Auch Italiens Bischöfe verweisen auf die hoffnungslose Lage von Inhaftierten, die nicht selten zu Suiziden führt
Rom, 01.01.2025 (KAP) Italiens Bischöfe beklagen erneut eine dramatische Lage in den Gefängnissen des Landes. Derzeit seien in den 189 italienischen Haftanstalten 61.246 Menschen untergebracht - bei einer Kapazität von 51.230 Plätzen, erklärte die Italienische Bischofskonferenz (CEI) am Neujahrstag (Mittwoch). "Die Überbelegungsrate von 130,44 Prozent und die immer zahlreicher werdenden Suizide verlangen nach Aufmerksamkeit", so die Bischöfe. "Verzweiflung kann nicht mit Gleichgültigkeit beantwortet werden."
Zugleich würdigen sie Italiens Staatspräsidenten Sergio Mattarella für seine Botschaft zum Jahresende "als Hüter und Garant der Demokratie und der Werte unserer Republik und Europas". Er habe an die vielen Formen der Armut im Land erinnert und "die dramatische Situation der Gefängnisse, die ein radikales Umdenken im Strafvollzugssystem erfordert", zitierte die CEI.
Mattarella hatte erklärt, Überbelegung verletze die per Verfassung geschützten Regeln für Haftanstalten und mache auch die Arbeitsbedingungen des Gefängnispersonals inakzeptabel. "Gefangene müssen in der Lage sein, eine andere Luft zu atmen als die, die sie zu Gesetzlosigkeit und Verbrechen geführt hat", so das Staatsoberhaupt.
Weiter fordern die Bischöfe menschenwürdige Bedingungen für die Inhaftierten, um die Rückfallquote zu verringern und die Wiedereingliederung von Straftätern in die Gesellschaft zu fördern. Dazu brauche es eine geregelte Finanzierung und die Zusammenarbeit lokaler Behörden und der Gefängnisverwaltung. Dieser Herausforderung müssten sich Institutionen, Zivilgesellschaft und Kirche gemeinsam stellen. Positive Beispiele in ganz Italien zeigten, dass das Ziel von "null Rückfällen" realistisch sei, erklärte die CEI.
Zugleich erinnerten die Bischöfe daran, dass Papst Franziskus am zweiten Weihnachtstag erstmals eine sogenannte Heilige Pforte im römischen Gefängnis Rebibbia eröffnet hatte, als Zeichen der Hoffnung im Heiligen Jahr der katholischen Kirche. Der Papst appellierte an die Regierungen weltweit, anlässlich des Jubeljahres Formen des Straferlasses zu ermöglichen, um den Inhaftierten Hoffnung auf Wiedereingliederung in die Gemeinschaft zu geben. Die Kirche in Italien schließe sich diesem Aufruf an, so die Bischofskonferenz. Auch Menschen, die Fehler gemacht haben, verdienten Mitgefühl.