Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe an zukünftige Bundesregierung: Sparen im Pflege- und Betreuungssektor belastet das Gesundheitssystem und führt zu massiven Mehrkosten
Wien, 02.01.2025 (KAP) Die Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt (BAG) fordert von der zukünftigen Regierung, mehr Geld in den Pflege- und Betreuungssektor zu investieren, um die Versorgungssicherheit in ganz Österreich sicherzustellen. Der größte Zusammenschluss von Langzeitpflege-Anbietern, bestehend aus Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotem Kreuz und Volkshilfe, warnte am Donnerstag davor, das Budgetloch mit Sparmaßnahmen im Sozialbereich "stopfen" zu wollen. Einsparungen in der Langzeitpflege würden das ohnehin bereits belastete Gesundheitssystem weiter schwächen und "massive" Mehrkosten verursachen.
Investitionen in die Langzeitpflege würden helfen, im Gesamtsystem und auch volkswirtschaftlich zu sparen, erklärten die BAG-Organisationen unisono: "Jeder Euro, der in die Langzeitpflege investiert wird, hat eine Wertschöpfung von 1,7 Euro. Und 70 Prozent des Geldes, das der Staat in die Langzeitpflege investiert, fließen wieder ins Budget zurück - über Steuern, Sozialversicherungsbeiträge etc.", beriefen sich die Hilfsorganisationen auf Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO).
Langzeitpflege sei zusammen mit anderen sozialen Dienstleistungen ein wichtiger Wirtschaftsmotor, unterstrich Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser, aktuell im BAG-Vorsitz. Zudem schaffe Pflege gerade in Krisenzeiten sichere Arbeitsplätze.
Eine unzureichende Finanzierung der Langzeitpflege hingegen würde Krankenhäuser und infolge das Gesundheitssystem in Zukunft noch mehr belasten, erklärte Caritas-Generalsekretärin Anna Parr. Das österreichische Gesundheitssystem zähle mit Ausgaben von 8,5 Prozent des BIP ohnehin zu den teuersten der Welt. 2022 habe Österreich hingegen nur 1,5 Prozent des BIP in den Bereich der Langzeitpflege investiert. "Vergleichbare Länder mit besseren Pflege- und Betreuungsstrukturen investieren nahezu zwei Drittel mehr", so Parr.
Mangel an Betreuungsangeboten
Rotkreuz-Bundesrettungskommandant Gerry Foitik betonte: "Das Krankenhaus ist sicher nicht der beste Ort, um hochaltrige Menschen zu betreuen - und definitiv der teuerste." Die Betreuung eines Patienten im AKH etwa koste pro Tag 1.800 Euro. "Jeder Tag, den Menschen im Alter nicht im Krankenhaus, sondern zu Hause oder auch in einem Pflegeheim versorgt werden, spart Geld", so Foitik. Der wichtigste Hebel für "effizienten Mitteleinsatz" seien Unterstützungsmaßnahmen, die helfen, dass Menschen möglichst lange zu Hause leben können.
Auf den Mangel an Betreuungsangeboten im eigenen Heim, etwa im Bereich der mobilen Pflege, wies Erich Fenninger hin. "Wenn hier nicht investiert wird, entstehen massive Mehrkosten", mahnte der Volkshilfe-Direktor und verwies auf teure Aufenthalte im Krankenhaus oder in Alten- und Pflegeheimen. Er forderte flächendeckende Angebote für mobile Reha, mehrstündige Alltagsbegleitung oder leistbare Tageszentren.
Seit 1995 haben sich die großen gemeinnützigen Sozialorganisationen Österreichs - Caritas, Diakonie, Hilfswerk, Rotes Kreuz und Volkshilfe - in der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt zusammengeschlossen. Im BAG-Verbund sind rund 22.500 Menschen in Pflege und Betreuung beschäftigt. Sie pflegen, begleiten und betreuen 155.000 Menschen mit Pflegebedarf in mobilen, stationären und sonstigen Betreuungsformen.