durch Gebet, Pilgerreisen und das Sakrament der Versöhnung zu empfangen. "Es geht um die vielen Altlasten, die wir in Folge von Verfehlungen, Lieblosigkeiten und Sünden uns selbst und anderen aufgebürdet haben." Im Heiligen Jahr sei allen, "die Gott und ihren Nächsten um Vergebung bitten, eine nachhaltige Entlastung zugesagt", erläuterte der Bischof.
Umkehr zu Gott und Hinwendung zu Mitmenschen
Bischof Ägidius Zsifkovics hat bei der diözesanen Eröffnungsfeier zum Jubiläumsjahr 2025 für eine Umkehr zu Gott und Hinwendung zu Mitmenschen geworben. "Geben wir in diesem Heiligen Jahr Jesus in allen Bereichen unseres Lebens mehr Raum, indem wir das Gebet in den Familien, den Gottesdienst in den Pfarren, die Feier der Sakramente, den Dienst am Nächsten und damit auch unsere christlichen Traditionen und Werte pflegen", sagte der burgenländische Bischof am Sonntagnachmittag im Eisenstädter Dom.
Dazu brauche es aber offene Kirchen und Christen, die bereit seien, aus ihrer Komfortzone herauszutreten. Wohlfühl- und Kulturchristentum, Tradition und Brauchtum seien zu wenig und seien eher abstoßend als einladend. "Wir brauchen ein neues Bewusstsein für Vergebung und Versöhnung. Ohne die Umkehr zu Gott und die Hinwendung zu den Mitmenschen gibt es keine echte Erneuerung im Glauben", betonte der Bischof, der dazu ermutigte, die Beichte, "das vergessene Sakrament der Versöhnung", zu pflegen.
Pfarren und Ordensgemeinschaften sollten daher "Gesprächsinseln, Aussprache- und Beichtmöglichkeiten, Abende der Barmherzigkeit" ermöglichen. Zsifkovics: "Öffnen wir unsere Kirchen für die Menschen mit ihren körperlichen und seelischen Nöten, damit Gott Heilung schenken kann. Wenn das in diesem Jahr gelingt, dann müssen wir unsere Kirchen nicht mehr von außen beleuchten, dann werden sie von innen her strahlen und die Menschen anziehen."
Einladung zu neuntägiger Gebetsreihe
Die Österreichische Bischofskonferenz hat die Gläubigen dazu eingeladen, mit dem Beten einer "Novene für den Frieden" das Heilige Jahr zu eröffnen. Erstellt wurden die Texte für die neuntägige Gebetsreihe ("Novene") vom Innsbrucker Bischof Glettler gemeinsam mit dem St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried, der in der Bischofskonferenz für den Themenbereich Liturgie zuständig ist. "Die Novene sollte am 29. Dezember beginnen und bis zum 6. Jänner dauern", erklärte Bischof Glettler dazu gegenüber Kathpress. Die Novene könne aber selbstverständlich auch später starten.
"Die Novene weist eine einfache Struktur auf - pro Tag ein biblisches Motto und ein dazu passendes Zitat aus der Friedensbotschaft von Papst Franziskus für den 1. Jänner 2025", führte Glettler weiter aus. Außerdem gebe es zwei Versionen der Novene. Die kürzere Version verzichtet auf die Papstzitate. Die Gläubigen seien eingeladen, sie persönlich oder in Gemeinschaft ab dem 29. Dezember zur Eröffnung des Heiligen Jahres in den Diözesen neun Tage lang zu beten. Verfügbar sind die Gebetstexte auf der Internetseite der Bischofskonferenz unter: https://www.bischofskonferenz.at/heiliges-jahr-2025/novene
Weltweite Tradition mit spirituellem Schwerpunkt
Im Jubiläumsjahr sind die Gläubigen weltweit zu spiritueller Erneuerung, Versöhnung und Solidarität eingeladen. Das Heilige Jahr, eine Tradition, die bis ins Jahr 1300 zurückreicht, wird heute alle 25 Jahre gefeiert und bietet besondere Gelegenheiten, einen Ablass durch Gebet, Pilgerreisen und das Sakrament der Versöhnung zu empfangen.
Das "Giubileo" wird aber nicht nur in Rom gefeiert, sondern ist ein weltweites kirchliches Ereignis. Auch in ganz Österreich werden eigens ausgewählte Jubiläumskirchen und heiligen Stätten eingerichtet, in denen Gläubige im Heiligen Jahr die regelmäßige Möglichkeit zur geistlichen Aussprache, Beichte und zum Empfang des Jubiläumsablasses haben.