Schönborn: Nicht Herodes sondern Vorbild der Sterndeuter folgen
06.01.202511:58
Österreich/Glaube/Fest/Schönborn/Epiphanie
Wiener Kardinal am Dreikönigstag: Jeder trägt in sich "die Freude, Jesus zu finden", aber auch die Gefahr, aus Angst nicht loslassen zu können und sich festzuklammern an dem "bisschen" eigener Macht - Kritik an "verblendeten" politischen Tyrannen
Wien, 06.01.2025 (KAP) Christen sollen den Weg der Sterndeuter und ihrer freudigen Suche nach Jesus gehen und nicht jenen des "krankhaft um seine Herrschaft besorgten" König Herodes, der seine Konkurrenten brutal verfolgte: Dazu hat Kardinal Christoph Schönborn am Dreikönigstag im Wiener Stephansdom bei der Festmesse zum Hochfest Erscheinung des Herrn (Epiphanie) aufgerufen. Jeder trage in sich sowohl "die Freude, Jesus zu finden" als auch die Gefahr, aus Angst nicht loslassen zu können und sich festzuklammern an dem "bisschen" eigener Macht, sagte Schönborn: "Ich wünsche uns allen für dieses neue Jahr, dass die Freude überwiegt über die Angst."
"Der Stern, dem die Weisen aus dem Osten gefolgt sind, war nicht nur ein äußerer Stern, sondern auch ein inneres Licht, das jeden Menschen leitet, der sucht", sagte der Kardinal mit Blick auf das Tagesevangelium. Voraussetzung dafür, Gott nah zu kommen, sei ein offenes Herz und ein möglichst unverstellter Verstand.
Freilich könnten die Menschen auch blind werden für dieses Licht oder es selbst verdunkeln, mahnte Schönborn unter Hinweis auf den verblendeten Herodes - fügte aber auch einen aktuellen Bezug hinzu. "Es ist immer dasselbe Schauspiel aller Tyrannen, die sich mit allen Mitteln an der Macht halten", sagte der Wiener Erzbischof.
Als Beispiel verwies er auf einen "afrikanischen Präsidenten" - gemeint war offenbar Kameruns Staatsschef Paul Biya - der mit bald 92 Jahren noch einmal antreten wolle für seine De-facto-Diktatur, die er seit Jahrzehnten ausübt. Schönborn: "Die meisten Kriege und Konflikte in unserer Welt haben da ihren Ursprung. Der Tyrann hat nur eine Sorge: sich an der Macht zuhalten. Das Unsinnige daran ist: Alle Tyrannen vergessen eines: dass sie sterblich sind."
Auch Sternsinger im Stephansdom
Zum Ende des Gottesdienstes zogen die Sternsinger in den Stephansdom ein, die in diesen Tagen im ganzen Land für die Hilfsprojekte der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar sammeln. Jährlich werden mit den Spenden der österreichischen Bevölkerung hunderte Hilfsprojekte für Menschen in Not in Afrika, Asien und Lateinamerika finanziert. Auch Kardinal Schönborn will am Montagnachmittag eine Gruppe Sternsinger auf ihrer Tour in einem Pfarrverband der Erzdiözese Wien begleiten.