Bischof Glettler: "Manchmal bin ich vielleicht zu schnell unterwegs"
01.01.202514:56
(zuletzt bearbeitet am 01.01.2025 um 18:00 Uhr)
Österreich/Kirche/Leute/Glettler
Innsbrucker Bischof in "Tiroler Sonntag"-Interview anlässlich seines 60. Geburtstages am 8. Jänner: "Ich lebe und orientiere mich gerne mit dem Blick nach vorne"
Innsbruck, 01.01.2025 (KAP) Einen dankbaren und zugleich launigen Rückblick auf sein Leben hat der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler anlässlich seines 60. Geburtstages am 8. Jänner gehalten. Dieser Geburtstag stelle schließlich "eine gewisse Markierung" zwischen "nicht mehr ganz jung, aber auch noch nicht ganz alt" dar, sagte Glettler im Interview mit dem "Tiroler Sonntag" (Ausgabe vom 2. Jänner). "Ich lebe und orientiere mich gerne mit dem Blick nach vorne. Vermutlich habe ich es von meinem Vater mitbekommen: Stehenbleiben bedeutet, rückwärts zu gehen. Manchmal bin ich vielleicht zu schnell unterwegs. Da bitte ich um Entschuldigung. Weggemeinschaften bilden, steht mir als Ideal vor Augen", so Glettler darin wörtlich.
Von seiner Umtriebigkeit zeugte bereits seine Geburt, blickte Glettler in dem Interview weiters zurück: "Ich bin im Rettungswagen auf die Welt gekommen. Für die Geburtenstation war es zu spät. Der kleine Vorort Guggenbach, wo wir gerade durchgefahren sind, steht in meiner Geburtsurkunde. Ich konnte es einfach nicht mehr erwarten". Familiär sei er geprägt durch "einfache bäuerliche Kultur" und das Leben mit vier Geschwistern. Während sein Vater als Elektriker, Lokführer und Nebenerwerbs-Landwirt viel unterwegs gewesen sei, habe die Mutter "alles zusammengehalten": "Meine Mutter hat uns vorgelebt, wie wichtig es ist, durchzuhalten, nicht aufzugeben. Und an Gott zu glauben."
Diese Fähigkeit, Dinge zusammenzuhalten, sei auch in seinem heutigen Amt wichtig, erläuterte Glettler weiter: "Unsere Kirche ist in vielen Fragen bunter, pluraler geworden. Reformschritte gehen den einen viel zu langsam, den anderen viel zu schnell. Ich habe als Bischof den Auftrag, den Ursprung unseres Glaubens frisch zu halten und zugleich voranzugehen. Gegenseitige Verwerfungen können wir uns eigentlich nicht mehr leisten. Vieles muss von Neuem aufgebaut werden. Als Bischof möchte ich einen Dienst der Zuversicht leisten."
Aufruf zur Gebetsnovene um Frieden und Versöhnung
Anlässlich des eröffneten Heiligen Jahres 2025 und des Jahreswechsels hat Bischof Glettler außerdem dazu aufgerufen, sich an der von den österreichischen Bischöfen veröffentlichten Gebetsnovene um Frieden und Versöhnung zu beteiligen. Die auf der Website der Österreichischen Bischofskonferenz verfügbare neuntägige "Novene für den Frieden" wurde von Bischof Glettler und dem St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried erstellt. Sie hat mit der Eröffnung des Heiligen Jahres am 29. Dezember 2024 begonnen und soll bis zum 6. Jänner dauern.
"Seien wir friedensfördernd und gehen wir Schritte der Versöhnung", rief Bischof Glettler in einer Video-Botschaft zum neuen Jahr zur Teilnahme auf. Es bestehe schließlich "weiterhin ein unglaublicher Bedarf an Friedens- und Versöhnungsarbeit". Das Heilige Jahr sei in dieser Situation ein "schönes Motiv der Zusage Gottes, dass wir nicht allein unterwegs sind, sondern gemeinsam miteinander und gemeinsam mit Gott".