Zweitägiger Nachwuchsworkshop "Take us to Church, Taylor" an der Katholisch-Theologischen Fakultät am Donnerstag gestartet - Sozialethikerin Kreuzer: Swift wird als Alltagsheilige verehrt, die spirituelle Bedürfnisse erfüllt
Wien, 09.01.2025 (KAP) Nach 12 Grammy Awards, 40 Billboard Music Awards und 29 American Music Awards erfährt die amerikanische Popikone Taylor Swift in Wien nun auch eine akademische Würdigung: Am Donnerstagnachmittag startete der zweitägige Nachwuchsworkshop "Take us to Church, Taylor!" an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, der erstmals über die Grenzen der Musikszene hinaus das Popkulturphänomen Taylor Swift aus theologischer Sicht untersucht.
"Von ihren Fans wird die Sängerin als eine Art Alltagsheilige verehrt, und offensichtlich befriedigt sie spirituelle Bedürfnisse", erklärte Organisatorin und Sozialethikerin Linda Kreuzer im Vorfeld der Veranstaltung im Interview mit Kathpress. In den kommenden Tagen wollen Theologen und Theologinnen unterschiedlicher Disziplinen im Zuge kurzer Impulsvorträge, Diskussionen und Gesprächspanels dem Hype um Swift nachgehen und erörtern, welche religiösen Elemente sich in Swifts Musik und Auftreten finden lassen.
Obwohl Swift dezidiert keine religiösen Aussagen mache, vertrete sie in ihren Liedern, die von Nächstenliebe und Respekt zeugten, sowie im Umgang mit Menschen christliche Werte, so Kreuzer, die sich dem Phänomen Taylor Swift in ihrem Vortrag aus feministisch-theoretischer Sicht nähert. "Sie ist zum Symbol für eine inklusive Gesellschaft geworden; ihre Konzerte wollen ein 'Safe Space' sein, insbesondere für Frauen und die LGBTQIA+-Community." Aus theologischer Sicht sei die Frage interessant, ob ihre Auftritte einen "religiösen Impact" auf die Menschen haben und wie sie es schaffe, ihren Fans emotionalen Support zu bieten.
"Trost-Gottesdienste" für "Swifties"
Als Taylor Swifts Konzerte in Wien im August des Vorjahres wegen eines angedrohten Terroranschlags abgesagt wurden, war der Schock für Fans groß. Damals gingen Bilder von singenden Swift-Fans in der Wiener Innenstadt um die Welt. Auch Kreuzer und ihre Kolleginnen sowie Mitorganisatorinnen des Workshops - Annika Schmitz, Noreen van Elk und Eva Puschautz - hatten Karten für das Konzert. "Wir waren nach der Absage aus unterschiedlichen Gründen traurig und haben uns beim Mittagessen darüber ausgetauscht, was Taylor Swift in den Leuten anspricht", erläuterte Kreuzer den initiatorischen Moment für den Workshop.
Dass die Lutherische Stadtkirche im 1. Bezirk ihre Tore öffnete, um Fans zu trösten, habe bewiesen, "dass das Phänomen Taylor Swift selbst pastoraltheologische Auswirkungen hat". Pfarrerin Julia Schnizlein-Riedler habe einen Swift-Liedermarathon veranstaltet und Fans einen Raum zum Trauern gegeben, so Kreuzer. Diesem Thema wird sich im Zuge des Worskshops unter anderem die deutsche Theologin Silvie Pölzer in ihrem Vortrag zum Thema "Taylor-Swift-Gottesdienste" widmen.
Mit den Texten von Taylor Swift beschäftigt sich aus bibelexegetischer Sicht Paula Neven Du Mont in ihrem Vortrag "Das Menschen- und Gottesbild in den Liedtexten Taylor Swifts". "Es ist interessant zu fragen, ob ihre Texte tiefgründiger sind, als es auf den ersten Blick scheint und ob sie nicht Impulse für ein zeitgenössisches Denken über Gott liefern", merkte Kreuzer dazu an.
Swift-Forschung in den Kinderschuhen
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Phänomen Taylor Swift befinde sich noch in den Kinderschuhen, fuhr die Sozialethikerin fort. Die Theologinnen und Theologen des Wiener Workshops hätten vor allem Daten aus dem kulturwissenschaftlichen Bereich als Ausgangsbasis genommen. Die Impulsvorträge und Ergebnisse des Workshops "Take us to Church, Taylor!" sollen aber aus theologischer Perspektive dazu beitragen, Forschungslücken zu schließen. Im Nachgang der Veranstaltung werden die Resultate als wissenschaftliche Papers veröffentlicht und in möglichen Folgeveranstaltungen präsentiert. (Infos: https://se-ktf.univie.ac.at/detailansicht/news/nachwuchsworkshop-take-us-to-church-taylor/)