Österreichische Vatikanjournalistin: Ernennung von Simona Brambilla zur Leiterin der vatikanischen Ordensbehörde soll Vorbildwirkung für Diözesen weltweit haben und ist auch ein Signal, dass das Kardinalsamt "nicht Macht, sondern Dienst" bedeutet
Vatikanstadt, 07.01.2025 (KAP) Papst Franziskus setzt mit der Ernennung der italienischen Ordensfrau Simona Brambilla zur Präfektin der vatikanischen Ordensbehörde ein "wichtiges Signal" an Weltkirche, Kardinäle und die engagierten Frauen in der Kirche: Das betont die österreichische Vatikanexpertin Gudrun Sailer. "Zum ersten Mal wirkt eine Frau beim Heiligen Stuhl auf der Ebene direkt unter dem Papst. Das war vor wenigen Jahren noch undenkbar", erklärte die "Vatican News"-Journalistin in einem Beitrag auf dem vatikanischen Nachrichtenportal (Dienstag). Auch dass nun ein Kardinal in der Hierarchie unter einem Laien in einer Kurienbehörde tätig ist, sei "neu und noch nie dagewesen".
Der Papst hatte Brambilla am 6. Jänner zur Präfektin des Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens ernannt. Die 59-Jährige hat künftig damit eine der höchsten Positionen in der katholischen Kirche inne. Zeitgleich berief Franziskus den früheren Salesianer-Generaloberen Kardinal Angel Fernandez Artime zum Pro-Präfekten des Ordensdikasteriums.
Papst Franziskus und vor ihm auch schon Papst Benedikt XVI. hätten neu ernannten Kardinälen in der Vergangenheit immer wieder eingeschärft, dass das Kardinalsamt "nicht Macht, sondern Dienst" bedeutet, erinnerte Sailer. "Und wenn das so ist, kann ein Kardinal auch mal einem Laien, ob Frau oder Mann, zuarbeiten." Dies habe der Papst mit der aktuellen Doppelernennung unterstreichen wollen.
Franziskus setzt laut der Vatikanexpertin auch darauf, dass die Ernennung Brambillas Vorbildwirkung für mehr Ernennungen von Frauen in hohe kirchlichen Verantwortungen in den Diözesen weltweit hat. "Denn wenn wir einmal von den kirchlichen Gegebenheiten in Mitteleuropa absehen, gibt es viele Diözesen, die Frauen in Führungspositionen noch nie in Betracht gezogen haben", sagte Sailer. An diesem Punkt gehe der Vatikan unter Franziskus voran. Im aktuellen Pontifikat sei insgesamt die Zahl der Frauen im Vatikan gestiegen, und besonders die Zahl der Frauen mit Führungsverantwortung.
Die gebürtige Niederösterreicherin, die seit Jahrzehnten in Rom das Geschehen rund um den Vatikan aus nächster Nähe beobachtet, hat bereits mehrere Bücher zum Thema Frauen in der Kirche publiziert. Sie ist auch Mitbegründerin des im Vatikan eingetragenen Vereins "Donne in Vaticano" ("Frauen im Vatikan").
Laien aus katholischer Sicht höher gestellte Stellvertreter zur Seite zu stellen, könne ohne Änderung des kirchlichen Gesetzbuchs zu Problemen führen, meint der Experte Matthias Pulte