Innsbrucker Bischof wird am 8. Jänner 60 - Einladung zu Wanderung, Gottesdienst und Rodelpartie am 11. Jänner nach Maria Waldrast
Innsbruck, 07.01.2025 (KAP) Am Mittwoch, 8. Jänner, feiert der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler seinen 60. Geburtstag. Der kunstaffine Glettler ist seit sieben Jahren Bischof von Innsbruck und wurde zuletzt von Medien als ein Kandidat für die Nachfolge von Kardinal Christoph Schönborn als Erzbischof von Wien ins Spiel gebracht. Glettler lädt vorrangig Mitarbeitende der Diözese, aber auch alle sonstigen Interessierten aus Anlass seines Geburtstages am 11. Jänner zu einer Wanderung nach Maria Waldrast vor den Toren Innsbrucks ein. Um 12 Uhr will er dort einen Gottesdienst feiern. Anschließend soll es die Möglichkeit zum Zusammensein und einer abschließenden Rodelpartie ins Tal geben, teilte Glettler unlängst in der ORF-Tirol-Radiosendung "Über Gott und die Welt" mit.
Hermann Glettler wurde am 8. Jänner 1965 in Übelbach in der Steiermark geboren. Seine Schullaufbahn schloss er am Bischöflichen Seminar und Gymnasium in Graz ab. Die Maturareise führte ihn 1983 nach Frankreich, wo er in Paray le Monial zufällig an einem internationalen Jugendtreffen der Gemeinschaft Emmanuel teilnahm, der er seit 1987 angehört. Im Gespräch mit jungen Theologiestudenten hatte sich damals sein Wunsch verstärkt, Priester zu werden. Glettler studierte Theologie und Kunstgeschichte in Graz, Tübingen und München.
Am 23. Juni 1991 wurde Hermann Glettler zum Priester für die Diözese Graz-Seckau geweiht. Nach Kaplansjahren in Judenburg-St. Nikolaus und Wagna verbrachte er ein Fortbildungsjahr 1998/99 in St. Nicolas des Champs in Paris. Von 1999 bis 2016 war er Pfarrer im Pfarrverband Graz St. Andrä-Karlau. Als Seelsorger im kulturell und religiös vielfältigen Bezirk Gries wurde Glettler einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Neben der traditionellen Pfarrseelsorge nahm er auch sozial Benachteiligte und die zahlreichen Migranten in den Blick. Brücken baute Glettler immer wieder auch zu Nichtgläubigen: 2014 führte er ein von wechselseitiger Achtung geprägtes Streitgespräch mit dem theoretischen Physiker, "Science Buster" und kämpferischen Atheisten Heinz Oberhummer (1941-2015).
Seine Affinität und Liebe vor allem für die zeitgenössische Kunst setzte Glettler u.a. in seiner damaligen Kirche St. Andrä in die Praxis um. Das aus der Barockzeit stammende Gotteshaus ließ er von zahlreichen zeitgenössischen Künstlern umfassend - von der unkonventionellen Fassadenbemalung bis zu den Glasfenstern - umgestalten. Mit konzeptuellen Bildgestaltungen ist er auch selbst künstlerisch tätig, hatte zwischen 1990 und 2015 mehrere Einzelausstellungen.
"Manchmal bin ich zu schnell unterwegs"
Einen dankbaren und zugleich launigen Rückblick auf sein Leben bot Glettler u.a. in einem Interview in der aktuellen Ausgabe des "Tiroler Sonntag". "Ich lebe und orientiere mich gerne mit dem Blick nach vorne. Vermutlich habe ich es von meinem Vater mitbekommen: Stehenbleiben bedeutet, rückwärts zu gehen. Manchmal bin ich vielleicht zu schnell unterwegs. Da bitte ich um Entschuldigung. Weggemeinschaften bilden, steht mir als Ideal vor Augen", so Glettler darin wörtlich.
Von seiner Umtriebigkeit zeugte bereits seine Geburt, blickte Glettler in dem Interview weiters zurück: "Ich bin im Rettungswagen auf die Welt gekommen. Für die Geburtenstation war es zu spät. Der kleine Vorort Guggenbach, wo wir gerade durchgefahren sind, steht in meiner Geburtsurkunde. Ich konnte es einfach nicht mehr erwarten". Familiär sei er geprägt durch "einfache bäuerliche Kultur" und das Leben mit vier Geschwistern. Während sein Vater als Elektriker, Lokführer und Nebenerwerbs-Landwirt viel unterwegs gewesen sei, habe die Mutter "alles zusammengehalten": "Meine Mutter hat uns vorgelebt, wie wichtig es ist, durchzuhalten, nicht aufzugeben. Und an Gott zu glauben."
Diese Fähigkeit, Dinge zusammenzuhalten, sei auch in seinem heutigen Amt wichtig, erläuterte Glettler weiter: "Unsere Kirche ist in vielen Fragen bunter, pluraler geworden. Reformschritte gehen den einen viel zu langsam, den anderen viel zu schnell. Ich habe als Bischof den Auftrag, den Ursprung unseres Glaubens frisch zu halten und zugleich voranzugehen. Gegenseitige Verwerfungen können wir uns eigentlich nicht mehr leisten. Vieles muss von Neuem aufgebaut werden. Als Bischof möchte ich einen Dienst der Zuversicht leisten."
Mit 12 Jahren hatte er bereits das Priesteramt oder den Tischlerberuf vor Augen - mit 15 Jahren sorgten Glaubenstage mit einem Wiener Priester für die Entscheidung zum Priestertum - eine Entscheidung, die er bis heute nicht bereue, sagte Glettler zuletzt in der ORF-Tirol-Sendung "Über Gott und die Welt". Auf der Maturareise und bei einem späteren längeren Aufenthalt in Paris lernte er die Gemeinschaft Emmanuel kennen, deren Spiritualität er bis heute eng verbunden ist. Die Mischung aus persönlicher Gottesbeziehung und missionarischem Ehrgeiz, der keinen Diskurs scheut, reize ihn, so Glettler. Für sein politisches Engagement bedeute das, dass er auch künftig nicht schweigen werde, wo Menschen an den Rand gedrängt und ihnen Chancen verwehrt werden. Davon lebe schließlich die Demokratie: vom offen kontroversen Streit und dem gemeinsamen Bauen an tragfähigen sozialen Netzwerken, so der Innsbrucker Bischof.
Gebetsnovene um Frieden und Versöhnung
Anlässlich des eröffneten Heiligen Jahres 2025 und des Jahreswechsels hat Bischof Glettler außerdem dazu aufgerufen, sich an der von den österreichischen Bischöfen veröffentlichten Gebetsnovene um Frieden und Versöhnung zu beteiligen. Die auf der Website der Österreichischen Bischofskonferenz verfügbare neuntägige "Novene für den Frieden" wurde von Bischof Glettler und dem St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried erstellt. Sie hat mit der Eröffnung des Heiligen Jahres am 29. Dezember 2024 begonnen und soll bis zum 6. Jänner dauern. (Gebetsnovene zum Download unter: https://www.bischofskonferenz.at/heiliges-jahr-2025/novene)
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