Wiener Theologische Kurse veranstalten 17.-18. Jänner Spezialkurs über theologische und politische Konsequenzen des ersten ökumenischen Konzils und die Auseinandersetzung mit dem Arianismus
Wien, 09.01.2025 (KAP) Im Jahr 2025 begehen alle christlichen Kirchen das 1.700-Jahr-Jubiläum des ersten ökumenischen Konzils von Nicäa, das im Jahr 325 n. Chr. entscheidende Weichen für das Christentum stellte. Eine tiefgehende Auseinandersetzung mit den Folgen des Konzils bieten die Wiener Theologischen Kurse mit dem Spezialkurs "1700 Jahre Konzil von Nicäa. Eine Zäsur in der Kirchengeschichte". Im Fokus der Veranstaltung von 17. bis 18. Jänner stehe die historische Bedeutung des Konzils, das neben einem Glaubensbekenntnis auch einen gemeinsamen Ostertermin fixiert hatte, hieß es in einer Ankündigung.
Unter der Leitung von Expertinnen und Experten wie der evangelischen Theologin Uta Heil, Kirchengeschichtlerin Christina Traxler, Liturgiewissenschaftler Predrag Bukovec sowie dem Theologen Hubert Philipp Weber beleuchtet der Kurs die religiösen wie politischen Dimensionen des Konzils. Besonders die theologischen Konflikte rund um den Arianismus sowie die Auswirkungen auf das Verhältnis von Kirche und Staat stünden im Mittelpunkt, hieß es vonseiten der Veranstalter. Der Kurs ist sowohl in Präsenz als auch online zugänglich (theologischekurse.at).
In Nicäa (Iznik/Türkei) wurde 325 das zentrale christliche Glaubensbekenntnis formuliert. Als Kaiser Konstantin das Konzil einberief, wollte er damit unter anderem den Streit zwischen Bischof Alexander von Alexandrien und dem Presbyter Arius schlichten.
Politische Dimension des Streits
Die theologische Auseinandersetzung mit dem Arianismus war nicht nur ein abstrakter theologischer Streit, sondern hatte auch tiefgreifende politische Auswirkungen. Uta Heil, eine der Kursleiterinnen, erläuterte in der Zeitschrift "theologie aktuell" der Theologischen Kurse (Ausgabe 2, 2024/25), dass Kaiser Konstantin selbst den theologischen Streit als ein "Ärgernis" betrachtete, das die Einheit der Kirche und den Frieden im Reich gefährdete. Deshalb strebte er eine Einigung zwischen den verschiedenen Parteien an. Im Jahr 324 forderte Konstantin in einem Mahnschreiben zur gütlichen Beilegung des Konflikts auf. "Der Streit um Arius gefährdete den Frieden im Reich", übermittelte ein Gesandter an die Streitparteien.
Erst das von Konstantin einberufene erste Ökumenische Konzil von Nicäa im Frühsommer 325 bestätigte die Verurteilung des Arius. Konstantin wollte als "pontifex maximus" die Einheit der Kirche für den Reichsfrieden bewahren und kirchliche Zerwürfnisse vermeiden.
Polemik und Vorverurteilung
Obwohl die Lehre des Arius auf dem Konzil verurteilt wurde, sei diese Entscheidung heute aufgrund mangelnder Quellen nur schwer greifbar, wie Heil schrieb. Die Debatten des 4. Jahrhunderts seien zudem von "aggressiver Polemik" geprägt gewesen, und Gegnern wurden oft Aussagen zugeschrieben, die sie nie vertreten hätten. So wurden Arius und seine Anhänger häufig beschuldigt, den Sohn Gottes als ein rein menschliches Geschöpf zu betrachten, was nicht seine Lehre war.
"Zu beachten ist nämlich, dass Arius schon bald, insbesondere von Bischof Alexander, Aussagen angelastet wurden, die er selbst in dieser Form nicht vertreten hatte: Er halte angeblich den Sohn Gottes für ein reines und wandelbares Geschöpf, dem es daher an göttlicher Qualität mangele, mithin schlicht für einen Menschen", führte Heil als Beispiel an.
Die Polemik führte dazu, dass selbst diejenigen, die sich nicht als Anhänger des Arius sahen, später als "Arianer" bezeichnet und verurteilt wurden. Besonders Athanasius, Bischof von Alexandrien (328-373) und Nachfolger des Alexander, verwendete dieses Argument, obwohl die von ihm Kritisierten sich nicht als Arius-Anhänger verstanden.
Was Arius lehrte
Arius, ein philosophisch gebildeter Libyer, betonte die absolute Priorität des Vaters und wollte die Entstehung des Sohnes aus dem Vater erklären. Für ihn war der Sohn zwar ein Geschöpf, aber ein besonderes, vollkommenes Geschöpf, das durch den Vater erschaffen wurde - "Denn der Sohn ist der Schöpfungsmittler, durch den Gott die Welt geschaffen hat", erklärte Heil. Diese Ansicht stieß auf Widerstand, vor allem bei Alexander, der den Sohn als "ewig aus dem Vater gezeugt" ansah. Der Streit entzündete sich somit auch an der Frage der Präexistenz und der Natur des Sohnes.
Obwohl der Arianismus auf dem Konzil verurteilt wurde, setzte sich die Debatte fort, insbesondere in den westlichen und ostgotischen Reichen. Die "Homöer", eine Gruppe von Theologen, die sich von den Beschlüssen von Nicäa unterschieden, vertraten die Ansicht, dass der Sohn dem Vater zwar ähnlich, aber nicht wesensgleich sei. Diese Position wurde von späteren Kirchenvätern, darunter Athanasius, als häretisch abgelehnt.
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